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20. Juli 2008 italo.log Die wöchentliche Gedichtanthologie aus Italien. Herausgegeben von Roberto Galaverni und Theresia Prammer. » Kontakt » Zum Geleit ... » bis 111: Andrea Ponso 110: Paolo Bertolani 109: Andrea Temporelli 108: Ermanno Krumm 107: Patrizia Cavalli (3) 106: Vivian Lamarque 105: Giancarlo Majorino 104: Toti Scialoja 103: Emilio Rentocchini 102: Eugenio Montale (4) 101: Maria Luisa Spaziani 100: Ignazio Buttita 099: Simone Cattaneo 098: Nanni Balestrini 097: Nino Pedretti 096: Marco Giovenale 095: Valentino Zeichen 094: Elio Pagliarani 093: Bartolo Cattafi 092: Luciano Cecchinel 091: Eugenio de Signoribus 090: Guido Ceronetti 089: Andrea Zanzotto (4) 088: Matteo Marchesini 087: Nicola Gardini 086: Attilio Bertolucci (2) 085: Flavio Santi 084: Gesualdo Bufalino 083: Gherardo Bortolotti 082: Giuliano Mesa 081: Albino Pierro 080: Beppe Salvia 079: Ottiero Ottieri 078: Eugenio Montale (3) 077: Antonio Riccardi 076: Amelia Rosselli (2) 075: Nelo Risi 074: David Maria Turoldo 073: Pier Paolo Pasolini (3) 072: Franco Scataglini 071: Patrizia Vicinelli 070: Milo de Angelis (2) 069: Umberto Piersanti 068: Giorgio Orelli 067: Elisa Biagini 066: Remo Pagnanelli (2) 065: Carlo Bettocchi 064: Vittorio Sereni (2) 063: Giorgio Bassani 062: Federico Italiano 061: Gabriele Frasca 060: Andrea Zanzotto (3) 059: Patrizia Cavalli (2) 058: Antonio Porta 057: Vincenzo Frungillo 056: Gianni D'Elia 055: Gregorio Scalise 054: Giorgio Caproni (2) 053: Stefano Dal Bianco 052: Biagio Marin 051: Elsa Morante 050: Franco Buffoni 049: Franco Loi (2) 048: Ferruccio Benzoni 047: Eugenio Montale (2) 046: Adriano Spatola 045: Dario Bellezza 044: Tonino Guerra 043: Luciano Erba 042: Jolanda Insana 041: Mario Luzi 040: Primo Levi 039: Valerio Magrelli (2) 038: Paolo Volponi 037: Alda Merini 036: Pier Paolo Pasolini (2) 035: Patrizia Valduga 034: Aldo Nove 033: Raffaello Baldini 032: Maurizio Cucchi 031: Piero Bigongiari 030: Andrea Zanzotto (2) 029: Gerhard Kofler 028: Remo Pagnanelli 027: Andrea Gibellini 026: Fabio Pusterla 025: Michele Sovente 024: Anna Maria Carpi 023: Gian Mario Villalta 022: Edoardo Sanguineti 021: Roberto Roversi 020: Patrizia Cavalli 019: Giuseppe Conte 018: Giovanni Giudici 017: Valerio Magrelli 016: Giorgio Caproni 015: Andrea Zanzotto 014: Attilio Bertolucci 013: Emilio Villa 012: Giampiero Neri 011: Giovanni Raboni 010: Amelia Rosselli 009: Sandro Penna 008: Antonella Anedda 007: Pier Paolo Pasolini 006: Fernando Bandini 005: Milo de Angelis 004: Vittorio Sereni 003: Franco Fortini 002: Franco Loi 001: Eugenio Montale satt.org-Links: Latin.Log Gedichte aus Lateinamerika (2005-2008). Herausgegeben von Timo Berger und Rike Bolte. Lyrik.Log Die Gedichtanthologie (2003-2005). Herausgegeben von Ron Winkler. |
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Edoardo Sanguineti, wurde 1930 in Genua geboren. Nach seinen Literaturstudien in Turin, wo er auch bald die Universitätslaufbahn einschlug, kam er erst nach Salerno und schließlich als ordentlicher Professor nach Genua. In den Sechziger Jahren war Sanguneti einer der Hauptvertreter und Theoretiker der in Palermo gegründeten neoavantgardistischen Künstlervereinigung „Gruppo 63“. Sanguineti verfaßte mehrere kritische Arbeiten zur italienischen Literatur bzw. der Tradition des 20. Jahrhunderts sowie Kommentare zu Dante, Giovanni Pascoli, Guido Gozzano und anderen. In den späten 50er Jahren führte er polemische Auseinandersetzungen mit Pasolini (der Sanguinetis Buch Laborintus als „typisches Produkt des post-hermetischen Neorealismus“ qualifiziert), nach der Gründung des „Gruppo 63“ zeigten sich vermehrt Reibungsflächen zu Andrea Zanzotto. Sanguineti schrieb Texte für das Theater und übertrug mehrere klassisch antike Texte (Sophokles, Euripides, Seneca u.a.) sowie Gedichte Shakespeares, Goethes oder Brechts ins Italienische und arbeitete intermedial u.a. mit dem Regisseur Luca Ronconi und dem Komponisten Luciano Berio als Opernlibrettist zusammen. 