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Ekkehard Knörer
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Mai 2002
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- daily knörer -


21. Tag: Zweite Auszeit, keine Straße, sondern Straßenkampf: Anti-Bush-Demo (Mitte)
Dienstag, 21.5., 16 Uhr 15 bis 18 Uhr

Polizisten mit schwarzen Basecaps, darauf in gelber Schrift: Polizei. Einer wünscht der in friedensbewegten Ehren ergrauten Demonstrantin, nachdem sie sich kurz unterhalten haben: Eine schöne Demonstration noch. Auf dem Alexanderplatz, hinter dem Zaun, spielen Jugendliche ungerührt weiter Basketball, ein junger Mann im Anzug mit kurzem Haar sieht, gar nicht unfreundlich, nach, was da passiert. Verkaufsstände mit Antifa und Friendstauben, Che und Kubafahne, Druckerzeugnisse, in denen der Kapitalismus mit Geduld und wohlformuliert erklärt und verdammt wird.

Che (Anti-Bush-Demo)Antifa (Anti-Bush-Demo)

Schon beim ersten Redner grummelt es in der Menge, die sich hier, bunt wie sie ist, auf einen Nenner gebracht sieht, den der friedlichen Gegnerschaft zu George W. Bush. Auf dessen Besuch sich die Berliner laut B.Z., die schon die letzten Tage viel schwarz-rot-gold im Titel hat, ganz toll freuen: Nur Idioten sind dagegen. Lektüre (Anti-Bush-Demo)Der erste Redner, ein Herr Wischnat, ist evangelischer Generalsuperintendent und als er anfängt und so schnell nicht wieder aufhört, Jesus von Nazareth im Munde zu führen, werden die ersten, wie gesagt, unruhig. Auch Jean Ziegler, der Elder Statesman systemimmanenter Kapitalismus- und Globalisierungskritik, hält eine Sonntagsrede.

Das Spektrum reicht, schätzungsweise, von Christen bis Marxisten-Leninisten, jeder hält seine Flagge hoch, wie beim Karneval oder im Stadion ist die Menge in Gruppen sortiert: da hinten biegt der Attac-Block um die Ecke. Ehrlich aussehende Menschen gehen herum mit kleinen blauen Eimern, man möge Euros hineinwerfen, der Frieden ist nicht umsonst. Einzelne Irre protestieren gegen ihre persönlichen Wahnsysteme. Die Polizei lacht. Die Sonne scheint. George W. Bush freut sich: "Das ist gut, das ist Demokratie", sagt er im Fernsehen.

 
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