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Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen



Juni 2005
Marc Degens
für satt.org



Disney für alle

Marc Degens © Disney
Marc Degens © Disney

Am Dienstag, den 26. April 2005, dem Tag der Vorstellung meines neuen Erzählbandes Unsere Popmoderne in der Verbrecherversammlung im Festsaal Kreuzberg, erhielt ich gegen mittag einen Telefonanruf des FAZ-Reiseblatt-Redakteurs Jakob Strobel y Serra. Ob ich am nächsten Montag für ein paar Tage nach Florida fliegen wolle? Es gehe um einen Artikel zum Disneyland-Jubiläum, mehr wisse er nicht, alle Unterlagen lägen bei Kollege Bahners, der sei zur Zeit aber nicht erreichbar, ich müsse mich jetzt sofort auf der Stelle entscheiden, die gesamte Bedenkzeit habe Herr Bahners bereits ausgeschöpft: „Sagen Sie einfach ja.“ Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf … Am Samstag würde meine Freundin Alexandra endlich von ihrem dreimonatigen Aufenthalt im Berghaus im polnischen Krzyzowa zurückkommen, vier Tage später, Christi Himmelfahrt, wollte ich wie alle zwei Jahre mit meinen Verlegern und satt.org-Mitherausgebern Torsten und Frank nach Mainz zur Minipressenmesse reisen: Betriebsausflug, Kapitalverbrennung, Jahresurlaub. Außerdem 4-3-2-1 … Ich sagte „ja“. Prima, dann erwarte Herr Strobel von mir demnächst den definitiven Disney-Artikel (350 Zeilen), danach solle nie mehr in der FAZ über dieses Thema geschrieben werden. Herr Strobel nannte mir zwei Telefonnummern und legte auf. Fünf Tage noch bis zum Abflug, mir wurde schwindelig. Ich besitze keine Uhr, keinen Wecker, kein Handy, keine Kreditkarte, und mein Englisch ist – ahem! – bescheiden. Hilfe!

Die nächsten Stunden und Tage verbrachte ich mit zahllosen Gesprächen: per Telefon, Skype, iChat und von Angesicht zu Angesicht. Berlin, München, Frankfurt, Polen, USA. Eine Kreditkarte war so schnell nicht aufzutreiben, eine Sparkassensachbearbeiterin riet mir, es einfach mit meiner Maestro-Karte in Amerika zu probieren. Auch in der unterbesetzten Deutschen Bank-Filiale am Hermannplatz konnte man mir nicht weiterhelfen. Hinterm Tresen im Geschäftsbereich lag eine Kundin oder Mitarbeiterin bewußtlos am Boden, es dauerte über eine halbe Stunde, bis ich mein Anliegen vorbringen konnte. Nein, unter keinen Umständen könne man mir bis Samstag eine Kreditkarte ausstellen – und natürlich müsse auch für eine Partnerkreditkarte meine Bonität überprüft werden. Ach so, dann eben nicht.

Frank und Torsten hatten GottseiDank Verständnis für meine kurzfristige Absage: 2007 wird alle3 auf alle Fälle wieder in Mainz sein. Am Donnerstag erfuhr ich von Christine Schmauss, meiner bereits in Florida weilenden Kontaktperson der deutschen Disney-Company, einige Details zur Pressereise mit internationalen Medienvertretern. Das Ziel sei WALT DISNEY WORLD in Orlando, dort würde der Auftakt zur „Happiest Celebration on Earth“ gefeiert, einer achtzehnmonatigen Geburtstagsparty zum fünfzigjährigen Bestehen Disneylands, dem ersten von zehn Disney-Themenparks weltweit. In Orlando würden die Top-Attraktivitäten der anderen Parks und zukünftige Vorhaben vorgestellt und außerdem Pläne des neuen, elften und im September in China eröffnenden Themenpark gezeigt. Für das Hotel, den Flug und die Unterkunft komme die Disney-Company auf, eigenes Geld bräuchte ich bloß für Telefongespräche und Merchandise. Residieren würde ich im „Disney’s Animal Kingdom Lodge“ (2901 Osceola Parkway, Bay Lake, Florida) mit künstlicher Savanne und echten Tieren: Giraffen, Zebras, Gazellen und so fort. Es wird ein Mega-Event! Für tagsüber empfahl mir Christine Schmauss gutes Schuhwerk und bequeme Kleidung, der Dresscode abends sei Business Casual (Hemd in Hose, gebügelt, Schuhe passend zum Gürtel, keine Jeans und Turnschuhe).

Am Freitag erhielt ich per UPS-Boten die Reiseunterlagen samt Pressematerialien zum LTU-Jubiläum, die dieses Jahr ebenfalls ihr 50jähriges Bestehen feiert. Die Unterlagen waren auf den Namen „Marc Dengens“ ausgestellt – Pierre de la Motte, der stellvertretende LTU-Pressesprecher, versicherte mir, daß man mir vor dem Abflug neue Reiseunterlagen ausstellen werde, für die Bahnfahrt sei das jedoch unerheblich. Am Montag um 13 Uhr 40 solle ich zunächst von Düsseldorf nach New York fliegen. Nach Deutschland zurückkehren und in Düsseldorf landen würde ich am folgenden Samstag um 7 Uhr in der Frühe. Für die An- und Abreise habe man mir ein Bahnticket zweiter Klasse beigelegt, wenn ich den ICE am Montag um 6 Uhr 41 vom Berliner Ostbahnhof nehme, müßte ich kurz vor elf am Düsseldorfer Flughafen ankommen. Dort solle ich in den Sky Train steigen, der sei sehr bequem, zum Terminal C fahren und zum LTU-First-Comfort-Schalter gehen, das dauere zehn Minuten, Herr de la Motte würde mich dort erwarten.

Am Samstag besorgte ich die letzten Reiseutensilien: Batterien für die Digitalkamera, eine Fun-Digitalarmbanduhr für einen Euro, zwei kurzärmlige Hemden bei H&M und Barfußeinlagen für meine Turnschuhe. Alexandra reservierte mir am Sonntag für die Zugfahrt nach Düsseldorf per Internet einen Sitzplatz und schloß für sieben Euro fünfzig eine Auslandsreisekrankenversicherung für mich ab. Das nenne ich Liebe …

Montag, 7.16 (MEZ)
Frühstück im ICE 644 bei 243 Kilometer pro Stunde. Kurz vor sechs habe ich in der Bäckerei EGE II drei monströse Ei-Baguettes für unschlagbare 4 Euro 50 erstanden. Die Zugbegleiterin hat soeben meinen Passagiercoupon akzeptiert. Ich bin müde, seit 5 Uhr 20 auf den Beinen, und voll freudiger Erwartung.

Montag, 14.18 (MEZ)
Im Flugzeug. Die Zugfahrt war angenehm, ich saß im Ruhewagen an einem Tisch mit einem Asiaten, der die Fahrt über stumm seinen Laptop bediente und seine ausgepackte Lektüre – „Abgasrückführsysteme“ aus „Die Bibliothek der Technik“ – nicht anrührte. Nebenan am Tisch lasen zwei ältere Vollbartbäuche gemeinsam in einer Segelzeitschrift und plapperten über das Dargebotene.
Der Aufenthalt im Düsseldorfer Flughafen war lang und langweilig. Aus Anlaß des LTU-Jungfernflugs von Düsseldorf nach New York wurde eine Feier mit Knoff-Hoff-Jazz, Buffet und mehreren Festreden improvisiert. Als ich an Bord ging, drückte man mir eine häßliche, aufwendig verpackte, mit der Unterschrift vom LTU-Geschäftsführer Jürgen Marbach bunt bedruckte Urkunde in die Hand, das „Teilnahme-Zertifikat zum exklusiven Erstflug der LTU von Düsseldorf nach New York am 02. Mai 2005“. Die bekommt wie auch die AIRBUS A330-Bordkarte später mein Onkel, der alles sammelt, was mit Luftfahrt zu tun hat. Einst hätte er auch beinah ein originales Flak-Geschütz erstanden und in seinem Eßzimmer aufgebaut.
Bereits im Sky Train traf ich den Kollegen Willi Winkler von der Süddeutschen Zeitung, die Welt ist winzig. In meinem ersten Roman „Vanity Love“ aus dem Jahre 1997 heißt es:
Zur diesjährigen Frankfurter Buchmesse erschien in der ‚Zeit‘ vom 6. Oktober der Artikel ‚Die Entdeckung der Schnelligkeit’ von einem gewissen Willi Winkler. Ein lächerlicher Name, den Hort sofort mit Willibald Wasserhuhn, einem entfernten Verwandten Donald Ducks assoziiert. Willi Winkler behauptet in seinen sechs Kapiteln zum Literaturbetrieb, daß Nachwuchsschriftsteller beim ‚leisesten Genieverdacht’ mit Preisen und Stipendien ausgezeichnet und ‚mit Frührenten’ bis an ihr Lebensende bedacht werden. Da Horts Nervenkostüm derzeit einem durchscheinenden Negligé gleicht, würde er Willi Winkler herzallerliebst, wenn dieser jetzt vor ihm stünde, seine Ansicht und Meinung zu diesem niedergeschriebenen Unsinn brüllend kundtun und vielleicht sogar handgreiflich werden.
Bislang kannte ich Willi Winkler nur aus seinen Texten, jetzt sitzen Willi Winkler und ich nebeneinander in der ersten Reihe im Mittelgang des Flugzeugs, getrennt von zwei freien Sitzplätzen, direkt vor der Kabinenwand. Blicke aus den Fenstern sind damit leider kaum möglich, dafür haben wir viel Beinfreiheit. Willi Winkler und ich plaudern über das bundesdeutsche Literaturförderungswesen, währenddessen verteilen die Luftbegleiter Kosmetikbeutel inklusive einem winzigen Schuhlöffel, einem ausklappbaren Bürstenkamm, einem CD-Etui und zwei blauen Strümpfen. Das Paket für Entführer: Mit dem Bürstenkamm hiebt und sticht man sich zum Cockpit durch, mit dem einen Strumpf maskiert man sich, mit dem anderen erwürgt man den Piloten – allein für das leere CD-Etui fällt uns keine sinnvolle Verwendung ein.

Montag, 15.28 (MEZ)
In 10.992 Metern Höhe wird die Vorspeise serviert: „Mit Frischkäse gefüllte Lachsröllchen auf Bärlauch Pasta Salat an Limonencreme“. Klasse. Fünf Hauptgerichte stehen zur Auswahl, ich wähle: „Gebratenes Zanderfilet und Flusskrebsschwänze in Pestosauce, Mascarponepolenta, Karottenschiffchen und Zuckerschoten“.

Montag, 16.49 (MEZ)
Noch 3.373 Kilometer bis nach New York. Willi Winkler schläft. Er hat sich im Zug erkältet, außerdem mußte er bereits morgens um kurz nach sechs seinen Sohn, der heute acht Jahre alt wird, bescheren. Willi Winkler wäre gern nach London zum Reunion-Konzert der legendären Supergroup Cream (Ginger Baker, Jack Bruce, Eric Clapton) geflogen. Da die SZ-Redaktion aber keine Eintrittskarten auftreiben konnte, Willi Winkler aber bereits die Reiselaune gepackt hatte, entschied er sich für den Trip nach Orlando. Die Luftbegleiterin reicht Killepitsch, einen feinherben Düsseldorfer Kräuterschnapps. Der erste Alkohol des Tages, saulecker. Ich habe bereits vier Gläser Coca Cola light und eine Tasse Kaffee intus. Das Zanderfilet war prima, die Beilagen überzeugten weder optisch noch geschmacklich.