1971 verbrachte Sanguineti zusammen mit seiner Familie ein halbes Jahr in Berlin. 1979 wurde er zum Parlamentsabgeordneten für den PCI gewählt und blieb bis 1983 im Amt. Seine große Reiseleidenschaft führt Sanguineti in zahlreiche Metropolen Europas, Amerikas und Asiens. Als Dichter debütierte Sanguineti mit dem Band Laborintus (Varese, 1956), es folgen u.a.: T.A.T. (Verona, 1968), später wiederaufgenommen in Wirrwarr (Mailand, 1972), Postkarten (Mailand, 1978), Stracciafoglio (Mailand, 1980), Scartabello (Ancona, 1981), der Sammelband Segnalibro, Poesie 1951-1981 (Mailand, 1982), Novissimum Testamentum (Lecce, 1986), Senzatitolo (Mailand, 1992), der aktualisierte Sammelband Il Gatto Lupesco. Poesie 1982-2001 (Mailand, 2002) u.a. Herausgegeben von Erminio Risso erschien 2004 die umfangreiche Anthologie Mikrokosmos, Poesie 1951-2004. Darüber hinaus journalistische (z.B. war Sanguineti langjähriger Mitarbeiter der kommunistischen Zeitung „L’Unità“), herausgeberische (vgl. die Anthologie Poesia italiana del Novecento, Turin, 1969) und erzählerische (der Roman Capriccio italiano erscheint 1963) Aktivitäten und Qualitäten. Edoardo Sanguineti starb 2010 in seiner ligurischen Heimatstadt Genua. |
Andrea Cortellessa über Edoardo Sanguineti:
Gemessen an der Ruinenlandschaft der Fünfziger Jahre einerseits, und am stark theatralischen und hyperfreudianischen Intermezzo einiger Hervorbringungen der Sechziger Jahre (T.A.T., 1968) andererseits, stehen die Siebziger Jahre in der Dichterlaufbahn Sanguinetis für einen entscheidenden Bruch. Was mit Sammlungen wie Reisebilder und Postkarten (die erste im Band Wirrwarr 1972, die zweite als eigenständiger Zyklus 1978 erschienen) eröffnet wird, ist ein „neofigurativer” Kurs, von dem man behaupten kann, daß er – sei es auch mit beträchtlichen Abweichungen und Abwandlungen wie z.B. dem großartigen „posthumen“ Zwischenspiel Novissimum Testamentum von 1986 – bis heute anhält. [...] Die drei deutschen Titel, Reisebilder, Postkarten und Wirrwarr, verweisen sämtlich auf das, was, im Vergleich zum tragisch-apokalyptischen Einbruch der ersten Sammlungen, zweifellos eine entsublimisierte, auch „elegisch“ genannte Dichtungsauffassung darstellt. In der Tat beginnt Sanguineti nun am unteren Rand jedes Stücks das Entstehungsdatum zu vermerken: wie um es einem „Tagebuch” zu übergeben (mit Sicherheit war hier auch die „herabgestufte” und „tagebuchartige” Manier des späten Montale nicht ohne Einfluß, vermutlich zu beiden Seiten) oder auch, noch allgemeiner, um (mit einer Marx-schen Kategorie) seinen „Gebrauchswert” zu bezeichnen, also den konjunkturellen und episodischen Wert: in keinster Weise fetischistisch geprägt, als „Wert“ an sich und für sich, sondern im Gegenteil nur zu „praktischen“ Zwecken bewertbar oder aufwertbar, kurz: „praktizierbar“, wie es in einem manifestähnlichen Gedicht aus Postkarten heißt, der Nummer 62: ein „sehr alltägliches (und wirklich sehr nach Alltag aussehendes Gedicht)“ und „sehr journalartig (und sehr journalistisch, / wenn man so will)”; während ein paar Seiten zuvor, in der Nummer 49, sogar das „Rezept“ einer solchen Dichtung preisgegeben wird: „um ein Gedicht zuzubereiten nehme man ,eine kleine wahre Begebenheit’ [...] achte man darauf / Ort und Zeit nicht zu vernachlässigen: ein genaues Datum, einen skrupulös festgelegten Ort“ etc. Kein „monumentum aere perennius“ also (welches als Haltung allen klassizistischen Ideologien teuer war), ganz im Gegenteil: Sanguineti entscheidet sich für die Streuung in die Unvorhersehbarkeit des Zufalls und der tausend „Gelegenheiten” einer Existenz, die wie so oft auf übersteigerte Weise „kulturisiert” ist dank der ständigen Reisen zu Ausstellungen, Tagungen usw. (wobei übrigens die Zitathaftigkeit und Vielsprachigkeit der Anfänge oft sozusagen durch die Hintertür wieder hereingeholt wird). („Edoardo Sanguineti, la morte in vacanza“, in: La fisica del senso, 2006, Übersetzung: T. P.)
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