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Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen




Februar 2002
Andreas Geil
für satt.org

Iris
GB/USA 2001

Richard Eyre: Iris

Regie:
Richard Eyre

Buch:
Richard Eyre, Charles Wood

Lit. Vorlage:
"Elegy for Iris" und
"Iris and Her Friends"
von John Bayley

Kamera:
Roger Pratt

Schnitt:
Martin Walsh

Musik:
James Horner

Darsteller:
Judi Dench, Jim Broadbent, Kate Winslet, Hugh Bonneville, Penelope Wilton, Juliet Aubrey, Samuel West, Timothy West, Eleanor Bron, Angela Morant, Sioban Hayes

Weitere Informationen:
www.berlinale.de
german.imdb.com



»Ihr größtes Talent war zu leben«
Iris überzeugt im Berlinale-Wettbewerb



Eine Festgesellschaft im Oxforder Somerville College der neunziger Jahre. Die berühmte Schriftstellerin Iris Murdoch (Judi Dench) und ihr Mann der Literaturprofessor John Bayley (Jim Broadband) sind als Ehrengäste geladen.
Iris hält eine Rede über die Freiheit und die Liebe, die Gäste sind verzückt, und John begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit.

Als schüchterner und umständlicher, nebenbei jungfräulicher Jungakademiker (Hugh Bonneville), lernte er vor über vierzig Jahren die neugierige und radikale Studentin Iris (Kate Winslet) kennen. Iris ist eine geheimnisvolle junge Frau - sie verkehrt mit Doktoren und Professoren intellektuell und auch sexuell. Einmal geht Iris gemeinsam mit John zu ihrem Verehrer Maurice, einen smarten Verführer. Scheinbar ist sie auch lesbischen Abenteuern nicht abgeneigt, was alles ein wenig zu viel für den unschuldigen und liebenswerten John ist.

Iris beginnt ihre literarische Karriere mit eben so einer Entschlossenheit, wie John Angst vor dem Urteil anderer hat. Doch er steht zu ihr und bringt sie dazu, ihm zu vertrauen. Das Symbol dieser Beziehung wird ein Radrennen durch die traumhafte Oxforder Landschaft. Dabei wird John Iris zwar nie einholen, aber Iris wird John immer wieder auffordern, ihr doch zu folgen.

So wird es für die nächsten vierzig Jahre bleiben. Dann verliert Iris langsam ihr Gedächtnis. Bei einem BBC-Interview verliert sie total die Kontrolle und weiß nicht einmal mehr, wo sie ist. Die Diagnose lautet Alzheimer. Ihr Zustand verschlimmert sich in einem atemberaubenden Tempo.
Bald schon erkennt Iris selbst John nicht mehr, doch für ihn bleibt die Geschichte seiner großen Liebe unvergesslich. In Rückblenden erlebt er all die gnadenlos schönen und tragischen Momente noch einmal.

Doch sie versinken beide im Sumpf der Krankheit. Ihr Haus verkommt, und John ist bald nicht mehr in der Lage das gemeinsame Leben zu organisieren. Nachdem Iris eines Tages aus dem Haus läuft und durch die Stadt irrt, verliert auch John seine Fassung. Er fährt wirr durch die Gegend und kann Iris nicht finden.
Schließlich wird Maurice Iris zurück zu John bringen, der in dieser Nacht all seine aufgestaute Wut und seine Trauer in einem Ausbruch heraus lässt.
Wir nähern uns dem Ende. John bringt Iris in ein Heim, und dort wird sie schnell sterben.

Dieser Film ist durch seine geniale und unaufdringliche Regie ein großes Werk. Die schauspielerischen Leistungen von Judi Dench und Jim Broadband haben einen Bären verdient. Auch Kate Winslet überzeugt in ihrer Rolle als junge, leidenschaftliche Schriftstellerin und Lebefrau.

"Iris" ist besonders sehenswert und hat meiner Meinung nach einen Preis auf dieser Berlinale verdient.