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Dezember 2004
Thomas Vorwerk
für satt.org

Bridget Jones - Am Rande des Wahnsinns
Bridget Jones - The Edge of Reason

GB 2004

Filmplakat

Regie:
Beeban Kidron

Buch:
Adam Brooks, Richard Curtis, Andrew Davies, Helen Fielding

Lit. Vorlage:
Helen Fielding

Kamera:
Adrian Biddle

Schnitt:
Greg Hayden

Musik:
Harry Gregson-Williams

Darsteller:
Renée Zellweger (Bridget Jones), Colin Firth (Mark Darcy), Hugh Grant (Daniel Cleaver), Gemma Jones (Mum), Jim Broadbent (Dad), Jacinda Barrett (Rebecca), Neil Pearson (Richard Finch), Sally Philips (Shazzer), Shirley Henderson (Jude), James Callis (Tom), James Faulkner (Uncle Geoffrey), Celia Imrie (Una Alconbury), Donald Douglas (Admiral Darcy), Shirley Dixon (Mrs. Darcy), Dominic McHale (Bernard), Jessica Stevens (Magda), Jeremy Paxman (Himself), Trevor Fox (Friseur)

108 Min.

Kinostart:
2. Dezember 2004

Bridget Jones - Am Rande des Wahnsinns
Bridget Jones - The Edge of Reason


Helen Fieldings Bridget Jones’s Diary erschien zunächst als Kolumne im Independent, und dann 1996 in Buchform. Das Sequel The Edge of Reason erschien erst 1999, doch ähnlich wie in den Harry Potter-Büchern ist der Zeitraum eines Bridget Jones-Buches immer exakt ein Jahr, und im zweiten Fall war es offensichtlich, daß die Geschehnisse sich auf das Jahr 1997 beziehen, denn unter anderem geht es auch um den Tod von Prinzessin Diana oder den Kinostart von Fever Pitch.

Filmszene
Filmszene
Filmszene
Filmszene

Als erstmals bekannt wurde, daß Bridget Jones’s Diary verfilmt werden sollte, mutmaßten echte Fans bereits darüber, wie die (hervorragende) Besetzung von Colin Firth als Mark Darcy sich mit dem späteren Interview, das Bridget Jones in the Edge of Reason mit Colin Firth (dem Darsteller des Mr. Darcy in der BBC-Verfilmung von Jane Austens Pride and Prejudice) führt, vereinbaren lassen würde. Um es vorwegzunehmen: das Interview (einer der humoristischen Höhepunkte des Buches) taucht im Film nicht auf, man kann höchstens darauf hoffen, daß für die Extras einer späteren DVD dieses Interview aufgenommen wurde.

Ungeachtet der Buchvorlage zeigt sich Bridget Jones - The Edge of Reason vor allem als Sequel eines unverhofft erfolgreichen Filmes. Es gelang den Machern, nicht weniger als ein Dutzend der ursprünglichen Darsteller erneut zu verpflichten (einzig die Nebenfiguren Magda und Mrs. Darcy wurden neu besetzt), und BJ2 - The Movie bietet all jenes, was den Zuschauern aus dem ersten Film im Gedächtnis blieb: peinliche Close-Ups von Bridgets Hintern, eine Art "Kuschel Rock"-Soundtrack und fortgesetzte Schlägereien zwischen den beiden leading men Hugh Grant und Colin Firth.

Bereits zu Beginn des Films wird aber auch klargestellt, daß BJ2 - The Movie schneller, lauter, größer und spektakulärer sein will: Ein Fallschirmabsprung der verhinderten Star-Journalistin Jones (im Buch wird auch mal ein Fallschirm "erwähnt") endet natürlich in einem umzäunten Schlammbad, in dem sich Schweine räkeln - wenn schon peinlich, dann auch das volle Maß!

Nach dem Happy-End des ersten Films stellt sich auch hier das Problem, wie es weiter geht. Ähnlich wie in Shrek 2 oder Meet the Fockers natürlich keineswegs rosig. Nach einem kollossalen Picknick, daß ähnliche Szenen in Wuthering Heights-Verfilmungen parodiert, geht in der Beziehung zwischen Mark und Bridget etwas schief und plötzlich steht sie wieder allein am nächtlichen Wohnungsfenster, die Kamera fährt langsam zurück - und in einer langen, computergestützten Fahrt sieht man an anderen Fenstern etwa fünfzig glückliche Paare, bis man schließlich Mark Darcy, ebenso unglücklich über das durch ein Mißverständis ins Straucheln gekommene junge Glück, durch den Schnee stapfen sieht. Für diese zwei Szenen lohnt es sich schon fast, den Film anzuschauen, leider bleibt aber nicht alles so klassisch und gelungen, etwas abgeändert landet Bridget schließlich in einem thailändischen Gefängnis und für einen guten Lacher wird manches geopfert.

Das soll nicht andeuten, daß der Film einen schlechten Geschmack propagiert und es nur um Fäkalhumor geht - ganz im Gegenteil, da ist das Buch durchaus drastischer. Im Film findet Bridget keinen nackten jungen Mann mit einem Kaninchen in Marks Bett, und Uncle Geoffrey wird auch nicht in der Disco mit einem Strichjungen erwischt - nein, nein, der Film ist eindeutig für ein Massenpublikum konzipiert, das durch solche Dinge nicht verunsichert werden soll. Und dadurch wird BJ2 - The Movie auch etwas langweiliger als der Vorgänger, während das zweite Buch klar besser als der Vorgänger war - schon, weil dort jede Menge teilweise wirklich interessante Handlung zu finden ist, die aber für die Verfilmung zu großen Teilen herausgeschnitten wurde (Gary the Builder), um dem im Buch kaum erwähnenswerten Auftritt von Daniel Cleaver (Hugh Grant) ausbauen zu können.

Ein Beispiel eines "Opfers für einen guten Lacher" ist etwa die folgende Meldung von Bridgets Anrufbeantworter: "You have absolutely no messages, not even from your mother." Gelacht habe ich dabei auch, aber irgendwie ist sowas auch eine Beleidigung für die Intelligenz des Zuschauers - und darauf bin ich selten gut zu sprechen.

Renée Zellweger und Colin Firth sind trotz allem in Topform, Hugh Grant lasse ich mal außen vor und erfreue mich lieber an Nebendarstellern wie Jim Broadbent (Iris, Moulin Rouge!) und Shirley Henderson (Wilbur wants to kill himself) - oder an den bereits erwähnten zwei Szenen.

Wäre allerdings das Interview mit "Mr. Darcy" im Film gewesen, hätte es wirklich was werden können. An einer Stelle im Buch sitzt Bridget im thailändischen Knast und träumt davon, daß ihr Retter in just diesem Moment in die Tür kommen könnte. Erst hofft sie auf Mark Darcy, dann auf Colin Firth, schließlich sogar auf Prinz William … Das hätte mit einem kleinen Gastauftritt eine Szene werden können, über die man noch lange gesprochen hätte …