|
Anzeige: |

| satt.org | Literatur | Comic | Film | Musik | Kunst | Gesellschaft | Freizeit | SUKULTUR |
25. Mai 2008 italo.log Die wöchentliche Gedichtanthologie aus Italien. Herausgegeben von Roberto Galaverni und Theresia Prammer. » Kontakt » Zum Geleit ... » bis 111: Andrea Ponso 110: Paolo Bertolani 109: Andrea Temporelli 108: Ermanno Krumm 107: Patrizia Cavalli (3) 106: Vivian Lamarque 105: Giancarlo Majorino 104: Toti Scialoja 103: Emilio Rentocchini 102: Eugenio Montale (4) 101: Maria Luisa Spaziani 100: Ignazio Buttita 099: Simone Cattaneo 098: Nanni Balestrini 097: Nino Pedretti 096: Marco Giovenale 095: Valentino Zeichen 094: Elio Pagliarani 093: Bartolo Cattafi 092: Luciano Cecchinel 091: Eugenio de Signoribus 090: Guido Ceronetti 089: Andrea Zanzotto (4) 088: Matteo Marchesini 087: Nicola Gardini 086: Attilio Bertolucci (2) 085: Flavio Santi 084: Gesualdo Bufalino 083: Gherardo Bortolotti 082: Giuliano Mesa 081: Albino Pierro 080: Beppe Salvia 079: Ottiero Ottieri 078: Eugenio Montale (3) 077: Antonio Riccardi 076: Amelia Rosselli (2) 075: Nelo Risi 074: David Maria Turoldo 073: Pier Paolo Pasolini (3) 072: Franco Scataglini 071: Patrizia Vicinelli 070: Milo de Angelis (2) 069: Umberto Piersanti 068: Giorgio Orelli 067: Elisa Biagini 066: Remo Pagnanelli (2) 065: Carlo Bettocchi 064: Vittorio Sereni (2) 063: Giorgio Bassani 062: Federico Italiano 061: Gabriele Frasca 060: Andrea Zanzotto (3) 059: Patrizia Cavalli (2) 058: Antonio Porta 057: Vincenzo Frungillo 056: Gianni D'Elia 055: Gregorio Scalise 054: Giorgio Caproni (2) 053: Stefano Dal Bianco 052: Biagio Marin 051: Elsa Morante 050: Franco Buffoni 049: Franco Loi (2) 048: Ferruccio Benzoni 047: Eugenio Montale (2) 046: Adriano Spatola 045: Dario Bellezza 044: Tonino Guerra 043: Luciano Erba 042: Jolanda Insana 041: Mario Luzi 040: Primo Levi 039: Valerio Magrelli (2) 038: Paolo Volponi 037: Alda Merini 036: Pier Paolo Pasolini (2) 035: Patrizia Valduga 034: Aldo Nove 033: Raffaello Baldini 032: Maurizio Cucchi 031: Piero Bigongiari 030: Andrea Zanzotto (2) 029: Gerhard Kofler 028: Remo Pagnanelli 027: Andrea Gibellini 026: Fabio Pusterla 025: Michele Sovente 024: Anna Maria Carpi 023: Gian Mario Villalta 022: Edoardo Sanguineti 021: Roberto Roversi 020: Patrizia Cavalli 019: Giuseppe Conte 018: Giovanni Giudici 017: Valerio Magrelli 016: Giorgio Caproni 015: Andrea Zanzotto 014: Attilio Bertolucci 013: Emilio Villa 012: Giampiero Neri 011: Giovanni Raboni 010: Amelia Rosselli 009: Sandro Penna 008: Antonella Anedda 007: Pier Paolo Pasolini 006: Fernando Bandini 005: Milo de Angelis 004: Vittorio Sereni 003: Franco Fortini 002: Franco Loi 001: Eugenio Montale satt.org-Links: Latin.Log Gedichte aus Lateinamerika (2005-2008). Herausgegeben von Timo Berger und Rike Bolte. Lyrik.Log Die Gedichtanthologie (2003-2005). Herausgegeben von Ron Winkler. |
|
Attilio Bertolucci, Vater der beiden Regisseure Bernardo Bertolucci und Giuseppe Bertolucci, wurde 1911 in Parma geboren. Bertolucci studierte in Bologna, wo er die kunstgeschichtlichen Kurse Roberto Longhis besuchte. Langjährige Freundschaft mit Pier Paolo Pasolini. Vom Ende der 30er Jahre bis 1950, dem Jahr seines Umzugs nach Rom, unterrichtete Bertolucci in seiner Heimatstadt Parma. 1939 gründete er, zusammen mit dem Verleger Guanda, ebendort die Reihe für fremdsprachige Gegenwartsdichtung „la Fenice“. Bertolucci war ständiger Mitarbeiter verschiedener Zeitschriften („Paragone“, „Nuovi argomenti“) sowie der Tagespresse („la Repubblica“) und arbeitete als Radio- und Fernsehredakteur. Unter seinen Werken: Sirio (Parma, 1929), Fuochi in novembre (Milano, 1934), La capanna indiana (Firenze, 1951), Viaggio d’inverno (Milano, 1971), das Langgedicht in zwei Teilen La camera da letto ( Milano 1984 und 1988), Verso le sorgenti del Cinghio (Milano, 1993) sowie La lucertola di Casarola (Milano, 1997). In den 90er Jahren entstehen die zwei Aufsatzbände Aritmie (Milano, 1991) und Ho rubato due versi a Baudelaire (Milano, 2000). Unter dem Titel Opere erscheinen 1997, herausgegeben von Paolo Lagazzi und Gabriella Palli Baroni, sämtliche Gedichte in der renommierten Mailänder Klassiker-Reihe „I Meridiani“. Bertolucci starb 2000 in Rom. |
