Fast ein Jahr dauerte es, bis ich mich vom Erhalt dieses Buches bis hin zur eigentlichen Lektüre motivieren konnte. Das lag nicht nur am üblichen Uni-Streß, im Gegensatz zu Platthausens erstem Buch “Im Comic vereint lag mir das Thema auch nicht ganz so sehr am Herzen, wie man es hätte erwarten können. Zwar interessiere ich mich für Figaro, Wolfgang Reitherman, die Sherman Brüder, Carl Barks und Howard Ashman, aber den Typen, der seinen Namen wie ein Gütesiegel noch Jahrzehnte nach seinem Tod auf all seine Produkte drückt, finde ich nicht soo interessant, daß ich dieses Buch so verschlungen hätte wie seinen Vorgänger.
Schande über mich! Ein wenig mehr Vertrauen hätte ich Herrn Platthaus schon entgegenbringen können, dem es mit Leichtigkeit gelingt, auch diesem Thema durchaus lesenswerte Seiten abzugewinnen. Er versucht sich nicht an einer akribischen Biographie, wie es vor ihm schon viele taten, sondern analysiert ausgesuchte Höhe- und Tiefpunkte des Schaffens Disneys. Dabei geht es um technologische Errungenschaften wie den Einsatz von Tonfilm oder die Multiplankamera, um Disneys eifersüchtiges Auge auf den Wüterich Donald, der seine zunehmend domestizierte Maus bald an Popularität übertrumpfte, um politische Richtungen, um Streik, Krieg, “Fantasia, “Disneyland und die heile Welt, und wie diese Begriffe in der Welt des Walt Disney zueinander stehen.
Besonders gelungen ist es, wenn Platthaus Errungenschaften des Animierbetriebes (besser: Animationsbetriebes) auch auf die äußeren Umstände der Disney Productions anwendet, etwa beim Kapitel über Art Babbitt, Bill Tytla und Dumbo.
Von den Wurzeln über die bescheidenen Anfänge, den Erfolg von “Steamboat Willie und “Snow White, die fiktionalisierten Dokumentarfilme wie “The Living Desert bis hin zu Disney Tod und “The Jungle Book und weit darüber hinaus beschreibt Platthaus die Geschichte eines Mannes und eines Konzerns exakt so, wie die guten Animateure bei Disney seinerzeit arbeiteten: Er überspringt die uninteressanten Jahre und überläßt dem Leser die Arbeit des “Inbetweeners, der jene Strecken, in denen sich nur wenig bewegte, durchpausen darf.
Ein rundum gelungener Lesespaß, der schon jetzt die Frage aufwirft, ob Platthaus es wohl schaffen wird, auch in seinem nächsten Buch wieder ein Kapitel über Carl Barks einzubauen.