Montag, 17.14 (MEZ)
Das Einreiseformular und die Zollerklärung wurden ausgeteilt. Beim ersten Formular füllte ich die falschen Zeilen aus, das zweite Formular wurde beim Toilettengang naß, als ich es auf die feuchte Ablage ablegte. Mit Mißvergnügen denke ich an die Weiterreise, deren Details uns Pierre de la Motte erst kurz vor dem Abflug verriet: Um Viertel vor zehn mitteleuropäischer Zeit kommen wir laut Plan in New York an, der Weiterflug ist dann um 0 Uhr 50. In Cincinnati landen wir um 3 Uhr 16, um 3 Uhr 55 geht es weiter nach Orlando, wo wir schließlich um 5 Uhr 58 landen sollen: 24 Stunden nachdem ich meine Berliner Wohnung verlassen habe. In Orlando ist es dann kurz vor Mitternacht. Vor einigen Minuten kam die Durchsage, daß es aufgrund von amerikanischen Bestimmungen untersagt ist, vor den Flugzeug-Toiletten Warteschlangen aus mehr als drei Personen zu bilden.

Montag, 18.21 (MEZ)
Nach drei Versuchen sind die Formulare endlich ausgefüllt, nachdem mich Willi Winkler nach meinem zweiten Anlauf auf die eigenwillige amerikanische Schreibweise der Ziffern 1 und 7 aufmerksam machte. Ebenso hielt ich mich an den Rat Pierre de la Mottes, als Anlaß für meine Reise nicht berufliche, sondern private Gründe anzugeben, da es ansonsten zu zeitintensiven Befragungen seitens der amerikanischen Behörden kommen könne. Mit gutem Gewissen verneine ich die nachfolgenden Fragen: Sind Sie körperlich oder geistig behindert? Waren Sie am Völkermord oder in der Zeit zwischen 1933 und 1945 in irgendeiner Weise an den Verfolgungen des nationalsozialistischen Regimes Deutschlands oder seiner Verbündeten beteiligt? Steht hinter Ihrer Einreise die Absicht, sich an strafbaren oder unmoralischen Handlungen zu beteiligen? Hoffentlich bekomme ich keinen Ärger, weil der erste Sichtvermerk meines Reisepasses der eines arabischen Landes ist.
Die Batterie meines iBooks geht langsam zu Ende, ich werde gleich zu der von meiner Schwiegermutter in spe geliehenen Walt-Disney-Biographie von Andreas Platthaus greifen.

Montag, 18.35 (MEZ)
Die LTU mästet uns. Als Kalte Mahlzeit verteilen die Flugbegleiter Bagels mit Käse und Lachs. Zum Glück hatte ich mich von meinem dritten Ei-Baguette bereits im Düsseldorfer Flughafen getrennt – immerhin weiß ich, daß man keine Krankheitserreger, Zellkulturen, Schnecken und Lebensmittel in die USA einführen darf. Die Düsseldorfer Sicherheitsleute, die per Überwachungskamera gesehen haben, wie ich das gewaltige, in Papier eingewickelte Baguette in den Abfalleimer geschmissen habe, werden diesen anschließend gewiß gesprengt haben. Auf den Monitoren läuft seit einiger Zeit eine Komödie mit Robert De Niro, Dustin Hoffmann, Ben Stiller und Barbra Streisand, die das halbe Flugzeug regelmäßig zum Lachen bringt [bei dem Film handelt es sich um Meet the Fockers, wie ich inzwischen dank des Hinweises des satt.org-Filmredakteurs Thomas Vorwerks weiß]. Zu Beginn der Reise erhielten Willi Winkler und ich kostenlos jeder ein Paar Kopfhörer mit Adapter, das sogar in mein iBook paßt.

Montag, 23.55 (MEZ)/17.55 (ET)


These burgers are crazy …
These burgers are crazy …

Amerika, das gelobte Land. New York City, John F. Kennedy International Airport. Ich sitze mit Willi Winkler bei Burger King vor einer Diet Coke und einem Whopper mit Cheese: Der Whopper schmeckt noch besser als in Deutschland, das liegt hauptsächlich an dem knusprigen und trotzdem fluffigen Brötchen. Auch die Bulette erscheint mir größer als üblich. Die Einreiseprozedur war langwierig, verlief aber problemlos. Im Flughafengebäude habe ich mit meiner Maestro-Karte 100 Dollar abgehoben und mir sodann in einem Zeitungskiosk für 3 Dollar 95 eine Ausgabe (May 9, 2005) von The New Yorker gekauft, die allererste meines Lebens. Nach einem kurzen Blick hinein erklärte ich Herrn Winkler, daß man so eine Zeitschrift mal in Deutschland herausbringen müsste, haha.
Die Disney-Biographie von Andreas Platthaus ist wie erwartet brillant, zwei Kapitel habe ich bislang gelesen. Andreas Platthaus charakterisiert darin Disney als genialen Organisator, der in seiner Unternehmenskonzeption „die politischen Führungsmodelle eines Carl Schmitt mit der Massentheorie von Elias Canetti versöhnt“ habe und durch sein Schaffen die Kultur des zwanzigsten Jahrhunderts am stärksten prägte. Sein Werk, das vornehmlich „den Schritt vom Kindes- ins Erwachsenalter“ thematisiert, sei ein Weltentwurf mit erzieherischen und politischen Absichten. Walt Disney (1901-1966) empfing 1938 Leni Riefenstahl, bekämpfte trotz seiner Bewunderung für Adolf Hitler und Sergej M. Eisenstein die Faschisten und Kommunisten, unterstützte die Gouverneurskandidatur Ronald Reagans und behauptete von sich: „Wenn Sie mir ganz nahe in die Augen schauen könnten, würden Sie in beiden die amerikanische Flagge wehen sehen, und um meine Wirbelsäule herum wächst ein rot-weiß-blauer Streifen.“ Walt Disney revolutionierte den Zeichentrickfilm und die Idee des Freizeitparks. Nach seinem Tod wurden in WALT DISNEY WORLD die Feiern zur Wiederwahl des Präsidenten Ronald Reagans oder zum Sieg des Golfkriegsgenerals Schwarzkopf ausgerichtet.
Ich habe Willi Winkler eine Diet Coke spendiert, wir unterhalten uns über die Beatles, die Rolling Stones, Cream, Velvet Underground, Pink Floyd und die Dire Straits.

Dienstag, 1.27 (MEZ)/Montag, 19.27 (ET)
Schon seit einer halben Stunde hocken wir im Flugzeug und warten auf die Starterlaubnis. Vorhin durchsagte der Pilot, daß 15 Maschinen noch vor uns starten müssen – jetzt dürften es noch sieben oder acht sein. Das Flugzeug, eine CRJ40 oder CRJ50, besitzt cirka 50 Sitzplätze, auf dem Platz neben mir schläft Willi Winkler. Er hat mir seinen Fensterplatz überlassen, das könnte im Falle eines Absturzes Schwierigkeiten bei der Identifizierung geben.

Dienstag, 1.45 (MEZ)/Montag, 19.45 (ET)
Endlich in der Luft, mit fast einstündiger Verspätung. In New York war es trübe und diesig, als wir über das Rollfeld rannten, um unsere Maschine zu betreten, hat es sogar wie aus Eimern geregnet. Der Flug ist unruhig, ein bißchen Kirmes, ich möchte mein Kaugummi loswerden, aber die Aschenbechermulden in den Armlehnen sind Attrappen. Willi Winkler kommt von der Bordtoilette zurück und berichtet, daß diese vor dem Abflug offensichtlich nicht gereinigt wurden. Mein Digitalfotoapparat macht Zicken und geht ständig aus. Ich lese weiter in der Disney-Biographie, Willi Winkler liest die New York Times.

Dienstag, 4.18 (MEZ)/Montag, 22.18 (ET)
Wieder in der Luft, wieder in einer CRJ40 oder CRJ50. Ich hatte noch nicht einmal Lust, beim Start aus dem Fenster zu schauen. Der Aufenthalt in Cincinnati dauerte keine halbe Stunde. Inzwischen hat sich auch die deutsche Journalistengruppe zusammengefunden, sie besteht insgesamt aus fünf Personen. Dazugekommen sind Angelika Brecht-Levy von einem Servicemagazin für Reisebüros, Benjamin Cibach von Frau aktuell und Michael Pilz von der Welt. Ich habe keine Lust mehr zu schreiben, keine Lust mehr zu fliegen, will nur noch ins Bett.

Dienstag, 7.42 (MEZ)/1.42 (ET)
Endlich im Zimmer, nach mehr als 26 Stunden auf den Beinen. In Orlando holte uns Christine Schmauss vom Flughafen ab und brachte uns zum Hotel. In der Lobby händigte sie uns die Magnetkarten für die Zimmer aus, meines hat die Nummer 4023. Ich begab mich sofort in den vierten Stock, fand die richtige Tür, versuchte sie aufzusperren: Vergeblich! Also geisterte ich mit meinem Gepäck durch die langen, dunklen und um diese Zeit verlassenen Korridore, fuhr mit dem Aufzug wieder nach unten, traf in der Lobby zum Glück noch auf Christine Schmauss und schilderte ihr mein Problem. Gemeinsam mußten wir an der Rezeption einige Minuten warten, dann kam endlich Hilfe und meine Magnetkarte wurde neu programmiert. Ich verabschiedete mich wieder von Christine Schmauss, lief zu meinem Zimmer, die Karte funktionierte aber noch immer nicht, ich suchte sodann das Zimmer von Christine Schmauss auf und ließ mir von ihr erklären, wie man die Tür öffnet. Mit dem neuen Wissen eilte ich zurück zu meinem Zimmer, versuchte es erneut – wieder vergeblich!
Ich war am Ende mit den Nerven, ich schrie, fast hätte ich geheult! Gramgebeugt schlich ich mit meinem Gepäck durch die Gänge, fuhr in die Lobby und mußte wieder viele lange Minuten warten, bis endlich eine Hotelangestellte zum Vorschein kam, der ich mein Problem schildern konnte. Sie begleitete mich daraufhin nach oben, probierte ebenfalls vergeblich mit meiner Magnetkarte die Tür zu öffnen, erst mit einem Spezialgerät gelang es ihr. Der Grund für all das Ungemach: Die Batterie im Schloß ist leer! Jetzt bin ich im Zimmer. Hemden aufhängen, Zähne putzen, morgen um 5 Uhr Ortszeit sollte ursprünglich der Handwerker kommen, um die Batterie im Türschloß auszuwechseln – immerhin konnte ich den Termin auf 7 Uhr nach hinten verschieben. Na dann, gute Nacht!

Dienstag, 7.30 (ET)
Seit einer Stunde wach. Geduscht, rasiert, ausgepackt, angekommen. Der Handwerker war anscheinend noch nicht da. Ich habe gut geschlafen, trotz der lauten und wehenden Klimaanlage, und fühle mich wohl in meinem luxuriösen 4-Bett-Zimmer-Appartement. Ist es nicht so, daß Homer Simpson, wenn alle anderen Parkplätze in Amerika belegt sind, stets auf dem leeren WALT DISNEY WORLD-Parkplatz landet? Ich habe gestern Christine Schmauss gefragt, warum es eigentlich WALT DISNEY WORLD heißt und nicht einfach (analog zu Disneyland) Disneyworld? Ihre Antwort: „Weil das hier Walts Traum ist?“ Disneyland sei bloß ein Land, WALT DISNEY WORLD aber eine Welt. Bei Andreas Platthaus heißt es, daß das Spiel mit dem eigenen Namen für Disney am Ende seines Lebens zur Besessenheit wurde und er unbedingt mit seinem Vor- und Nachnamen fortleben wollte. Sein Bruder Roy habe ihm den Wunsch dann 1971 posthum, 5 Jahre nach seinem Tod, erfüllt und den Park WALT DISNEY WORLD getauft.
Die Klimaanlage im Zimmer ist äußerst störend, wahrscheinlich bin ich morgen erkältet. Ins Internet komme ich in diesem Raum nur analog mit Modemkabel – da ich keine Call-by-Call-Nummer habe, muß ich eine andere Lösung finden. Immerhin gibt es im Raum eine Kaffeemaschine, nach der zweiten Tasse habe ich mich auch an den „Gourmet French Roast Coffee“ aus dem Beutel gewöhnt. Um 8 Uhr 15 treffen wir uns alle in der Lobby, dann fahren wir zehn Minuten im Auto raus zu einem Frühstückspressemeeting. Vorher will ich noch zwei Hemden aufbügeln und meinen Rucksack packen.

