Lyrik.Log 39

Drei Straßenzüge täglich, mehr braucht es nicht,
um durchzukommen, den Schlenker (Schanker)
um deinen Erker eingeschlossen.
Einen Wall überwinden, ICE-Anbindung,
um von hier wegzukommen – wie du, seit Tagen fort
nach Passau, für ein Passionsspiel mit deiner Tochter.
Weder Himmel noch Hölle noch Fegefeuer.
Einmal die Woche an eine Ampelanlage vorstoßen
oder an einen Kreisverkehr, ortseinziger, ortsangemessen –
eher in drei Zügen um eine Blumenampel wenden.
Jede Entfernung ein Steinwurf, jeder Steinwurf
ein Katzensprung, für nichts davon eine Abkürzung kennen.
Auf dem Marktplatz ein 1:1 Lichtenberg
(aus dem Oberschenkel eines gestürzten Tyrannen gegossen)
und Spargelwettschälen oder untröstliche Heilsarmisten.
Hinter jeder Ecke auf einen Bekannten stoßen,
hinter jedem Bekannten auf einen Vorgänger oder Verwandten.
Das Grüßen mehr Abwinken als Winken.
Ihr dreht euch seit Tagen im Regen (Niesel-Piesel!).
Die Briefe schon nass, ehe sie geschrieben wurden.
Einer davon, der sagt, dein Herz, dass, dass dein Herz
schlägt, unbedenklich, unregelmäßig. – Wie haben sie es herausgefunden?
Die örtliche Zeitung meldet, dass man Singvögel ausgemacht hat,
die das Läuten von Handys nachschilpen,
um die balzende Konkurrenz auszutricksen –
beinahe wie ich, halbseiden und halb Künstler
und fasziniert und abgestoßen davon,
deine Nummer zu wählen, den Hörer beiseite zu legen,
um dein Telefon im Karree aufschreien zu hören.
Sich aus dem Fenster in zwei Straßen weiter lehnen.
Es ist wirklich alles nahe liegend: Grube und Pendel
auf ein paar Bezugskreise hingezirkelt.
Mit dem Auge kaum zu erfassen, wie sich die Kreise schließen,
während du radelst, verkabelt an ein Geheiminstrument,
ein dereguliertes Sensorium, das auf der Stelle trampelt.