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Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen



Mai 2007
alle3
für satt.org



alle3 unterwegs
auf der 19. Mainzer Minipressen-Messe

17.5.-20.5.2007
Messezelte am Mainzer Rheinufer

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alle3 2007

Die alle 2 Jahre stattfindende Mainzer Minipressen-Messe ist für alle3 schon lange ein zwischenmenschlicher Höhepunkt: Der Kontakt mit Lesern, Autoren, Kollegen, nette und anregende Gespräche, Begrüßungen, Umarmungen … Art is in the air …



Fortsetzung Tag 2

21.10
Reges Treiben. Torsten arbeitet emsig an der Aufbereitung des Internettagebuchs, Frank und Marc machen sich schick fürs S.Y.P.H.-Konzert.

21.32
Das Tagebuch ist endlich online. Jetzt rasch los ins KUZ in der Dagobertstraße. Nur noch schnell die emails checken.

23.11
Kurze Rückkehr ins Hotel. Martin Büssers Vortrag und sein Gespräch mit Achim Wollscheid haben alle3 leider größtenteils verpaßt, dafür aber das Filmprogramm komplett mitbekommen. Bemerkenswert: "Quite Strange" vom fröhlichen Wohnzimmer (das beste Lied, das Marc von ihnen kennt), die Ausschnitte aus "The Punk House" und "Revolution" von Klaus Beyer. Aufschlußreich war die "Sex Pistols"-"Dokumentation" "Sex Pistols, welcome home" über ihr Konzert 1996 in Ljubljana. Ärgerlich: "The Art and the Audience", echt achtziger die Uhr!
alle3 tranken Sekt und wunderten sich über das Treiben in der dem KUZ angeschlossenen Großraumdisko mit Biergarten und massenhaft Besuchern. Frank war kurz vorm Platzen.

23.23
Nach einer kurzen Auffrischung geht es zurück ins KUZ zum S.Y.P.H.-Auftritt. We will survive.

3. Tag, Samstag, 19. Mai 2007
POWERSELLER


1.31
Back im Hotel. Torsten und Marc hat der S.Y.P.H.-Auftritt gefallen, Frank nicht. Keine schlechte Quote. Die Verwunderung über die Massendisko verwandelte sich in Entsetzen. Also ab ins Ibis. Frank hat noch Lust zu pokern, Marc auch. Frank will aber mit echten Menschen spielen, Marc lieber online. Er entwickelt ein Spielszenario, das alle3 nur 45 Euro kostet. Zweimal 7,95 für den Internet-Voucher von Ibis, dann 20 Dollar auf die jeweiligen Konten und ab geht der Spaß. Um den Voucher zu bekommen, telefoniert Marc mit der Rezeption. Er solle einfach runterkommen, da Marc aber nicht mehr vorzeigbar ist, wird das Projekt abgeblasen.

9.01
Guten Morgen! Torsten geht es gut, Frank verschwindet im Bad, Marc macht Kaffee. Den hat er jetzt auch bitter nötig. Statt zu pokern wurde gestern abend noch ferngesehen. Bis in die Puppen. Eine Werbung für ein Fitnessgerät (AtKingPro) und dann auf 3Sat ein äußerst seltsames Blumfeld-Fernsehstudio-Konzert mit einem ekstatisch tanzenden, wie Torsten vermutet: gekauften Publikum.
Sehr kontrastreich: Einerseits das Lied "Die Diktatur der Angepaßten", andererseits diese "Top of the Pop"-Fans. Die Aufzeichnung schien schon älter zu sein, jedenfalls wurde kein Lied der letzten Platte gespielt. Frank schaute währenddessen auf seinem Powerbook über Kopfhörer "Boston Legal", als er zu schnarchen anfing, wurde ihm der Computer entfernt.

9.07
Torsten hat kein Handtuch, Frank geht es gut, Marc hat schon bessere Tage gesehen. Duschen, Zähneputzen, ab in die Klamotten.

9.37
Marc und Frank kehren wie gestern im Chilli Peppers ein, während Torsten direkt zum Stand geht. Selbe Sitze, selbe Eier. Who needs a heart, when a heart can be broken? Das Rockcafé ist ein Liedtempel der 80er. Auch heute sind die Brötchen verbrannt, das scheint Konzept zu sein.

10.21
alle3 vereint am Stand. Der Messebär steppt noch nicht. Torsten geht in die Stadt, um Taschentücher zu besorgen.

10.34
Ein Autor sucht einen Verlag und verwickelt Frank in ein Gespräch. Sein Thema: Er kennt die Ursache aller Krankheiten. Seine Kunst: Er kann mit Ionen kommunizieren. Draußen setzt ein Platzregen ein.