Dienstag, 9.12 (ET)
Wir fuhren zum Wasserpark Typhoon Lagoon, nach einem endlosen Gänsemarsch gelangen wir endlich zum feinen, süß-europäischen Frühstücksbufett: Wurst, Käse, Marmelade, Brot, Brötchen, Kaffee, Tee … Auf der Autofahrt zum Park berichtete Christine Schmauss von einer legendären Wasserrutsche im zweiten Wasserpark Blizzard Beach: Summit Plummet, der schnellsten und höchsten in Amerika, bei der man annähernd senkrecht und mit 55 Meilen pro Stunde (ca. 89 Stundenkilometern) in die Tiefe stürzt, das heißt pro Sekunde eine Strecke von 25 Metern zurücklegt. Wow, da will ich hin! Meine Frage, ob es in WALT DISNEY WORLD auch eine Flipperhalle und Privatwohnungen gibt, wird nicht beantwortet.

Dienstag, 9.28 (ET)
Christine Schmauss erklärt die Preisstruktur von WALT DISNEY WORLD und das Magic-Your-Way-Premiumticket. Ob man nun fünf Tage bleibe oder sechs, der Unterschied betrage bloß drei Euro. Für Christine Schmauss ist WALT DISNEY WORLD „eine Urlaubsdestillation“.

Dienstag, 10.44 (ET)
Im Mediacenter in den MGM Studios, einem anderen von insgesamt vier Themenparks auf dem WALT DISNEY WORLD-Gelände, das mit mehr als 111 Quadratkilometern annähernd die Grundfläche von San Francisco erreicht. Die Gruppe wurde inzwischen gesprengt, ich bin mit Christine Schmauss, Willi Winkler und den amerikanischen, aber sehr gut Deutsch sprechenden Disney-Mitarbeitern Karin Fremgen und Shawn O’Harrs zum Pressecenter gefahren, während die anderen drei im Typhoon Lagoon geblieben sind. Nach einer Mail an die Liebste will ich zum Blizzard Beach aufbrechen. Die Disney-Mitarbeiter kümmern sich rührend um uns, ich möchte aber auf eigene Faust losstiefeln und mich ihrer Bewach … äh Betreuung entziehen. Herr Winkler liest im Internet die Besprechung des Cream-Konzertes und stöhnt auf.

Dienstag, 12.56 (ET)


Die Rutschen ins Nichts …
Die Rutschen ins Nichts …

Es ist vollbracht: Summit Plummet, yeah! Mit dem Transferbus fuhr ich von den MGM Studios zum Blizzard Beach, das ging im Handumdrehen. Blizzard Beach ist eine künstliche Gebirgslandschaft mit plastikeisbedeckten Gletschern und knapp einem Dutzend Wasserrutschen. Die gefährlichsten heißen Summit Plummet und Slush Gusher. Das Wetter ist toll, die Sonne knallt, es war ein guter Entschluß, heute nicht das iBook, sondern die Badehose und ein Handtuch in den Rucksack zu stopfen. Da ich nicht bereit bin, für ein kleines Schließfach 7 Dollar, für ein großes sogar 9 Dollar auszugeben, stellte ich meinen Rucksack samt Portemonnaie, Hotelschlüssel, Digitalkamera und allen Eintrittskarten in der Liegestuhlzone ab und bedeckte ihn mit einem Handtuch – das erhöhte die Spannung zusätzlich. Barfuß und als einziger Mann im Park in kurzen Badehosen – alle anderen Männer und Jungen tragen hier knielange Badeshorts – fuhr ich mit dem Sessellift hoch zur Sprungschanze und probiere zunächst Slush Gusher aus, die zweithöchste, vor allem auf dem letzten Stück enorm steile Rutsche mit mehreren Dips, die insgesamt – huihuihui! – viel aufregender als erwartet ist. Dann fahre ich mit dem Lift wieder hoch, stehe ungefähr eine halbe Stunde in der Warteschlange vor Summit Plummet an, viele fürchterliche Gedanken schwirren mir dabei durch den Kopf, dieses Anstehen erweist sich später als der krasseste Teil des Trips. Die eigentliche Rutschpartie und der rund dreißig Meter tiefe Sturz, bei dem eine gewaltige Wasserfontäne abgefeuert wird, empfand ich dagegen als gar nicht so schlimm. Gern würde ich noch die vielen anderen Rutschen im Park ausprobieren, entschließe mich aber, ins Hotel zurückzukehren und einen meiner drei Lunch-Gutscheine einzulösen – schließlich müssen wir uns um 16 Uhr 30 schon wieder in der Hotellobby treffen.

Dienstag, 14.58 (ET)
Zurück im Zimmer. Das Lunch war gruselig: Von Gericht Nummer 5 (Half chicken dinner) kann ich nur inständig abraten. Wahrscheinlich hat die Tresenkraft bei meiner Bestellung auch deshalb so ungläubig geschaut … Teuer ist das Gericht außerdem: 12 Dollar und ein paar Zerquetschte. Auf Salat und ein Getränk mußte ich notgedrungen verzichten, da ich keinen Becher und keinen Teller für die normalsterblichen Gäste organisieren konnte. Peinlich, wenn einem noch nicht einmal die einfachsten Vokabeln (plate, fork) einfallen – wie beschreibt man einen Teller? Auch meine Versuche, einen Onlinezugang zu erhalten, gingen schief. Dafür habe ich aber einen Raum mit einem Stern-Flipper (Harley Davidson) entdeckt – aber statt ihn auszuprobieren, habe ich mich entschieden, mich noch kurz für eine halbe Stunde aufs Ohr zu legen.

Dienstag, 17.08 (ET)
Verschlafen! Um kurz vor fünf weckte mich ein Anruf von Christine Schmauss. Also direkt rein in die Klamotten und ab in die Karre. Wir fahren nach Downtown Disney … Ich bin so zerknittert wie mein Hemd.

Dienstag, 17.47 (ET)
Wir besuchen die „La Nouba“-Aufführung des Cirque du Soleil und sitzen in der dritten Reihe direkt vor der Bühne. Gleich geht es los. Vorher erstand ich eine Diet Coke und ein Bonaqua, der Spaß kostete mich 4 Dollar.

Dienstag, 19.48 (ET)
Die Vorführung war wirklich toll und ergreifend – dabei bin ich überhaupt kein Fan von Zirkusvorstellungen, Clowns und Kunststücken. Doch die Show hat mich schwer beeindruckt, besonders die vier kleinen Asiatinnen mit ihrer wahnsinnigen Diabolo-Artistik. Angelika Brecht-Levy fand es einfach nur „Weltklasse“! Jetzt geht es gemeinsam in das House of Blues …

Dienstag, 20.18 (ET)
House of Blues, der Ort zum Abfeiern, Abfüllen und Vollstopfen. Auf zwei Etagen gibt es hier ein üppiges warmes Büfett mit Fleisch-, Krabben-, Gemüse- und Salatplatten, dazu Cocktails und Caipirinhas und den Live-Sound einer vielköpfigen Bluesband. Es ist laut und hektisch, überall stehen Pressefrauen und -männer herum, die meisten stammen aus den USA.

Dienstag, 20.37 (ET)
Auch in WALT DISNEY WORLD kann es regnen. Ich habe mich aus den Fängen von Christine Schmauss befreien können, kurz nachdem sie mich einer englischsprechenden Kollegin vorgestellt hat – ich überquerte die Straße und stehe nun im Eingang von DisneyQuest Indoor Interactive Theme Park, einer 5stöckigen Automatenspielhölle. Da Alkohol im Innern von DisneyQuest verboten ist, stürze ich meinen zweiten Cocktail ex und hopp herunter.

Dienstag, 22.30 (ET)
Im Bus. DisneyQuest ist der helle Wahnsinn, selbst der Fahrstuhl ist computeranimiert. Ich bin Motorrad gefahren, habe herumgeballert, den tollen Simpsons-Flipper ausprobiert, mich in einer Kapsel gegen den Angriff von Marsmenschen gewehrt und in einer virtuellen 3D-Welt mit dem Laserschwert gegen Drachen und Schurken gekämpft. Auf vier von fünf Etagen befanden sich massenhaft alte Arcade-Geräte und man konnte sich an Klassikern wie Galaga, Donkey Kong, Defender und Lunar Lander erfreuen. Spiele, die man zu zweit oder in der Gruppe spielen konnte, waren Buzz Lightyear’s AstroBlaster, ein an Robot Wars erinnernder Autoscooter mit Kanonen, die Wildwasserfahrt im Virtual Jungle Cruise und CyberSpaceMountain, ein Achterbahnsimulator, an dem man mit der eigenen am Computer zusammengestellten Achterbahn fahren konnte … Mein persönliches Lieblingsspiel aber hieß Pinball Slam, ein Wettkampf, in dem man sich in eine Flipperkugel verwandelte und gegen andere, von Menschen gesteuerte Kugeln durchsetzen mußte. Auf einer großen Leinwand sah man das Flipperfeld und jeder Mitspieler steuerte stehend mit dem ruckartigen Einsatz des Körpers den Lauf der Kugel. Das sah eigentlich recht harmlos aus, doch das Spiel war aufregender und anstrengender als erwartet: Mein Herz rast immer noch …
Im House of Blues hat es sich inzwischen ausgerockt, der Ort ist hell erleuchtet wie ein Operationstisch, trostlos, verlassen – nur hier und da räumen vereinzelte Gestalten noch auf. Nichts erinnert mehr an die aufgeheizte Stimmung und das tosende Treiben von vorhin. Ich will jetzt sofort ins Hotel, hoffentlich erwische ich schnell einen Bus.

It's a small world!
It's a small world!
He stands like a statue / becomes part of the machine …
He stands like a statue
becomes part of the machine …

Dienstag, 23.23 (ET)
Wieder im Zimmer. Frisch geduscht, rasiert und eingecremt: Anscheinend entwickle ich in WALT DISNEY WORLD eine Art Waschzwang. Ein riesiger, bis auf den Fahrer und einen weiteren Gast leerer Transferbus brachte mich zurück zur Lodge, in der Bar habe ich Christine Schmauss und Willi Winkler getroffen. Sie haben sich die Show im House of Blues bis zum Ende angeschaut, der Abend war großartig, und unter den Anwesenden sei auch der männliche Hauptdarsteller aus „My Big Fat Greek Wedding“ gewesen, schwärmte Christine Schmauss. Die anderen aus der Gruppe sind schon vorher gegangen. Ich verabschiedete mich, fuhr zunächst in den fünften Stock, um den Media Room zu finden, wo angeblich Getränke und auch eine Präsenttasche auf jeden von uns warten sollten. Ich fand den Raum aber nicht oder er war bereits geschlossen. Zum Glück hatte mir Willi Winkler vorhin vorsichtshalber eine Flasche Mineralwasser geschenkt.
Ich bin deprimiert und fühle mich niedergeschlagen. Vielleicht liegt es an der Sehnsucht, am Heimweh oder dem Umstand, daß ich Torsten vor meiner Abreise den fehlerhaften satt.org-Rundbrief-Text geschickt habe, den er heute rundgemailt hat, wie ich vorhin im DisneyQuest an einem Internetterminal erfahren mußte. Vielleicht ist auch mein durch Pinball Slam verursachtes, immer noch vorhandenes Herzrasen Schuld … Ja, vielleicht bin ich einfach nicht für WALT DISNEY WORLD geschaffen? Bevor ich aufs Zimmer ging, bat ich eine Dame an der Rezeption, mich morgen um 6 Uhr 15 früh zu wecken: Eine Stunde später treffen wir uns bereits wieder in der Lobby. Ich werde mich jetzt hinlegen und noch kurz durch die fünfzig Fernsehsender zappen.