Cesare Garboli über Attilio Bertolucci:
Schüler Roberto Longhis, hat Bertolucci nie einen Hehl aus den Schuldigkeiten gemacht, die er während der langen Zeit des Umgangs mit diesem Meister eingegangen ist. Die Malerei des 14. Jahrhunderts in Bologna, die lombardische Kunst des 16. Jahrhunderts, die Corot’sche und Morandi’sche Elegie verknüpfen sich bei ihm zu den berückendsten literarisch-figurativen Kombinationen. Doch schlußendlich halten diese mit so viel Mühe wiedererrungenen, natürlich-schönen und in täglich-demütiges Licht getauchten Bilder eine Überraschung bereit. Der Dichter nähert sich ihnen gleichsam von hinten, betrachtet sie als bereits Verblichene, wiederholt sie und schreibt sie neu, gerade so weit, um sie als Träger eines Traums oder einer Chimäre vor uns erscheinen zu lassen. [...] Dieses Heimweh nach dem herzzerreißenden und vollkommenen Augenblick, diese Mauern verflochten mit Rosen, dieses eigene Selbst im Caffé Greco oder im Schlafrock, gesehen mit den Augen eines Kranken, deuten den Zusammenbruch der Zeit an, setzen Proust voraus und vielleicht, innerhalb der Grenzen Bertoluccis, gehen sie sogar ein wenig über ihn hinaus, sofern man sie Bertolucci zuschreiben will, diesen nachhaltigen und angstvollen, nachhaltig besänftigten Eindruck, daß die Gegenwart ständig im Begriff ist zu kippen und ins Nichts zu stürzen.
Viaggio d’inverno ist ein egoistisches, unheroisches Buch, ohne Hoffnung und ohne Schwung. Doch es ist auch ein Buch des unendlichen Genusses für diejenigen, die sich mit der Technik der Dichtung auseinandersetzen und es verstehen, unter der bescheidenen Kruste des, immer rauh gekörnten Verses, die bewegliche, beunruhigende Organisation grenzenloser indirekter Verweise aufzugreifen. [...] Wenige Künstler legen die Sensibilität, die Hellhörigkeit Bertoluccis an den Tag, und keiner könnte ihn überragen in seinem Talent, all seine verstreuten Visionen, seine ungeordneten und zufälligen Lektüren, seine ganze Bildung in einem Punkt zusammenströmen zu lassen. [...] Ist Bertolucci nicht vielleicht der treue Zeuge, der eifersüchtige Hüter einer idealen italienischen Dichtung, die es immer schon irgendwo gegeben hat, doch die nie geschrieben worden ist? Es gibt auch so etwas wie einen Manierismus der Natur und man stellt sich gerne vor, daß Bertolucci sich über so viele imaginäre, demütige italienische Verse gebeugt hat, zerstoben und verstreut über die Jahrhunderte, gleich den unzähligen Bildern, die nur für einen Augenblick an der Netzhaut namenloser oder ländlicher Bevölkerung vorbeiziehen und gleich wieder gelöscht werden, verschüttet, verschluckt von der unaufmerksamen und schnellebigen Zeit, daß er sich über all sie mit befreiender Gnade gebeugt hat und sich nun bückt, um das Ganze mit einer erkennbar schwachen Unterschrift zu versehen, seinen Name und Vornamen darunterzusetzen, mit dem ganzen Glück des entdeckenden Kritikers und Restaurators. [...] Im Gegensatz zu den Dichter-Ästheten, die der Ansicht sind, alles was sie berühren verwandle sich in Gold, macht sich Bertolucci eines noch größeren Hochmuts schuldig. Er hält es nicht für nötig, das, was er berührt in ein Bild der Schönheit zu verwandeln. Die Schönheit gibt es, überall da, wo eine schreckliche Religion den Lebenden „die Schmach des Daseins“ zu verzeihen vermag. Vielleicht sind Gnade und Geringschätzung vor dem Leben niemals so nahe beieinander, niemals so aufs engste verknüpft gewesen. („Accesa solitudine”, in: Il Mondo, 11 Juli 1971, Übersetzung: T. P.)
| satt.org | Literatur | Comic | Film | Musik | Kunst | Gesellschaft | Freizeit | SUKULTUR |