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Bildmaterial © Constantin Film Verleih / Christoph Assmann
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Fack ju Göhte 2
(Bora Dagtekin)
Deutschland 2015, Buch: Bora Dagtekin, Kamera: Andreas Berger, Schnitt: Charles Ladmiral, Musik: Michael Beckmann, Djorkaeff, Beatzarre, Uli Kleppi, mit Elyas M'Barek (Zeki Müller), Jella Haase (Chantal), Max von der Groeben (Daniel / Danger), Karoline Herfurth (Lisi Schnabelstedt), Katja Riemann (Direktorin Gudrun Gerster), Volker Bruch (Hauke Wölki), Lucas Reiber (Etienne), Gizem Emre (Zeynep), Anna Lena Klenke (Laura Schnabelstedt), Aram Arami (Burak), Johannes Nussbaum (Cedric), Runa Greiner (Maike), Uschi Glas (Ingrid Leimbach Knorr), Michael Maertens (Eckhard Badebrecht), Alwara Höfels (Caro Meyer), Bernd Stegemann (Gundlach), 115 Min., Kinostart: 10. September 2015
Nach 7,3 Millionen Zuschauern und dem vierterfolgreichsten deutschen Film aller Zeiten war ein Sequel zu Fack ju Göhte schnell abgemachte Sache, etwas erstaunlich ist nur, dass Karoline Herfurth allenfalls nominell noch eine Hauptrolle spielt, denn nicht nur hat ihr »Chantal« (Jella Haase) den Rang abgelaufen, innerhalb des Films hat »Lisi Schnabelstedt« evtl. sogar weniger Screentime als ihre Direktorin (Katja Riemann) oder ihr Exfreund Hauke (Volker Bruch). Die schaffen es jedenfalls beide zum Zielort der vermeintlichen »Klassenfahrt« (Etikettenschwindel, es ist nur ein Kurs mit ca. acht Schülern, und dabei sind die Kursteilnehmer noch reichlich manipuliert), während Lisi aufgrund eines gefährlich wirkenden Getränkebehälters von der Polizei am Flughafen aussortiert wird und entgegen alle Erwartungen (die klassische »Comedy of Remarriage« bietet sich für's Sequel eigentlich an) auch nicht nachreist.
Die Gags sind größtenteils pointensicher und wie im ersten Film für unterschiedliche Zuschauerschichten, Niveaus und Intelligenzquotienten breitgefächert. Da bleibt Platz für die Pluralbildung von »Praktikum« wie auch für alternative Tischtennisregeln im Rotlichtbezirk von Thailand, da gibt es das altbewährte misslungene Chemieexperiment (Uschi Glas wird wieder übel mitgespielt) ebenso wie das feine Zwischenmenschliche zwischen der Direktorin und einem Verflossenen, der ihr immer noch Verfallen ist (und so etwas bei Katja Riemann überzeugend zu spielen, ist schon hohe Schauspielkunst).
Umso trauriger ist es, dass man das Tempo und die Gagdichte des Films nur durch eine Menge Füllmaterial behelfsmäßig kaschieren kann. Eine Menge Montagesequenzen mit angesagter Popmusik und einige absurde bis törichte Nebenhandlungen, die für ebenso überflüssige wie idiotische Action-Szenen sorgen. Schon die Haupthandlung, die dazu führt, dass der unterrichtsmüde Nicht-Lehrer Zeki Müller (Elias M'Barek) mit seinen nervigsten Schülern allein in Thailand landet, ist übelst an den Haaren herbeigezogen. Aber wenn man dann einen an den Haaren herbeigezogenen und mit minderwertigen CGI-Effekten umgesetzten Bootsunfall einbaut, nur um dem Zuschauer weiszumachen, dass man mit bloßem Arbeitseifer ein gutes Dutzend winzige Diamanten, die durch eine Explosion auf dem Boden einer Bucht verstreut sind, einfach wiederfinden kann, dann kommt man sich als Zuschauer so vor, als würde einen der Regisseur und Drehbuchautor für ähnlich »hochbegabt« einstufen wie die behämmerte (aber liebenswerte) Chantal, die malerische Wasserfälle mit »Iiih, ein Klärwerk!« kommentiert oder bei auftauchenden Elefanten etwas von »zwei Nashorns« faselt.
Sicher, man kann viel lachen bei Fack ju Göhte 2, aber was sollen diese ganzen Peinlichkeiten am Rande? Braucht man denn unbedingt gleich zwei hochkriminelle Subplots, die sich in Wohlgefallen oder süßlichen Rauch auflösen? Oder solche Details wie die schamlose Schleichwerbung für den Werbepartner »Dickmann's«: Wie geistig umnachtet muss man sein, um in einem Geschenkkorb (vom Schillergymnasium, wohlgemerkt), den man nach Thailand schleppt, hübsch zentral Schaumküsse zu drapieren? Die schleppt man hierzulande ja nicht einmal bei einem mittelmäßigen Sommertag mit 26 Grad oder so durch die Gegend, weil sie halbgeschmolzen nicht unbedingt appetitlicher werden.
Noch so ein Ärgernis ist die vermeintliche Messitsch rund um die Tsunami-Katastrophe, aus der man eine Gruppe von Waisenkindern bastelt, die kaum etwas zu essen haben, aber auf teuren Jetskis Piratenangriffe starten, damit Lehrer Müller nach einigen Schlenkern von seinen kriminellen Energien abgebracht werden kann und mit seinen Schülern mal eben schnell ein Waisenhaus baut. Das wirkt dann so verlogen wie realitätsfern und altbacken, und ich brauche nicht einmal eine thailändische Magen-Verstimmung, um zum selben Resultat zu kommen.