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11. März 2015
Thomas Vorwerk
für satt.org


  Die Trauzeugen AG (Jeremy Garelick)
Die Trauzeugen AG (Jeremy Garelick)
Die Trauzeugen AG (Jeremy Garelick)
Bildmaterial © 2014 Sony Pictures Releasing GmbH
Die Trauzeugen AG (Jeremy Garelick)
Die Trauzeugen AG (Jeremy Garelick)
Die Trauzeugen AG (Jeremy Garelick)


Die Trauzeugen AG
(Jeremy Garelick)

USA 2015, Originaltitel: The Wedding Ringer, Buch: Jeremy Garelick, Jay Lavender, Kamera: Brad Lipson, Schnitt: Jeff Groth, Shelly Westerman, Byron Wong, Musik: Christopher Lennertz, Casting: Ron Digman, Valorie Massalas, mit Kevin Hart (Jimmy Callahan / Bic), Josh Gad (Doug Harris), Kaley Cuoco-Sweeting (Gretchen Palmer), Olivia Thirlby (Alison Palmer), Ignacio Serricchio (Edmundo / Dirty Eddie Sanchez), Nicky Whelan (Nadia), Mimi Rogers (Lois Palmer), Ken Howard (Ed Palmer), Cloris Leachman (Grandma Palmer), Jenifer Lewis (Doris Jenkins), Affion Crockett (Reggie / Drysdale), Jorge Garcia (Lurch / Garvey), Dan Gill (Bronstein / Dickerson), Corey Holcomb (Otis / Alzado), Colin Kane (Fitzgibbons / Plunkett), Alan Ritchson (Kip / Carew), Aaron Takahashi (Endo / Rambis), Josh Peck (Bad Best Man), Rawson Thurber (Cop), Amy Okuda (Lurch's Wife Marci), Joe Namath, John Riggins, Ed »Too Tall« Jones (Themselves), 101 Min., Kinostart: 12. März 2015

Die Erwartungen waren eher gering (auch, weil Kevin Hart meistens eine ziemliche Nervensäge ist), aber wenn man für's Kinogehen bezahlt wird und noch jemanden mitbringen darf, sinkt die Schmerzgrenze immens. Und, um es vorwegzunehmen: meine Begleitung und ich haben sich erstaunlich gut amüsiert bei dem Film.

Doug (Josh Gad, Original-Stimme von Olaf aus Frozen) ist überglücklich, Gretchen (Kaley Cuoco-Sweeting, Penny aus The Big Bang Theory) ehelichen zu dürfen, braucht aber nun auf die Schnelle einige Trauzeugen und begibt sich dafür in einen seltsamen Keller (TBM, eine halbwegs zu schluckende Abkürzung für »The Basement« steht hier eigentlich für »The Best Man, Inc.«, woraus dann der deutsche Titel wurde) und trifft aus Jimmy Callahan (Kevin Hart), der ein Unternehmen daraus gemacht hat, auf Hochzeiten als bester Freund des Bräutigams aufzutauchen und herzerweichende Reden zu halten. Er betont im Verlauf des Films seinem ungelenken Klienten reichlich häufig, dass dies »strictly a business relationship« sei, und der erfahrene Kinogänger ahnt, dass dies trotz »Wedding« im Titel eher eine Bromance ist.

Gemeinsam mit einer seltsamen Gruppe von reaktivierten einstigen Mitarbeitern (»They look like the entire cast of Goonies grew up and became rapists!«) übt man falsche Namen und andere Infos ein (Doug hat seiner Zukünftigen gegenüber bereits die Namen der nichtexistenten besten Freunde erwähnt) und schießt ein paar Fake-Fotos, die die lange gemeinsame Verbundenheit beweisen sollen.

Bromancemäßig wird die berühmte Titanic-Szene nachgespielt und Dougie zeigt zumindest ein Talent, das seiner Selbsteinschätzung als Ladenhüter für's andere Geschlecht nicht entspricht: er kann tanzen. Als Vorbereitung für mögliche Gefahren erlebt man die schlechteste Hochzeitsrede aller Zeiten, eine Vorstellung von Doug und »Bic Mitchum« (Jimmys Deckname) bei den Schwiegereltern führt dazu, dass Gretchens Großmutter flambiert wird, außerdem artet der Junggesellenabschied ziemlich aus, mit einer Stripperin und einem Hund, der darauf spezialisiert scheint, Erdnussbutter von schwer erreichbaren Stellen zu entfernen. Spätestens bei der Polizeikontrolle eines überladenen Kleinbusses (»Is that a dog? Why is its mouth on your genitals?«) hat der Film es durch dosiertes Timing geschafft, dass man glaubt, The Wedding Ringer könnte sich zu einer veritablen Alternative zu The Hangover entwickeln. Und etwa an dieser Stelle setzt dann die Szene ein, die dem Film ein wenig das Genick bricht …

Im Verlauf des Films hat man zumindest zwei Dinge erfahren: Dougies komische Trauzeugen-Gang bekommt zwar wenig Spielraum, wirklich zu glänzen, aber der durchgedrehte Haufen ist so gut zusammengestellt, dass schon sie allein den Film stemmen können (ich habe die Goonies nie gesehen, weil ich damals schon zwei, drei Jahre zu alt dafür war, aber so ähnlich stelle ich mir den Teamgeist jener Crew vor). Und Dougies Schwiegervater-in-spe ist niemand, mit dem gut Kirschen essen ist. Durch blödsinnige Drehbuch-Kapriolen kommt es jetzt zu einem American-Football-Match zwischen dem alten Herrn und ein paar hartgesottenen Teamkollegen und den größtenteils unsportlichen Trauzeugen. 10 Minuten brutale und unwitzige Schlammschlacht, inklusiver militaristischem Soundtrack und Zeitlupeneinsatz. Und alles nur, um zu verdeutlichen, dass die Freaks durch die gemeinsame Demütigung / Gefahr zu echten Kumpels werden. Da nach dieser Szene der erwartete dramatische Höhepunkt des Films folgt, mit den üblichen Komplikationen und Erklärungen, gelingt es dem Film nur gerade so eben, sich von der Football-Szene wieder zu erholen und sein früheres Tempo zumindest ansatzweise wieder zu erreichen.

Ohne große Stars, sondern vor allem aufgrund des Ensembles wird The Wedding Ringer zu einer der gelungeneren RomComs der letzten Jahre. Aber wenn man statt der in jeder Hinsicht überflüssigen Football-Szene vielleicht einen Minigolf-Wettbewerb eingebaut hätte oder ähnliches, hätte mit etwas Mundpropaganda ein echter Überraschungshit daraus werden können.

Andererseits … was weiß ich schon vom Geschmack des gemeinen Volkes? Vielleicht ist es ja ausgerechnet der burschikose Adam-Sandler-Hau-drauf-Humor, der jene Millionen von Kinozuschauern aktiviert, die immer dann die Säle filmen, wenn ich den Kassenschlager (Honig im Kopf, 50 Dings of Bums) nicht einmal für umsonst schauen will …