Mittwoch, 6.50 h (ET)
Mir geht es erbärmlich! Vor einer Viertelstunde habe ich mich beim Gedanken an die gestrigen Krabbenkübel übergeben müssen. Seit 5 Uhr 15 bin ich wach, quäle mich – der die ganze Nacht wie irre wehende Ventilator hat mich fast um den Verstand gebracht, im Zimmer herrscht Windstärke 5. In 25 Minuten soll ich in der Lobby sein, o Gott! Das Wetter ist drückend, schwül, unangenehm, kalter Schweiß auf meiner Stirn, vorhin hat es kurz geregnet.

Mittwoch, 8.07 h (ET)
Mit dem Bus fuhren wir zum Frühstück ins Grand Floridian, ein feudales, im viktorianischen Stil gehaltenes weißes Hotel, das zu den besten von WALT DISNEY WORLD gehören soll. Im Grand Floridian kann man auch heiraten – um 19 Uhr 30 werden sich hier und heute Barkowski und Grimm das Ja-Wort geben, wie ich in der Eingangshalle gelesen habe. Etwa drei Hochzeiten finden in WALT DISNEY WORD pro Tag statt, erzählte Karin Fremgen, die Japaner sind ganz verrückt danach. Mir geht es inzwischen schon wieder etwas besser, mal sehen, was das Frühstück so bringt: Ich habe mich für das Confidential Breakfast entschieden. Vor der Abfahrt habe ich im Hotel auch noch im Presseraum ein paar Getränkedosen und die Tasche mit Präsenten abgeholt und in mein Zimmer geschafft.

Mittwoch, 8.35 h (ET)
Das Frühstück besteht aus vier süßen Teilen: einem Croissant, einem Muffin, einer Schnecke und etwas komisch Verklebtem. Ich hatte eher auf ein Frühstück mit Wurst und Käse und Marmelade gehofft, ein (europäisches) Continental Breakfast, das gab es aber nicht, also habe ich das lautverwandteste ausprobiert. Na ja, immerhin bekam ich kein Rührei und keinen Speck, dann hätte ich direkt wieder … lassen wir das. Neu zu uns gestoßen ist der in Washington lebende deutsche Journalist Colin Faltin vom Hamburger Abendblatt, der einzige Amerikakorrespondent einer deutschen Lokalzeitung. Rechts von mir sitzt Benjamin Cibach. Links von mir sitzt Michael Pilz und wir erörtern die Frage, ob gute Feuilletonisten eher Spezialisten oder Generalisten sein sollen.

Mittwoch, 10.04 h (ET)
Endlich Aufbruch. Benjamin Cibach erzählte, daß er nach Disney-T-Shirts Ausschau halten wolle, die seien derzeit in und kosteten in Deutschland um die 250 Euro. In der Hotellobby sehe ich die erste umherspazierende Comicfigur: den Tiger von Winnie the Pooh, er bespaßt einen Frühstücksraum mit vielen kleinen Kinder-Prinzessinnen – zuerst habe ich ihn mit dem Kelloggs-Frosties-Tiger verwechselt. Als Kind dachte ich, daß man in den Disneyparks auf Schritt und Tritt auf diese Gestalten, vor denen ich aufgrund ihrer übermenschlichen Größe gehörig Respekt hatte, trifft – doch bislang weit gefehlt. Abschied von Christine Schmauss, die heute nach Deutschland zurückfliegt. Von jetzt an werden sich Karin Fremgen und Shawn O’Harrs um uns kümmern.

Mittwoch, 10.45 h (ET)
Im noch nicht geöffneten, meist ausgebuchten Restaurant California Grill im Contemporary Resort im 14. bzw. 15 Stock (die letzte Angabe laut amerikanischer Zählung: das Erdgeschoß wird als erstes Stockwerk betrachtet). Der Ausblick ist fantastisch. Wir sind mit der Monorail gefahren, dabei mußte ich die ganze Zeit an ein Zitat von Andrew Goodwin aus meiner Magisterarbeit denken:
“Als würde man nochmals durch die 50er Jahre reisen“, mit diesem Spruch preist Mickey Mouse die neueste Disney-Attraktion ,Blast to the Past' an. „Shake, Rattle and Roll back the Years“, so der Slogan, und weiter: „Im Blast to the Past wird die Welt von damals zur Welt von heute, Tag für Tag.“ Das Interessante an diesem Werbespot ist, daß nur Teenager mit Mickey und Donald in die Vergangenheit reisen. Niemand, der sich tatsächlich an die 50er Jahre erinnern könnte, ist in Sicht - außer natürlich Mickey und Donald. Das Ganze wirkt in keinster Weise nostalgisch, sondern eher postmodern; ein Zeichen dafür, daß, sobald die Zukunft begonnen hat, die Pop-Teleologie zum Stillstand kommt. Selbst die Zukunftsvisionen versprechen keinen Fortschritt mehr. Genau wie Disneys einst futuristisches ,Monorail' heutzutage wie die vergilbte Kopie eines Science-Fiction-Groschenheftes wirkt, so sehen die Rockbands im ,Tomorrow' mit ihren silbern glitzernden Space-Anzügen und ihren Elektro-Instrumenten aus wie eine komplett altmodische Version dessen, was man vor langer Zeit mal für die Pop-Zukunft gehalten hat.
Auch die Simpsons-Folge, in der die Bewohner von Springfield zuerst für die Anschaffung einer Einschienenbahn votieren und am Ende dann die geniale „Rolltreppe ins Nichts“ errichten lassen, fällt mir ein. Um so erstaunlicher erscheint mir der Umstand, daß in den bundesdeutschen Nachrichten von Zeit zu Zeit immer noch die Idee des Transrapids auftaucht.
In der Monorail haben echte amerikanische Besucher mit uns das Gespräch gesucht, die Einheimischen sind wirklich freundlich und extrem kontakt- und auskunftsfreudig. Und den Satz „You’re welcome“ habe ich bestimmt schon von fünfzig Disney-Angestellte zu hören bekommen: Eine Gastfreundschaft wie bei Königen des Altertums! Insgesamt hat WALT DISNEY WORLD über 57.000 Beschäftigte, ich bin gespannt, wie oft ich die Floskel noch hören werde.

Mittwoch, 11.12 h (ET)
Es geht weiter mit der Monorail. Karin Fremgen, Michael Pilz und ich sitzen vorn im Führerhäuschen. Mein erster Berufswunsch war Straßenbahnfahrer – hätte es in Deutschland ein Monorail-Streckennetz gegeben, hätte ich nicht studiert. Im Untergeschoß des Contemporary Resort hatte ich eine Spielhalle mit einigen interessanten Flippern gefunden, leider aber keine Zeit, sie auszuprobieren. Karin Fremgen erklärt uns den Unterschied zwischen Disney-Lakes und Disney-Lagoons: Die einen sind natürliche Gewässer, letztere wurden künstlich angelegt.

Mittwoch, 11.56 h (ET)
Im Auto. Wir fahren zu einem Turniergolfplatz mit 5 mal 18 Löchern. Keiner von uns hat Lust auszusteigen. Statt dessen wollen wir vor der anstehenden Presseerklärung im MGM Studio noch einmal im Mediacenter vorbeischauen. Vorhin hat Karin Fremgen uns erklärt, daß WALT DISNEY WORLD ein beliebter Treffpunkt für vielköpfige, über das ganze Land verteilte Großfamilien sei: Auf Einladung der oft wohlhabenden, nun im Ruhestand befindlichen sogenannten BabyBoomer kämen in WALT DISNEY WORLD oft drei oder vier Generationen zusammen: Während die Frauen mit den Kindern durch die Parks latschen, spielen die Männer Golf. Am Frühstückstisch schimpfte Benjamin Cibach über Düsseldorf, schwärmte für Hamburg und jetzt für den „Eurovision Song Contest“: In ein paar Wochen reist er nach Kiew – wie jedes Jahr hat er sich für das Festival akkreditieren lassen. Die Stimmung während der Tage sei großartig, die Proben, die Empfänge, und man treffe viele Bekannte wieder. Benjamin Cibach mag Gracia nicht, als Verteidigung für Düsseldorf hatte ich Uerige, Füchschen, Schlüssel und Schumacher angeführt.

Mittwoch, 12.15 h (ET)
Der Poppool …
Der Poppool …
Bevor wir zu den MGM Studios fahren, steuern wir noch das Pop Century Resort an, ein nach Pop-Jahrzehnten (50er bis heute) unterteilter, 2.880 Zimmer umfassender Hotelkomplex. Michael Pilz hat dort gestern auf seiner Erkundungstour sogar eine „generationenverbindende Brücke“ gefunden. Aussteigen, angucken, einsteigen, weg.

Mittwoch, 12.59 h (ET)
Im Mediacenter. Ich frische meine Getränkevorräte auf, schreibe eine Mail an die Liebste und sacke Werbegeschenke ein: einen Rubik-Zauberwürfel, ein SPF 30-Sunblockerspray, eine Disney-Teppichunterlage für die Computermaus, mehrere große Büroklammern mit Micky-Maus- und Cinderellaschloßmotiven und einen Schlüsselanhänger von Disneys Kreuzfahrtlinie Cruise Line, deren Tickets aufgrund der gewaltigen amerikanischen Nachfrage gar mehr nicht in Europa vertrieben werden. Michael Pilz hat es geschafft, von einem der bereitgestellten Telefone kostenlos in Deutschland anzurufen … Er erklärt mir die Eigenheiten der amerikanischen Telefonwahl ins Ausland. Ich verstehe es nicht. Michael Pilz diktiert mir die Nummer: 9 für ein Amt, dann 011 um aus Amerika rauszuwählen, dann 49 für Deutschland, dann 30 für Berlin, zum Schluß die Nummer meiner Liebsten … Hurra, es klappt, vielen Dank, Michael! Alexandra erzählt mir am Telefon, daß sie früher einmal als Kartenverkäuferin für den Cirque du Soleil gearbeitet hat, und ich bin ganz verliebt.

Mittwoch, 15.22 h (ET)
Im Auto. Um halb zwei wurden wir Zeugen einer aufwendig inszenierten, aber inhaltlich dürftigen Pressekonferenz in einem empfindlich kühlen Kinosaal auf dem MGM-Studiogelände. Zwei Moderatoren, zwei hochrangige Disney-Manager und eine Tanzgruppe eröffneten die Jubiläumsfeierlichkeiten, zählten die nun in WALT DISNEY WORLD zu sehenden Attraktionen der anderen Parks und die Vorzüge des Magic Your Way-Tickets auf: Ein Aufenthalt mit vier Personen und sechs Übernachtungen koste demnach nur 1.500 Dollar. Applaus! Sämtliche Texte, selbst die der Manager, wurden vom im Rücken des Publikums aufgebauten Teleprompter abgelesen. Über den im September in Hongkong eröffnenden Themenpark erfuhren wir nichts. Im Auto berichtet Karin Fremgen über die Staubsaugermentalität der Disney-Mitarbeiter: Jeder Angestellte verspüre im Park automatisch den Zwang, herumliegenden Müll aufzuheben und zu beseitigen. Willi Winkler hatte mir auf dem Hinflug eine ähnliche Geschichte erzählt: Ihm habe mal ein Disney-Mitarbeiter berichtet, daß er mit einem Kollegen abends nach Dienstschluß in Disney-Bars Wetten abgeschlossen habe, wie viele Minuten lang von ihnen ausgelegte Müllstücke jeweils liegenblieben. Der Angestellte hatte dies aber nicht etwa in scherzhafter Absicht, sondern voller Stolz berichtet.