10.51
Torsten kehrt zurück zum Stand mit Taschentüchern und einem Fleischwurstbrötchen. Er ist erkältet. Torsten berichtet vom tragischen Schicksal des Micky-Maus-Regenschirms, den ihm Marc aus Disney-World mitbrachte.

11.00
Eine Durchsage jagt die andere. Marcs Batterie ist leer.

11.03
Torsten verbannt Marcs Flasche Cola Zero vom Verkaufstisch. Marc will sofort abreisen, aber er ist zu müde.

11.09
Der Kapitalismus streckt seine häßlichen Krallen aus. Marc muß den Mawil-Band "Die Band" verkaufen und dafür seine Tagebucharbeit unterbrechen.

MMPM 2007
Torsten wird krank


MMPM 2007
Gunda, Mascha, Axel


MMPM 2007
SUKULTUR-Autor Maik Lippert mit Gattin und Programmleiterkopf


MMPM 2007
alle3


MMPM 2007
Eat the rich


MMPM 2007
Der freundliche Nachbar


MMPM 2007
alle3 am dritten Tag


MMPM 2007
Die Sprache der Geschäftsführer


MMPM 2007
Schwarzer Mann am Ständer


MMPM 2007
Die Pulle



11.31
Torsten war am Kiosk Leergut wegbringen und kehrt mit einem Kaffee und einem neuen Halbliter Cola Zero für Marc zurück.

11.35
Die MMPM zeigt sein internationales Gesicht. Eine ausländische Kundin entlockt Torsten die ersten Brocken Englisch seit … er kann sich nicht erinnern. Marc duckt sich weg, Frank antwortet souverän und lässig. Englisch ist eben die Sprache der Geschäftsführer.

11.52
Wie lange noch? Etwas mehr als siebeneinhalb Stunden. Seufz. Mail von Alexandra aus Sylt: Das Wetter ist super, gleich macht sie eine Bootsfahrt.

12.34
Nach einem langen Rundgang durch die Messe kehrt Marc zum Stand zurück. Inzwischen wurde sogar ein "Eigen" verkauft, der Käufer möchte Marc sprechen, Frank und Torsten haben ihm ein Bild von Marc gezeigt, jetzt sucht der Kunde Marc. Frank regt sich auf, daß Marc keinen "Rassenadel" (SuK Wissen 1) eingepackt hat, Marcs Verteidigung ist äußerst schwach. Heissa, nur noch 7 Stunden.

12.51
Ein weiterer Autor sucht einen Verlag, Marc schlägt vor, sich in solchen Fällen als Comicverlag auszugeben, Torsten ist dagegen, er verleugnet sich nicht bevor der Hahn dreimal kräht: Wir sind SUKULTUR.

13.01
Ein netter Herr spricht alle3 auf das SUKULTUR- Lateinamerikaprogramm an, den Latinale-Katalog und die Lesehefte von Washington Cucurto und Cecilia Pavón hat er bereits. Torsten erklärt, daß im Oktober eine Fortsetzung der Latinale geplant ist, den Katalog werden wir auch wieder herausbringen.

13.23
Gespräche mit Buchhändlern, Leseheftverkäufe, ein Mann beklagt sich über die schlechte Luft im Restzelt und beneidet alle3 um den schönen frischen Standplatz. Um seinen Kreislauf in Gang zu bringen, hat sich Torsten ein Bier besorgt. Cheers.

13.38
Gunda und Maschas Vater Axel am Stand: Großes Hallo. Auf dem Weg zur Toilette traf Marc Michael Schönauer, der ihn scherzhaft fragte, ob er seinerzeit einen Container mit blauen NVA-Hemden erstanden habe, schon seit Jahren trage Marc diese Hemden, auch in den letzten Tagen. Marc erklärte Michael, daß das Playmobilblau seiner Hemden seine Lieblingsfarbe sei und er jedes Jahr immer neue blaue Hemden bei C&A erstehe, in Marcs Kleiderschrank seien jetzt schon Generationen von blauen C&A-Hemden abgelagert, trotz der Menge trage Marc scheinbar aber stets dieselben, die einen werden immer verwaschener, die anderen sind immer noch nagelneu, vielleicht sollte Marc seine Hemden durchnummerieren und dann aufsteigend nach Zahlen tragen, am Montag 1, am Dienstag 2 … und am Ende wieder vorn bei 1 anfangen. Lange Antwort auf eine kurze Frage.
Nachtrag zum gestrigen Teenie-Inferno im KUZ: Es war tatsächlich eine Ü-30-Party. Dafür aber haben sich die Leute gut gehalten.

