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22. Oktober 2008
Thomas Vorwerk
für satt.org


  Ananas Express (R: David Gordon Green)
Ananas Express (R: David Gordon Green)
Bilder © 2008 Sony Pictures Releasing GmbH
Ananas Express (R: David Gordon Green)
Ananas Express (R: David Gordon Green)
Ananas Express (R: David Gordon Green)

Ananas Express
(R: David Gordon Green)

Originaltitel: Pineapple Express, USA 2008, Buch: Seth Rogen, Evan Goldberg, Kamera: Tim Orr, Schnitt: Craig Alpert, Musik: Graeme Revell, mit Seth Rogen (Dale Denton), James Franco (Saul Silver), Danny R. McBride (Red), Kevin Corrigan (Budlofsky), Craig Robinson (Matheson), Gary Cole (Ted Jones), Rosie Perez (Carol), Amber Heard (Angie Anderson), Ed Begley Jr. (Robert Anderson), Nora Dunn (Shannon Anderson), Joe Lo Truglio (Mr. Edwards), Cleo King (Police Liaison Officer), Bill Hader (Private Miller), James Remar (General Brat), Dana Lee (Cheung), Connie Sawyer (Faye “Bubbe” Belogus), 111 Min., Kinostart: 23. Oktober 2008

Kollege Ekkehard Knörer sagte vor dem Film, dass alles, wo Judd Apatow seine Hände im Spiel hat, ja zumindest interessant ist. Pineapple Express war zwar durchaus interessant, dürfte aber der erste Schritt zum Ausverkauf und damit einhergehenden Absturz dieses momentan so abgöttisch verehrten Drehbuchautor, Produzenten und Regisseur sein. Wie viele andere Apatow-Produktionen ist zwar die Prämisse des Films durchaus ansprechend (zwei den größten Teil des Films zugedröhnte Typen werden von Drogenbossen und anderen gefährlichen Subjekten verfolgt), doch die Komödie mit Action-Einschlag, die sich zunehmend in einen Actionfilm mit Comedy-Einlagen verwandelt, tritt dramaturgisch recht schnell auf der Stelle, auffallender, als dies in Apatow-Frühwerken (ich beschränke mich hier auf die Kinofilme) wie Anchorman der Fall war. In Sachen Parodie des Genres Actionfilm durften wir in den letzten Jahren mit Team America: World Police und Hot Fuzz zwei großartige Werke betrachten, mit denen Pineapple Express leider zu keinem Zeitpunkt einen ernsthaften Vergleich besteht. Auch in Hinsicht 70er- oder 80er-Jahre-Flair (Pineapple Express wirkt teilweise wie eine Mixtur aus Cheech & Chong-Komödien wie Up in Smoke und frühen Crossover-Action-Komödien wie Into the Night oder Midnight Run) wirkt selbst Starsky & Hutch durchdachter (und “durchdacht” ist nun wirklich kein Adjektiv, dass einem im Zusammenhang mit diesem Film schnell in den Sinn kommt). Man könnte dies zwar als den Figuren entsprechende beabsichtigte Schwäche von Pineapple Express auslegen, aber beim Film fällt vor allem auf, wie viele Story-Ansätze und potentielle Gag-Lieferanten einfach nur kurz angerissen werden, und im weiteren Verlauf des Films schlichtweg vergessen werden. Da ist das schwarz-weiße Intro im Stil zwischen Film Noir und 50er-Jahre Science Fiction. Da sind der vermeintliche Nebenbuhler und der Lehrer, der Dale (Seth Rogen) von der “Police Liaison” von der Schule entfernen lassen will (und diese Police Liaison taucht später tatsächlich noch auf, doch das Gagpotential wird eiskalt ignoriert). Da gibt es das Essen bei den Eltern der Freundin, zu dem Dale verspätet, bekifft, dreckig, blutend und mit Killern, die ihn verfolgen, aufkreuzt.

Stattdessen gibt es gegen Ende jede Menge Action, bei der jeder Bösewicht ins Gras beißt, während die vermeintlichen “Helden” zunehmend unsterblicher wirken. Zwei völlig unfähige Actionhelden bei Schlägereien und Schießereien zu betrachten, ist zunächst noch immens witzig, wirkt aber beim 15-minütigen Showdown mit diversen Parallelmontagen irgendwie nur noch ermüdend. Und auch nicht besonders innovativ, da hier jedes Action-Klischee bedient wird, ohne dass sich immer ein Parodie- oder zumindest Gag-Effekt einstellt.