Mittwoch, 16.01 h (ET)
Back im Zimmer. Geduscht, rasiert - langsam gehen Unterhosen und Hemden zur Neige. Der Versuch, ein Hemd und ein Sweat-Shirt in die Wäscherei zu geben, ist fehlgeschlagen – anscheinend reicht es nicht aus, die gefüllte und beschriftete Wäschetüte aufs Bett zu legen. Nach der Presseerklärung sind wir ins Hotel zurückgefahren und haben in „The Mara“ gespeist, leider. Wie gestern war mein Essen auch heute gruselig, dabei hatte ich extra einen Cheeseburger mit Pommes bestellt, weil ich dachte, daß man da nichts falsch machen kann … Irrtum! Außerdem habe ich unnötigerweise aus Versehen und Unvermögen für zwölf Dollar einen Becher gekauft, den ich jederzeit an einem der Getränkehähne des Hotels auffüllen lassen kann. Dieser Kauf ist das Ergebnis schlechter Englischkenntnisse und mangelnder Zivilcourage. Damit sind meine Ausgaben auf inzwischen knapp dreißig Dollar hochgeschnellt! Und mindestens zwei Posten – der ungelesene New Yorker und der Mara-Auffüllpott – im Gesamtwert von 17 Dollar waren vollkommen unnötig. Dafür habe ich immerhin den Ventilator über dem Bett dank eines Hinweises von Angelika Brecht-Levy zum Anhalten bekommen. Die letzten beiden Nächte werden so hoffentlich erholsamer werden.

Mittwoch, 16.34 h (ET)
Soeben habe ich meine Geschenktasche ausgepackt, riesig gefreut habe ich mich über die „LIGHTS, MOTORS, ACTION! EXTREME STUNT SHOW“-Armbanduhr, die mir die Arbeit an meinem Reisetagebuch bestimmt erleichtern wird, da sich meine 1-Euro-Digitaluhr in der Hosentasche immer eigenmächtig verstellt – sie hat jetzt auch ihre Schuldigkeit getan und wandert in den Müll. In der hübschen, an der Seite leider bereits aufgerissenen Tasche mit Disney-Motiven befanden sich außerdem eine riesengroße, aber gut verpackte HoverDisc mit Soarin’-Motiv, 5 Stehauf-Sammel-„Wobblers“, eine biegsame JoJo-Figur, ein Gusher-Geldbeutel mit Karabinerhaken, eine 8er-Packung AA-8-Batterien, ein Orlando-Grand-Re-Opening-2005-Duplo-Baustein, eine CD mit einem zehneinhalbminütigen Disneyland-Musikmedley, ein mit „Brawny Paper Towels“-Schriftzug und einem Holzfäller-Motiv bedrucktes weißes „Fruit Of The Loom“-T-Shirt, die PowerRangers-Figur Stakz und eine große Box mit einem schweren Süßigkeitenspender samt massivem Cinderellaminiaturschloß-Aufsatz, den ich meiner Schwiegermutter in spe schenken werde. Außerdem eine Tüte mit Goofy-Schriftzug, gefüllt mit lauter Micky-Maus-Weingummiköpfen, sehr verführerisch, die möchte ich Alexandra schenken – ich muß mich zusammenreißen, um sie nicht schon vorher zu essen. Nicht mit nach Deutschland nehmen werde ich die 1-Liter-Flasche Cola mit Lime, die „Mickey Pretzels“-Tüte der Chip & Dale Snack Company und das 20teilige Minnie & Daisy-Puzzle. In elf Minuten muß ich in der Lobby sein.

Mittwoch, 17.45 h (ET)


Mit Rädern untendran …
Mit Rädern untendran …

Wir befinden uns auf der Stunt-Show zu meiner neuen Armbanduhr, ich sitze neben Willi Winkler auf der überdachten Tribüne, es ist kalt, am Eingang wurden Regenschirme mit Micky-Maus-Motiven verteilt. Die Show, Hauptattraktion des Pariser Disney-Parks, ist mies, durch eine französische Straßenkulisse brausen schwarze und rote Kleinwagen: Autoballett, piffpaffpuff, das Flair von Bad Segeberg. Angeblich sind wir soeben Zeugen eines Spielfilmdrehs – dabei muß es sich um eine Fortsetzung der Fantomas-Reihe handeln. Im Hintergrund erblicken wir Mickys gigantischen Zauberhut und den Twilight Zone Tower of Terror, mit dem Willi Winkler gestern unangenehme Bekanntschaft machte. Die Tower of Terror-Attraktion ist ein Fahrstuhl, der bis in den 13ten Stock fährt, einfach mal vier Stockwerke nach unten fällt und zum Abschluß hoch oben die Türen öffnet und nach vorne kippt … Willi Winkler sagte, daß er diese Tortur nur deshalb überlebte, weil er seine Brille vor der Fahrt abgenommen hatte. Zu Beginn der Stunt-Show gab es eine kleine Autoparade mit prominenten Fahrzeugen und ihren Lenkern: Indiana Jones, die Power Rangers … besonders beeindruckt hat mich Goofy im Frack. Der Gedanke, in einem Disney-Park den Bund der Ehe zu schließen, getraut von einem hünenhaften Micky Maus, bereitet mir als waschechtem Donaldisten schon seit Jahren wohlige Schauer. Und jetzt, wo ich ihn leibhaftig vor mir sehe, stattlich, elegant und im schwarzen Frack, kann ich mir sogar vorstellen, daß Goofy die Trauung durchführt.

Willi Winklers Tower of Terror
Willi Winklers Tower of Terror
Komm, Frickie-Frickie!
Komm, Frickie-Frickie!

Mittwoch, 19.54 h (ET)
Willi Winkler, Michael Pilz und ich haben uns von den anderen abgesetzt und warten nun schon seit knapp einer halben Stunde auf einen Bus Richtung Einkaufszentrum Downtown. Wir wollen Souvenirs kaufen, Dollars ausgeben – das liegt in unserer Natur. Nach der Stuntshow schlenderten wir allesamt zunächst Richtung „Epic Stunt Theatre“, kosteten von den unterwegs dargebotenen Speisen und wurden von seltsamen und verkleideten Wesen verfolgt: Menschen, von denen man nicht weiß, ob sie für ihre Taten bezahlt oder gesucht werden. Stramme Technobässe erklangen, in einem Zelt legte DJ Skribble auf – endlich hatte Michael Pilz den Ort ausfindig gemacht, an den sich der europäische Techno zurückgezogen hat. Der Busbahnhof, auf dem wir stehen und warten, ist gottverlassen, ein Mann schickte uns zum Gleis 5, ein Frau mit Funkgerät auf die andere Seite … Niemand da, ein Gefühl der Leere breitet sich in uns aus – werden wir die ersten Obdachlosen von WALT DISNEY WORLD?

Mittwoch, 20.07 h (ET)
Im Sprint erreichen wir auf der gegenüberliegenden Seite des Bahnhofs einen Bus, der uns zu einem anderen Bus bringen soll, der angeblich Downtown Disney ansteuert. Das wurde auch Zeit, wir schmiedeten bereits Pläne, einen Unfall zu inszenieren, uns auf die Straße zu legen, und auf diese Weise einen Bus anzuhalten und zu kapern.

Mittwoch, 21.53 h (ET)
Downtown Disney. Raus aus dem zweistöckigen Virgin Store. Die Comicabteilung ist winzig, aber hervorragend sortiert. Ich überlegte lange, welche Comics ich kaufen soll, am Ende entschied ich mich für den „American Splendor“-Sammelband (16,95 Dollar) und als Mitbringsel für Torsten den von Scott McCloud herausgegeben Band „24 Hour Comics“ (11,95 Dollar) mit Comics von Neil Gaiman, Steve Bissette und anderen – Torsten wünscht ihn sich schon lange. Schweren Herzens verzichten muß ich angesichts meiner dürftigen Finanzlage leider auf die Monstereditionen „Palomar“ von Gilbert Hernandez, „Locas“ von Jaime Hernandez und den wundervollen Hardcover „Louis Riel“ von Chester Brown … Guy Peellaert nannte Comics einmal das „Kino der Armen“.
Willi Winkler durchforstete die Sonderangebote im Untergeschoß, Michael Pilz war längere Zeit verschollen, tauchte dann aber doch wieder aus den Untiefen des Stores auf und erstand ebenfalls ein oder zwei Waren [an dieser Stelle sind meine Aufzeichnungen unleserlich]. Als ich bezahlte, sprach mich die Kassiererin an und sagte, daß sie die American Splendor-Verfilmung im Kino gesehen hatte und sehr mochte. Ich antwortete: I hope the comic book is much better. Ein korrekter, aber völlig unsinniger Satz, da ich den Film gleichfalls sehr mochte und vielmehr hoffte, daß der Comic ebenso gut wie die Verfilmung ist – das wiederum konnte ich auf die Schnelle nicht formulieren. Ob ich mit meiner Maestro-Karte bezahlen konnte, wußte die Kassiererin nicht, sie meinte, ich solle es einfach mal versuchen. Da die Warteschlange in meinem Rücken allerdings recht lang war, verzichtete ich auf den Versuch und zahlte bar.

Mittwoch, 22.10 h (ET)
Michael Pilz, Willi Winkler und ich sind müde. Wir sitzen in einem vollen und stockfinsteren Bus und fahren zurück zur Animal Kingdom Lodge. Ich freue mich über meine neuen Comicanschaffungen. Ein Kofferband, um das Angelika Brecht-Levi bat, weil ihr Koffer auf der Hinreise wieder einmal schwer beschädigt wurde, war in Disneytown allerdings beim besten Willen nicht aufzutreiben.

Mittwoch, 23.01 (ET)
Geduscht und glücklich im Hotelzimmer. Der Tag war anstrengend, aber schön, trotz des Regens, der überflüssigen Pressekonferenz und der lahmen Autoshow. Jetzt lege ich mich hin, morgen früh treffen wir uns bereits um 7 Uhr 30 in der Lobby. Ich freue mich sehr, weil es dann raus in den „klassischen“ Magic Kingdom-Park geht. Die PhotoPass-Karte habe ich bereits eingesteckt – damit kann man sich von den Fotografen im Park knipsen lassen kann, die Bilder später im Internet anschauen, auswählen und sich ausgedruckt zuschicken lassen … natürlich gegen Geld. Ich möchte unbedingt ein Foto mit mir und Micky, Donald oder einem anderen prominenten Entenhausener machen lassen. Als Einschlaflektüre werde ich noch ein bißchen in der Disney-Biographie lesen.

Donnerstag, 7.15 (ET)
Angezogen und nahezu ausgeschlafen – Angelika Brecht-Levy sei Dank! Trotz der spannenden Lektüre habe ich um kurz nach Mitternacht das Buch aus der Hand gelegt und bis kurz vor sieben durchgeschlafen.

Donnerstag, 7.34 (ET)
In der Lobby: Allein! Ich denke an Torsten und Frank, mit denen ich heute eigentlich nach Mainz zur Minipressenmesse gefahren wäre, und an Alexandra, die an diesem Tag in Poznan einen Vortrag über die Nietzsche-Rezeption in Berliner und Wiener Avantgarden halten wird. Auch weiterhin werde ich nach einem Mitbringsel für Alexandra Ausschau halten, allerdings sind die bislang feilgebotenen Waren zu teuer oder zu geschmacklos gewesen – meistens sogar beides.

Donnerstag, 7.47 (ET)
Michael Pilz ist zu mir gestoßen und erzählt vom „Free Comic Book Day“ am kommenden Samstag, einer landesweiten Initiative in Amerika, die Kinder von den Fernseh- und Computerbildschirmen weg- und zum Comicbuch hinbewegen soll, wie er vorhin in USA Today gelesen hat … Was würde Frederic Wertham wohl dazu sagen? Wir wundern uns, warum die Kollegen noch nicht da sind – zur Vorsicht will Michael Pilz mal oben im Presseraum nachschauen.