13.48
Leseheftautor Maik Lippert und seine Frau Katharina besuchen den Stand: Großes Hallo. Die zwei haben uns trotz Standumzug gefunden und damit ihre Messetauglichkeit eindrucksvoll bewiesen.

14.02
Ein potentieller Kunde möchte einen Comicband kaufen und hätte gern Kollegenrabatt. Torsten weist die Anfrage barsch zurück. Aber vor vier Jahren habe der Kunde doch auch Rabatt bekommen … Zählt nicht!

14.19
Torsten kommt von der Toilette zurück, über dem Zelt flog ein Flugzeug, so nah, so groß, es sah aus wie bei Lost - und Torsten hatte das Gefühl, das Flugzeug würde gleich zerbrechen. Frank und Marc machen sich mal auf den Weg in die Innenstadt, Marc hat Hunger, Frank könnte auch ne Kleinigkeit essen, anschließend könnten die zwei noch kurz ins Hotel gehen und sich frisch machen. Torsten bleibt wieder mal allein am Stand zurück.

14.32
Kaum sind Frank und Marc verschwunden, sammeln sich Comic interessierte Menschen am Stand und es entsteht eine anregende Fachsimpelei über Frank Miller, 300 und die deutsche Comicszene im allgemeinen. Leider bleibt die Begegnung ohne monetäre Folgen.

14.45
Der Besucheransturm nimmt kein Ende. Diesmal fließt auch Geld: "Atak vs. Ahne" findet ein neues zu Hause.

15.00
Eine Tochter erklärt ihrer Mutter die Welt der Comics. Diese lässt sich begeistern und ersteht die erste Ausgabe von Manu Larcenets "Mein alltäglicher Kampf".

15.15
Frau Kurz und ihr Lebensgefährte statteten alle3 den Anschiedsbesuch ab. Torsten verspricht die abwesenden Marc und Frank zu grüßen. Frau Kurz wird uns im Gegenzug über ihren zu erwartenden Nachwuchs auf dem Laufenden halten. alle3 ist gespannt.

15.35
Torsten (immer noch allein): Das wandelnde Popkulturlexikon.

15.47
Frank und Marc zurück. Während Torsten Geld scheffelte, gaben es die beiden mit vollen Händen aus. Bei McDonalds erwarb Frank einen Hamburger Royal TS, Marc einen Cheeseburger und, das hatte er sich letzte Woche für Mainz vorgenommen, einen Chicken Wrap, der erstaunlich gut schmeckte. Franks Wunsch nach einem Hamburger Royal TS ohne Zwiebeln konnte aus Zeitgründen vom Personal nicht erwünscht werden. Während der McDonalds-Mitarbeiter die Sachlage umständlich erklärte, vertippte er sich, mußte einen Storno machen, seinen Chef rufen … Jaja, Zeit ist Geld.

15.53
Frank sagt prost, sein erstes Bier.

16.05
"Da wir so weit weg vom Schuß sitzen, haben wir gar keinen Grund zu lästern," erklärt Frank, "und deshalb sehen wir wohl so zufrieden aus."

16.12
"Ihr seht ja cool aus." Das hören alle3 gern. Zum ersten Mal seit vier Jahren. Kommt zwar von einem Mann, aber mittlerweile können alle3 nicht mehr wählerisch sein.

16.18
Ein Mann kommt an den Stand und schenkt alle3 eine "Der Kulturherold"-Ausgabe. Er sagt, daß er und alle3 schon vor Jahren Kontakt miteinander hatten. "In welcher Form?", fragt Torsten. "Ihr habt über uns geschrieben, und wir über euch." Das muß sofort aufgeschrieben werden.

16.37
Ein Mann so alt wie der Jazz kauft nach langem Zögern "Fats Waller" und präsentiert alle3 voller Stolz Fotos seiner Jazz-Literatursammlung.

16.43
Torsten und Frank vertreten sich die Beine und lassen die Seele am Ufer des Rheins baumeln … während ein Mann im Jeansanzug mit einem unbezahlten Knubbel davonläuft. Ausgerechnet "Der Knubbel", das kann Marc nicht zulassen. Er stellt den Jeansanzug und erwirkt die Rückgabe des "Knubbels". So dicht liegen Licht und Schatten im Messealltag zusammen.