Donnerstag, 8.27 (ET)
Michael Pilz und ich frühstücken im Maras, das Buffet ist gut: Pfannkuchen, Croissants, Rührei, Obst, Marmelade … Langsam trudeln die Kollegen ein – angeblich hatte man uns mittels des Anrufbeantworters der Zimmertelefonanlage über den späteren Zeitpunkt des Treffens informiert. Michael Pilz erzählt von dem Leben in Berlin-Friedrichshagen, der dort herrschenden Rivalität zwischen alteingessenen Ost- und zugezogenen Westdeutschen, seiner Leidenschaft für Union Berlin und seiner früheren Fußballerlaufbahn: In Trainingscamps hatte er Matthias Sammer, Thomas Linke und Andreas Thom bereits als Jugendliche spielen gesehen. Dann unterhalten wir uns über die Ex-Gladbacher Lothar Matthäus und Stefan Effenberg, dessen Autobiographie ich gelesen habe: Dieter Bohlens und Katja Kesslers „Nichts als die Wahrheit“ war dagegen ein Zauberberg.

Donnerstag, 9.28 (ET)
Im Auto Richtung Magic Kingdom, das Disneyland in Anaheim, dem ersten Themenpark in Kalifornien, nachempfunden sein soll: Eine große Hauptstraße mit Cinderella-Schloß, wandelnden Comicfiguren und Plüschparade, yeah! In der Lobby berichtete Cornel Faltin, daß die HoverDisc, die sich in meiner Präsenttasche befindet, mit Helium gefüllt fast zweihundert Meter weit fliegen kann. Als wir ein Auto überholen, dessen Fahrer seinen Arm aus dem geöffneten Fenster lehnt, erzählt Willi Winkler, daß er bei einem solchen Anblick von seinem Sohn einmal gefragt wurde, ob nur an den Armen behaarte Männer LKW-Fahrer werden dürfen.

Donnerstag, 10.10 (ET)
Versorgt mit Kaffee und einer neuen Dose Diet Coke stehen wir im abgesperrten Pressebereich vor dem Magic-Kingdom-Schloß und warten auf den Beginn der Cinderallabration-Vorführung, der Musical-Attraktion aus dem japanischen Disneyland. Der Himmel ist bewölkt, hoffentlich bleibt es trocken. Zum Glück war das Wetter wenigstens an meinem freien Nachmittag am Dienstag klasse, so daß ich ein paar sonnige Stunden im Blizzard Beach verbringen konnte. Das Cinderella-Schloß, das angeblich Neuschwanstein nachgebildet sein soll, erinnert mich an die Playmobilburg, die ich nie besaß.

Donnerstag, 10.17 (ET)
Glockenläuten, die Show beginnt, bunte Prinzen- und Prinzessinnenbeine werden geschwungen. Ich sehe die leibgewordene Snow White, eine meiner ersten Pettingfantasien. Gezeichnet sah sie allerdings besser aus.

Ich hatte sie anders in Erinnerung …
Ich hatte sie anders in Erinnerung …
Wir sitzen alle in einem Boot …
Wir sitzen alle in einem Boot …

Donnerstag, 10.24 (ET)
Platzregen, Abbruch, Flucht. Für die Tänzer könnte der nasse und glatte Untergrund ansonsten gefährlich werden. Karin Fremgen und Shawn O’Harrs dirigieren uns Richtung Mickey’s PhilharMagic.

Donnerstag, 13.27 (ET)
Mickey’s PhilharMagic, eine 3D-Filmvorführung mit Einsatz von Wind, Wasser und Düften, war ungemein anrührend, ebenso die im Anschluß von uns besuchte, liebevoll animierte „Peter Pan’s Flight“-Darbietung. Dank der FastPass-Karte, die die Wartezeit verkürzt bzw. es den Besitzern ermöglicht, sie nicht mit Anstehen, sondern anderswo zu verbringen, konnten wir in kurzer Zeit an einigen verschiedenen Fahrten und Vorführungen teilnehmen – dazu gehörte natürlich auch die obligatorische, in jedem Disneypark angebotene „It’s a small world“-Gondeltour: der materialisierte Alptraum eines jeden Globalisierungskritikers.
Anschließend löste sich die Gruppe kurzzeitig auf und Willi Winkler und ich schlenderten gemeinsam durch den Park, unterhielten uns über Hamburg, München, die Zeit, den Merkur, die Süddeutsche und das Kinderkriegen, wir sprachen über die Vorzüge und Nachteile der selbstständigen Autorentätigkeit, die zersetzende Kraft von politischen Ansichten auf jahrelange Freund- und Bekanntschaften und fuhren gemeinsam mit der „Big Thunder Mountain Railroad“, einer relativ harmlosen Westernachterbahn. Mein Versuch, mich gemeinsam mit einer Comicfigur abzulichten, ist leider fehlgeschlagen. Auf unserem Rundgang durchs Magic Kingdom habe ich zwar A- und B-Hörnchen gesehen, die gemeinsam mit Kindern posierten, doch als ich mich ihnen freudestrahlend näherte, winkten sie schon von weitem ab und verabschiedeten sich in die Mittagspause. Kurz darauf zeigte mir Willi Winkler zum Trost eine andere umherspazierende, mir unbekannte Filmfigur – aber es ist unter meiner Würde, mich mit irgendwelchen semiprominenten Wesen ablichten zu lassen. Die Dichte an flanierenden Plüschcharakteren hier im Magic Kingdom ist enttäuschend.
Um 13 Uhr begaben wir uns wieder in den abgesperrten Pressebereich vor das Cinderella-Schloß, in der Menge entdeckte ich Donald Duck mit einem gewaltigen, wie von Robert Crumb gestalteten Hinterteil. Am Eingang werden uns goldene Micky-Maus-Kappen ausgehändigt – ich mußte Willi Winkler versprechen, ihn nicht mit dem Kopfschmuck zu fotografieren und halte Wort. Die Show, die live im kalifornischen Fernsehen übertragen wird, beginnt. Am Ende der Musikdarbietung sollen wir auf Kommando alle gleichzeitig unsere goldenen Hüte in die Luft werfen. Natürlich werden wir gehorchen.

Donnerstag, 14.17 (ET)
Wir essen in der Gruppe in einem chinesischen Fast-Food-Laden im Magic Kingdom: Die Mahlzeit ist okay, jedenfalls reichlich. Wir haben uns geeinigt, als nächstes den Animal Kingdom-Park, den größten und neusten der vier Disneythemenparks zu besichtigen. In meinem Glückskeks finde ich eine Nachricht: Present your best ideas today to an eager and welcoming audience. Lucky Numbers 10, 13, 11, 19, 28, 35. Eager? Anscheinend sind die Glückszahlen untereinander verschieden gewichtet, da die natürliche Reihenfolge eigentlich 10, 11, 13 und so weiter lauten müßte.

Donnerstag, 14.30 (ET)


Reagan statt Sonne …
Reagan statt Sonne …

Auf dem Weg zum Bus überrascht uns ein Wolkenbruch. Wir stecken fest zwischen Galaxy Palace Theatre und Merchant of Venus.

Donnerstag, 14.50 (ET)
In Shawn O’Harrs’ Auto Richtung Animal Kingdom, der Park mit den geringsten Besucherzahlen, der mit dem Vorurteil zu kämpfen hat, bloß ein Tierpark zu sein: Die amerikanische TV-Reklame wirbt deshalb auch mit dem Slogan „It’s not a zoo“. Unser nachmittäglicher Hotelaufenthalt wird heute wohl ausfallen. Mal sehen, wann und in welchem Zustand ich abends bzw. nachts nach Hause komme – zum Packen brauche ich bestimmt über eine Stunde, und morgen früh geht es direkt nach dem Frühstück zum Flughafen.

Donnerstag, 15.22 (ET)
Reifen rollen. Das Animal Kingdom, der Park zu unserem Hotel, ist das Land der rollenden Fortbewegung. Alles hat Räder unten dran, und wir müssen uns durch Scharen entgegenkommender Rollstühle und Kinderwagen lavieren. Als erstes nehmen wir an der Kilimanjaro Safari teil, einer Tour mit dem offenen Jeep durch eine künstliche Savanne. Dazu erhalten wie den Auftrag, Wilddiebe zu vertrieben. Unterdessen gibt es wirklich viele echte Tiere zu sehen: Elefanten, Gorillas, Flußpferde, Giraffen, Löwen … sogar eins, das Willi Winkler noch nie gesehen hat. Keine drei Meter von uns entfernt kreuzt ein Nashorn unseren Weg, so, als ob es dafür bezahlt wird. Auf dem Hotelgelände hatte ich bislang nur ein paar Vögel erspäht – ich halte aber auch eher nach Flippern, denn nach Tieren Ausschau.

Donnerstag, 16.46 (ET)
Ihh! Benjamin Cibach ersteht in einem Souvenir-Shop eine Minnie-Maus-Figur! Angeblich für seine Chefin. Zuvor hatten wir eine Vorführung des sehr schönen 3D-Animationsfilms „It’s Tough to be a Bug“ gesehen.

Donnerstag, 17.33 (ET)


Bald eine Achterbahn …
Bald eine Achterbahn …

Im Auto geht es zurück zum Hotel. Im von McDonald’s präsentierten DinoLand ließen wir uns im Dinosaur-Simulator durchschütteln und -rütteln: Albern. Bei unserem Spaziergang durch den Park führte uns Shawn O’Harrs zu einer gewaltigen, noch im Bau befindlichen Achterbahn, die sich um einen maßstabsgetreuen Nachbau des Mount Everest schlängelt. An einer Stelle wird in Zukunft der Yeti auftauchen, die Schienen auseinanderreißen – die Achterbahnfahrt wird dann rückwärts fortgesetzt. Shawn O’Harrs erzählt, daß es für die Disneymitarbeiter ein dickes Buch mit Verhaltensregeln und Anweisungen gibt. Das Tragen von Bärten ist für Angestellte beispielsweise verboten (obwohl Walt Disney selbst einen Schnäuzer trug), ebenso dürfen sie keine sichtbaren Tätowierungen haben. Aber die Zeiten ändern sich, und ich kann mir durchaus vorstellen, daß in einigen Jahren sichtbare Tätowierungen für die Angestellte sogar vorgeschrieben sind.

Donnerstag, 18.00 (ET)
Um Viertel vor sechs kamen wir im Hotel an, um 6 Uhr 20 geht es weiter: Nach Epcot, dem vierten und letzten uns noch unbekannten Themenpark. Hoch aufs Zimmer, Bilder aufs iBook überspielen, Toilettengang. Keine Zeit zu schreiben.

Donnerstag, 19.26 (ET)
Im Epcot-Zentrum. Am Eingang wurde Rot- und Weißwein ausgeschenkt. Willi Winkler und Benjamin Cibach entschieden sich für den weißen Tropfen: Ein Fehler! Schon nach 5 Metern hat Willi Winkler seinen fast noch vollen Becher wieder abgestellt. Epcot war als Modellstadt geplant, erzählt Shawn O’Harrs, hier sollten Wissenschaftler aus allen Ländern gemeinsam an neuen Projekten arbeiten, und die Zukunftstechnologien sollten in Epcot direkt ausgestellt werden. Allerdings scheiterte das Projekt unter anderem an den strikten Einwanderungsbestimmungen der USA. Wir stehen in der Menge vor einer Freilichtbühne, ich bin angetütert, mein Rotweinbecher ist leer, nirgendwo erblicke ich eine Nachfüllmöglichkeit, Angelika Brecht-Levy ist auch schon ganz kribbelig. Die Show beginnt.

Micky Maus in Geberlaune …
Micky Maus in Geberlaune …
2 Ohren und die goldenen Ritter …
2 Ohren und die goldenen Ritter …

Donnerstag, 20.15 (ET)
Super gegessen und super geglitten. Die Show begann damit, daß sich auf der Bühne zwei riesige, weiß verhüllte Kugeln emporhoben, die gemeinsam mit dem golfballähnlichen Epcot-Zentrum das stilisierte Micky-Maus-Signet bildeten. Eine Frau musicalte dazu und am Himmel sprangen Fallschirmspringer des US-Armyteams „The Golden Knights“ aus dem Flugzeug und entzündeten bunte Rauchfahnen. Am Schluß stieg eine weiße Luftballonsäule auf und eine weiße Taube drehte eine kurze Runde. Nun begann der gemütliche Teil des Abends, doch anstatt draußen den Abend und die alkoholischen Getränke zu genießen, stellten wir uns alle in die Soarin-Warteschlange. Die schöne, windige, allerdings sehr kurze Drachenflugsimulation Soarin, die eine der Hauptattraktionen des kalifornischen Disneyparks ist, lehrte den früheren Fallschirmspringer Michael Pilz das Fürchten – seit einigen Jahren leidet er an Höhenangst. Anschließend stürmten wir ins Freie und bevorrateten uns mit Bier, Salaten und leckeren Steaks. Eine Liveband spielte dazu Musik, die sonst in der Bar gespielt wird, in der sich am Ende einer Folge immer Ally McBeal mit ihren Kollegen traf.

Donnerstag, 21.45 (ET)


alle3: Willi Winkler, Michael Pilz und ich © Disney
alle3: Willi Winkler, Michael Pilz und ich
© Disney


Willi Winker und Michael Pilz reden über Personalien, in meinem Rücken 30 Meter von uns entfernt sitzt der Rest der Gruppe. Wir stehen um einen Tisch unter der Monorailtrasse zum Schutz vor dem Regen, der soeben aufgehört hat. Die Regencapes, von denen ich inzwischen auch eines besitze, sind äußerst großzügig geschnitten – sie schmeicheln selbst dem dicksten Amerikaner. Die Musik von den Barenaked Ladies wird von Song zu Song schlimmer. Inzwischen habe ich 3 Bier und einen Wein intus.

Donnerstag, 22.06 (ET)
Nach dem Regen beobachte ich einen Disney-Angestellten dabei, wie er von einem Mülleimer zum anderen stiefelt und die Deckel mit einem Trockenwischer abzieht und so von Regentropfen befreit … Falls noch Ideen für 1-Euro-Jobs gesucht werden – hier in WALT DISNEY WORLDkann man sie finden. Willi Winkler und ich sind uns einig, soeben die gefühlloseste No Woman No Cry-Version der Welt gehört zu haben. Hatte Michael Pilz nicht im Auto erzählt, daß die Barenaked Ladies eine gute Band seien?

Donnerstag, 22.50 (ET)
Fernsehgespräche. Ich gestehe, regelmäßig Big Brother zu schauen. Allerdings habe ich die Hoffnung, durch den Amerikaaufenthalt von meiner BB-Sucht befreit zu werden. Außerdem erkläre ich, daß ich die Serie Band of Brothers, die ich seinerzeit auf DVD gesehen habe, durchaus mochte. Das Abschlußfeuerwerk genieße ich schweigend, anscheinend bin ich besoffen.

Donnerstag, 23.36 (ET)
Wieder im Zimmer und todmüde. Auf dem Rückweg erklärte ich Willi Winkler mein Erstaunen darüber, daß einer meiner Lieblingsschriftsteller, Jochen Schimmang, sein nächstes Buch im Herbst in dem kleinen, neugegründeten Kölner Verlag Tisch7 veröffentlichen wird und daß ein anderer meiner Lieblingsschriftsteller, Rainald Goetz, im letzten September ein Arbeitsstipendium des Deutschen Literaturfonds für ein Romanprojekt erhielt. Morgen um 8 Uhr treffen wir uns zum Frühstück, um 9 Uhr verlassen wir das Hotel. Das heißt, ich kann jetzt noch packen. Yippie!

Freitag, 0.18 (ET)
Zähne geputzt und den Koffer fast fertig gepackt: Es fehlen noch der Kosmetikbeutelinhalt, die Rucksackingredienzen und die Geschenktüte. Ich bin müde, will noch ein paar Seiten in dem Harvey Pekar-Comicbuch lesen, den Wecker stelle ich auf Viertel nach 7.

Freitag, 7.17 (ET)
Wach. Und ich fühle mich sogar einigermaßen fit. Die Kaffeeapparatur röhrt.

Freitag, 8.29 (ET)
Zurück vom süßen Kurzfrühstück mit bekleckertem Hemd. Nach Amerika darf man zwar keine frischen Lebensmittel einführen, aber hoffentlich ausführen. In einer halben Stunde treffen wir uns unten in der Lobby, bis dahin muß ich noch eilends den Koffer und den Rucksack packen.

Freitag, 8.53 (ET)
Trommeln rufen heiser in die Nacht / bis der Woo-Doo-Gott erwacht …
Trommeln rufen heiser in die Nacht
bis der Woo-Doo-Gott erwacht …
Alles verstaut. Alexandras Koffer bietet wirklich enorm viel Platz. Meine leeren Batterien nehme ich mit zurück nach Europa – ich glaube nicht, daß sie in einem Land, das nicht dem Kyoto-Abkommen beigetreten ist, sachgemäß entsorgt werden. Auf das Bett lege ich vier Dollar Trinkgeld – für jeden Tag einen Dollar, ich hoffe, das ist angemessen. Ein letzter Blick zurück auf mein tolles Zimmer mit zwei Doppelbetten, zwei Waschbecken, klasse Dusche – fast alle Zimmer in den Disney-Hotels sind für vier Personen ausgelegt. Wahrscheinlich werde ich in meinem Leben nie mehr so luxuriös wohnen.

Freitag, 9.08 (ET)
Allein in der Lobby. Hat sich die Abfahrtzeit geändert? Dabei hatte ich doch am Frühstückstisch extra nachgefragt.

Freitag, 9. 12 (ET)
Nacheinander trudeln Shawn O’Harrs und Karin Fremgen ein. Wo sind die anderen? Gefällt es Ihnen so gut hier, daß sie sich verstecken?

Freitag, 10.07 (ET)
Am Flughafen in Orlando nach kurzweiliger Fahrt und Popunterhaltung mit Michael Pilz. Ich habe einen Koffer, einen Rucksack und die Tasche mit dem Süßigkeitenspender dabei. Zum Glück fliegen wir heute direkt nach New York, wo wir dann Anschluß an den LTU-Flieger nach Düsseldorf haben. Um kurz vor 8 Uhr nach mitteleuropäischer Zeit kommen wir dann in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt an. Die Verabschiedung von Karin Fremgen und Shawn O’Harrs ist herzlich, die beiden haben sich in den Tagen toll um uns gekümmert: intensiv, aber unaufdringlich.

Freitag, 10.26 (ET)
Immer noch in der DELTA-Warteschlange. Ich blättere kurz in Iris Hanikas „Musik für Flughäfen“, bin aber nicht in der Stimmung zu lesen. Michael Pilz und Willi Winkler sind neugierig und wollen das Autorinnenporträt sehen. Ich zeige es ihnen.

Freitag, 10.35 (ET)
Von einer Schlange zur nächsten.

Freitag, 11.01 (ET)
Endlich nach allen Sicherheitschecks (Schuhe aus, Kamera und iBook aus dem Rucksack holen) in der Boarding Zone. Wir fliegen mit Alitalia – das wird meinen Onkel freuen. Am Eingang der Boarding Zone wurde jedem von uns ein halber Liter Diet Coke in die Hand gedrückt: Die Rettung!

Freitag, 12.27 (ET)
Im Flugzeug nach New York. Willi Winkler und ich sitzen nebeneinander in der ersten Reihe im Flugzeug (B 757), Willi Winkler kann auf meinen Bildschirm schauen, das erschwert natürlich die Arbeit am Tagebuch. Hinter uns sitzen Benjamin Cibach und Michael Pilz, dem ich das Platthaus-Buch geliehen habe. Ich zeige und erkläre Willi Winkler anhand der Offline-Version satt.org, vorhin haben wir uns über Peter Rühmkorf und Robert Crumb unterhalten.

Freitag, 12.54 (ET)
Willi Winkler schläft, ich sortiere meine Urlaubsbilder in iPhoto. Die Qualität der Bilder ist nicht gut, ich ärgere mich über meine billige Digitalkamera.

Freitag, 13.50 (ET)
Die Zeit verging wie im Flug. Der Anflug auf New York beginnt, alle Fotos sind sortiert, die meisten habe ich weggeschmissen.

Freitag, 14.37 (ET)
Endlich können wir unsere Koffer in Empfang nehmen. Meiner wiegt jetzt 19,8 Kilogramm und damit 5 Kilo mehr als auf dem Hinflug. Willi Winkler und ich halfen einer Reisenden bei der Besorgung eines Kofferkulis, allerdings versuchten wir ihn am falschen Ende aus der Halterung zu lösen. RENT AT THAT END! Ach so. Diesen Satz werde ich mein Leben lang nicht mehr vergessen. RENT AT THAT END! Worte fürs Sterbebett …

Freitag, 15.11 (ET)
Ich schlendere durch das Flughafengebäude und esse bei McDonald’s für 3 Dollar 59 in Windeseile einen Quarterpounder mit Käse. Im Vergleich zum europäischen Hamburger Royal TS fehlt leider die Tomate, der Burger ist aber trotzdem gut.

Freitag, 15.23 (ET)
Immer noch Hunger. Ich bestelle einen Cheeseburger. Michael Pilz ordert einen Quarterpounder mit Käse, Willi Winkler das Big Mac Meal (Extra Value). Statt am McDonald’s-Stand positionieren wir uns nebenan am sbarro-Stand: Schottisch zahlen und italienisch speisen. Willi Winkler gibt seine Pommes zur Plünderung frei – ich greife gerne mehrmals zu.

Freitag, 16.07 (ET)
In der Wartehalle. Unser Flugzeug startet um 17 Uhr 45. Ächz.!

Freitag, 16.31 (ET)
Willi Winkler und ich haben gemeinsam auf meinem iBook Young Krauts geschaut, den 12minütigen Film zum Buch „Die Jugend von heute“ von Joachim Lottmann, gedreht von Severin Schmidt, der das Romanvorbild für den Neffen Elias ist. Willi Winkler kennt den Macher und Hauptdarsteller des Films, seine Mutter stammt aus dem Rainer-Langhans-Umfeld. Einer Dame wird aus Sicherheitsgründen untersagt, aus dem Flughafenpanoramafenster Fotoaufnahmen zu machen. Willi Winkler leiht mir seinen Adapter, damit ich mein iBook an einer Steckdose aufladen kann. Mein Adapter befindet sich in meinem Koffer irgendwo.

Freitag, 16.42 (ET)
Das Flugzeug, das uns nach Good Old Europe bringen soll, fährt vor und wird aufgetankt. Nur noch eine Stunde bis zum Start.

Freitag, 17.33 (ET)
Michael Pilz gibt mir das Platthaus-Buch zurück, das er bis auf ein Kapitel durchgelesen hat. Ich packe mein iBook ein, im Flugzeug möchte ich in der Disney-Biographie lesen und nicht am Tagebuch weiterarbeiten. Eigentlich sollten wir um 17.30 an Bord gehen.

Freitag, 17.55 (ET)
Das Flugzeug rollt pünktlich mit uns los. Beim Einstieg ließ ich mir die Freitagsausgabe der FAZ, ein Max-Magazin und die TV Spielfilm (für daheim) geben. Michael Pilz sitzt eine Reihe vor mir, liest Bild und weist mich daraufhin, daß die Bild-Zeitung demnächst eine Comicbibliothek einrichten wird. Die Maschine ist kaum belegt, nur 60 von knapp 320 Plätzen. Ich habe eine Sitzreihe für mich, schaue aus dem Fenster und bin der Herr über drei Ablageflächen. Noch 6.022 Kilometer bis nach Düsseldorf.

Freitag, 19.00 (ET)/Samstag, 1.00 (MEZ)
Die Comicausgabe von Max durchgelesen und kontrolliert: Die Themen sind gut, die Berichte aber extrem oberflächlich. Als Aperitif lasse ich mir von Luftbegleiterin Heber einen Gin Tonic und eine Cola Light geben. Ich bin müde, fühle mich schlapp.