16.55
alle3 beschließen einstimmig, morgen spätestens um 15 Uhr den Stand zu schließen und einzupacken

17.02
Die letzten zweieinhalb Stunden, jetzt werden die Minuten gezählt. Ab 18 Uhr beginnt das Powersellen.

17.09
Marc versucht Frank auf die Mitleidstour zum Kioskgang zu überreden, das schlägt fehl, dafür aber erweicht seine Rede Torstens Herz, der sich das Leergut schnappt und losstiefelt. In 5 Minuten ist offizieller Bundesligaschluß, vielleicht ist Schalke ja doch Meister, phantasiert Schalke-Fan Frank.

17.13
Dortmund-Fan Marc schlägt Frank vor, den BVB als Sponsor für unsere schwarzgelbe Leseheftreihe zu gewinnen. Niemals, eher würde Frank von der Geschäftsführung zurücktreten.

17.34
Nadina huscht vorbei, sie sonnenbadete am Rheinufer, Adrian, der sich bei alle3 nach den Bundesligaergebnissen erkundigen wollte, verläßt nach einem Plausch den Stand. Frank hatte Kay angerufen, der ein paar Fußballergebnisse durchgab, aber in diesem Moment in einen Zug oder ein Flugzeug steigen mußte, und sich später noch einmal melden wollte. Marc hatte mit Alexandra gesprochen, die auf Sylt einen netten Menschen kennenlernte, der gute Kontakte nach Armenien, Alexandra und Marcs künftiger Wahlheimat besitzt, von der dortigen Clubszene schwärmte und dessen Freundin das Cover der letzten Stendal-Blast-Platte gestaltete. Die Welt ist ein Fliegenschiß.

17.40
Kay ruft Frank an. Er mußte einen Zug, kein Flugzeug erwischen.

17.58
Frank hat eine tiefschwarze Regenwolke gesichtet, die bald über den Messezelt auftauchen und uns gehörig den Arsch versohlen wird.

18.04
Das Powerselling kann beginnen. Marc ist nervös und zündet seine erste Zigarette an. Wann folgt sein erstes Bier?

18.38
Der Regen blieb aus, auch das Powerselling. Bislang. alle3 geben einer jungen Dame auf Rückfrage Auskunft über Thomas Kapielski, satt.org, SUKULTUR, Begeisterungs-Show … Sie blättert schweigend minutenlang in den Comics, dann wendet sie sich ab und gesteht, daß sie Comics eigentlich blöd findet.

18.45
Die junge Dame schlägt zu: 3 Lesehefte, 3 Euro, die erste Einnahme seit einer Stunde. Ein verheißungsvoller Auftakt für die letzten 45 Minuten.

18.46
So erfolglos waren wir gar nicht! Um etwa 18 Uhr 30 hatte ein netter junger Mann "Orang 6" erstanden, wie Torsten richtig bemerkt.

19.02
Torsten hat mit Sabine telefoniert und überbringt ihre lieben Grüße an Frank und Marc. Dankeschön

19.05
alle3 beschließen einvernehmlich, gleich am Rhein entlang Richtung Ibis zu gehen und vorher noch bei dem Italiener, der auch während der Mainzer Begeisterungs-Show aufgesucht wurde, einzukehren. Wunderbar. Ab jetzt werden die Sekunden gezählt.

19.30
So liebe Besucher, die Bücher müssen jetzt schlafen gehen, deshalb ist nun Schluß. Juchhu! alle3 hat den Stand zu Bett gebracht und verläßt die Messe. Pünktlich auf die Zehntelsekunde.

19.45
alle3 erreichen das Colosseo. Rein oder raus? Raus.

20.12
Torsten verläßt vorzeitig das Colosseo, ihm ist übel. Zurück läßt er einen achtzig Prozent vollen Tomatenteller und Dreiviertel eines Tomatenbrotes. Das Colosseo liegt wie Chilli Peppers in der "Fort Malakoff Passage", ein seltsamer Name für einen Einkaufskomplex. Eine Holzmall? Malakoff klingt so sozialistisch, nach Mangelwirtschaft. Und in der Fort Malakoff Passage befindet sich der Fort Malakoff Park. Ein Park in einer Passage? Hier wurde wohl das Innere nach außen gestülpt.

20.37
alle3 vereint im Hotel. Torsten ist unpäßlich und zollt den letzten Tagen Tribut. Frank und Marc verhalten sich still und suchen die Bilder für das heutige Online-Tagebuch aus.

21.09
Frank und Marc wählen Bilder und passende Unterschriften aus, Marc wird das Tagebuch gleich auf den USB-Stick ziehen, mehr können die zwei jetzt nicht tun. Torsten schläft sanft. Wird er wieder aufwachen?

Ende Tagebuch Tag 3
Die Auflösung erfahren Sie morgen!

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