Freitag, 19.30 (ET)/Samstag, 1.30 (MEZ)
Das Essen wird ausgeteilt, zwei Mahlzeiten standen zur Auswahl. Ich entschied mich für das Cordon Bleu, Michael Pilz wählte Pasta. Inzwischen habe ich 2 gut gemixte Gin Tonics verputzt und bin beduselt. Mit Michael Pilz habe ich Visitenkarten ausgetauscht.

Freitag, 19.45 (ET)/Samstag, 1.45 (MEZ)
Das Cordon Bleu schmeckte prima, allerdings waren die Kartoffeln pappig. Willi Winkler huscht vorbei, erklärt, daß er die Filmkritiken von USA Today besser als die der New York Times findet und verschwindet in der Flugzeugtoilette. Kaffee wird ausgeschenkt, im FAZ-Feuilleton lese ich zuerst das Gedicht vom Lyrik.Log-Herausgeber Ron Winkler: „Wir badeten schräg in der Zeitform des Tauchens/bis die Städte ihre Wirkung verloren“. Ich fühle mich – nein: ich bin im Himmel.

Freitag, 20.20 (ET)/Samstag, 2.20 (MEZ)
Diskussion mit Michael Pilz über Tim Renner anläßlich des Musikindustrieartikels von Edo Reents in der FAZ.

Freitag, 20.45 (ET)/Samstag, 2.45 (MEZ)
Michael Pilz hat sich mit seinem iPod in eine Decke gekuschelt und schlummert, Willi Winkler liegt ausgestreckt auf vier Sitzplätzen im Mittelgang und schläft, Benjamin Cibach studiert eine Illustrierte, Angelika Brecht-Levy tritt aus der Toilette, im Bordfernsehen läuft stumm eine romantische Actionkomödie mit Pierce Brosnan, ich lese weiter im FAZ-Feuilleton, das Licht wird ausgeschaltet, Sternenhimmel.

Freitag, 23.45 (ET)/Samstag, 5.45 (MEZ)
Licht an. Ich habe mit angewinkelten Beinen wie ein Spielzeugkran auf zwei Sitzen versucht zu schlafen, ausgepolstert mit 2 Decken und 3 Kissen, eine Zeit lang ist es auch gut gegangen. Schweißtücher werden verteilt, anschließend Frühstückstablettes mit Kaffee, Orangensaft, Cola Light.

Samstag, 0.15 (ET)/6.15 (MEZ)
Das Bordfernsehen zeigt jetzt einen Film mit Goldie Hawn und Susan Sarandon. Zu müde zum Lesen, zu wach, um zu träumen. Seit 6 Minuten schon steht Michael Pilz in Lauerstellung vor der Bordtoilette und wartet darauf, daß sie frei wird. Jetzt ist es soweit. Ich freue mich mit, Michael Pilz verschwindet.

Samstag, 0.43 (ET)/6.43 (MEZ)
40 Seiten in Iris Hanikas neuem Buch gelesen: sehr poetisch, sehr vernarrt. Die Reisehöhe wird verlassen, um 7 Uhr sollen wir laut Plan in Düsseldorf landen, das schaffen wir niemals. Hoffentlich erreiche ich den Zug um 8 Uhr - ansonsten muß ich eine Stunde warten.

Samstag, 1.38 (ET)/7.38 (MEZ)
Eilige Verabschiedung von Angelika Brecht-Levy und Michael Pilz, die ihre Anschlußflüge erreichen müssen, und von Benjamin Cibach, der in Düsseldorf bleibt. Nur Willi Winkler und ich müssen mit dem Zug weiterreisen. Schon seit einer Viertelstunde warte ich auf die Ausgabe meines Koffers – die Zeit drängt.

Samstag, 4.40 (ET)/10.40 (MEZ)
Trotz der langwierigen Gepäckausgabe haben Willi Winkler und ich den leicht verspäteten ICE 845 um 8 Uhr erreicht, die Fahrt bis Hannover verging im Handumdrehen. Willi Winkler erzählte von seinen Interviewbesuchen bei Jörg Schröder und Peter Handke, deren Werke ich sehr bewundere, er zeigt mir auf seinem Laptop unglaubliche Passagen aus einem Interview mit Rainer Barzel, Willi Winkler schwärmte von Wolfgang Welt, dem besten, mir bis dahin unbekannten Schriftsteller Bochums, wir beide von Rainer Werner Fassbinders Satansbraten. Am Ende erzählte Willi Winkler von seinem neuen Buchprojekt, das schon seit vielen Monaten überfällig ist und für das er schätzungsweise 500 Bücher gelesen hat: Eine Geschichte der RAF, die die Bewegung aus dem kulturellen Feld der 50er und 60er Jahre Westdeutschlands heraus erklärt. Willi Winklers Welt ist noch faszinierender als die Disneys, ich werde ihn vermissen. Pünktlich um 10 Uhr 28 Uhr erreichten wir den Hauptbahnhof in Hannover, so daß Willi Winkler bequem seinen Anschlußzug nach Hamburg erreichen müßte. Um 12 Uhr 17 wird mein Zug laut Plan im Berliner Ostbahnhof einfahren, dann ist es nicht mehr weit.

Samstag, 5.38 (ET)/11.38 (MEZ)
In Wolfsburg haben sich ein Mann und ein Mädchen an meinen Tisch gesetzt, ich schaue auf meinem iBook die Comicverfilmung Constantine.

Samstag, 6.08 (ET)/12.08 (MEZ)
Der Zug fährt in Berlin ein, ich bin todmüde, noch 7 Stationen mit der S- bzw. U-Bahn, dann bin ich daheim. Alexandra ist bei ihrer Mutter und kommt erst am Nachmittag nach Hause.

Samstag, 6.47 (ET)/12.47 (MEZ)
Daheim.


Nachwort vom 2. Juni 2005

Seit 26 Tagen bin ich wieder in Berlin, den Abgabetermin für meinen FAZ-Artikel konnte ich auf Anfang Juni hinausschieben, das gab mir Zeit, meine Tagebuchaufzeichnungen abzuschreiben und hier und da auszuschmücken. In den USA habe ich insgesamt 77 Dollar 88 Cent ausgegeben, 100 Dollar hatte ich eingetauscht, mein Berliner Sparkassenkonto wurde mit 81 Euro 88 Cent belastet, das bedeutet:
100 Dollar = 81,88 Euro
1 Dollar = 0,8188 Euro
77,88 Dollar = 63,77 Euro.
Also habe ich in Amerika 63 Euro 77 Cent gelassen, pro Tag also durchschnittlich 12 Euro 75. Das ist nicht viel. Geld brauche ich nur fürs Telefon und Merchandise … Christine Schmauss’ Satz flackert mir noch vor dem Auge. Übrigens ist das Telefonieren in WALT DISNEY WORLD durchaus kostspielig: Willi Winkler hat in der Nacht unserer Ankunft in Orlando vom Zimmer aus einen kurzen Anruf nach Deutschland getätigt und sollte für die eine Minute sage und schreibe 22 Dollar 89 zahlen …
Inzwischen habe ich mir antiquarisch den Roman „Peggy Sue“ (1986) von Wolfgang Welt besorgt, ihn gelesen und für sehr gut befunden – er erinnert ein wenig an Jörg Fausers „Rohstoff“, wahrscheinlich werde ich mir auch Wolfgang Welts zweiten Roman Der Tick (1999) besorgen.
Das Wetter in Orlando war die meiste Zeit über schlecht – deshalb besitzen Frank, Torsten und ich jetzt jeder einen Disney-Regenschirm. Mein Koffer wurde auf dem Rückflug wie ich später feststellte leicht beschädigt, der Hersteller haftet in diesem Fall aber nicht, sondern die Fluggesellschaft, bei der man den Vorfall sogleich melden muß - also nächstes Mal. (Frank erzählte mir neulich die Geschichte eines Klassenkameraden, der auf seinen Flugreisen immer zwei Koffer aufgab, einen vollen und einen leeren, nach der Ausgabe den vollen in den leeren steckte, den anderen dann als vermißt meldete, natürlich auch eine detaillierte Auflistung der in dem Koffer befindlichen Gegenstände bei sich trug, und sich mittels des Schadensersatzes seine Reisen teilfinanzierte.) Außerdem ist mir aus unerklärlichen Gründen mein schönes weißes Hemd, das ich auf dem ersten Foto auf dieser Seite trage, abhanden gekommen, verrückt! Um über den Verlust hinwegzukommen habe ich mir letzte Woche bei C&A und H&M insgesamt gleich drei neue weiße Hemden kaufen müssen.
Hab ich schon geschrieben, daß unser Hotel das dunkelste war, das ich jemals betreten habe? Selbst wenn man im Zimmer alle Lampen anmachte – die Finsternis ließ sich nicht vertreiben … Bemerkenswert fand ich zudem den Umstand, daß die Aufzüge immer sofort da waren, meist öffnete sich die Fahrstuhltür bereits während des Drucks auf den Anforderungsknopf. Enttäuschend fand ich allerdings den Umstand, daß die Photopass-Fotografen in den Parks offensichtlich nicht viel von ihrem Metier verstehen.
Über die quälend lange Anreise haben sich später per mail unabhängig voneinander Angelika Brecht-Levy und Willi Winkler beschwert, hier Willi Winklers mail im Originalwortlaut:

Von: Willi Winkler
Gesendet: Sonntag, 8. Mai 2005 04:45
Betreff: LTU-Flüge
Sehr verehrte Frau Schmauss,
sehr geehrter Herr de la Motte,
mit guten Gründen sollte man sich bei Geschenken dankbar zeigen und nicht hinterher maulen, aber für die Unterlagen möchte ich doch meine Skepsis über die Planung der Reise nach Orlando äußern. Es hat mich, wie ich zugeben muss, nicht weiter überrascht, als man uns in New York auf die hinteren Plätze verwies und nichts mehr von der Comfort-First-Verwöhn-Arie des Hinflugs wissen wollte. So geht's Bißneß, sagt Franz Beckenbauer in solchen Fällen. Was ich aber nicht verstehe, ist Folgendes: Warum lassen Sie uns von Düsseldorf über Cincinnati nach Orlando bringen, warum fliegen wir über New York zurück, wenn das Ziel unserer Reise von vornherein nur Orlando war und LTU seit Jahr und Tag direkt dorthin fliegt? Warum mussten wir - bei einer gedrängten Reise von drei Aufenthaltstagen - mindestens 12 Stunden extra auf uns nehmen, wenn Sie uns, kaum dass der Scheinwerfer des Jungfernflugs nach New York ausgeschaltet war, nur mehr wie lästige Gäste betrachten, die den rechten Zeitpunkt fürs Aufbrechen verpasst haben? Für diese unnötige Mühsal war die Dixieland-Kapelle am Düseldorfer Flughafen dann doch eine bescheidene Entschädigung.
Mit freundlichen Grüßen
Willi Winkler


Pierre da la Motte erklärte in seiner Antwort, daß die LTU Orlando nur mittwochs anflöge und die weitere Reiseplanung in den Händen von Disney lag. Von Christine Schmauss habe ich keine Antwort vorliegen.
Ein letztes noch: Am Tag vor meiner Abreise rief mich abends Dieter an und forderte mich auf, unverzüglich den Fernseher an- und RTL einzuschalten: Patrick Bahners sei soeben im Fernsehen. Tatsächlich. Zur besten Sendezeit erzählte er, warum Donaldisten zwar das Duck-Universum erforschen, sich aber nicht mit Micky Maus abgeben. Patrick Bahners erklärte, daß für den Fall, das Micky Maus und Donald Duck tatsächlich in der selben Stadt leben sollten – es gibt ja berechtigte Zweifel: in den deutschsprachigen Comics leben beide in Entenhausen, in den amerikanischen Comics allerdings wohnt der eine in Duckburgh, der andere in Mouseville –, es an der Barks-Quellenlage doch erstaunt, daß die beiden keinen Kontakt miteinander pflegen. Dafür wird Donald Duck gewiß triftige Gründe haben, und diese sollte man als Donaldist einfach respektieren.





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