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27. Mai 2009
Thomas Vorwerk
für satt.org


  Der Womanizer - Die Nacht der Ex-Freundinnen (R: Mark Waters)
Der Womanizer - Die Nacht der Ex-Freundinnen (R: Mark Waters)
Der Womanizer - Die Nacht der Ex-Freundinnen (R: Mark Waters)
Fotos © 2009 Warner Bros. Ent.
Der Womanizer - Die Nacht der Ex-Freundinnen (R: Mark Waters)
Der Womanizer - Die Nacht der Ex-Freundinnen (R: Mark Waters)
Der Womanizer - Die Nacht der Ex-Freundinnen (R: Mark Waters)


Der Womanizer
Die Nacht der Ex-Freundinnen
(R: Mark Waters)

Originaltitel: Ghosts of Girlfriends Past, USA 2009, Buch: Jon Lucas, Scott Moore, Kamera: Daryn Okada, Schnitt: Bruce Green, Musik: Rolfe Kent, mit Matthew McConaughey (Connor Mead), Jennifer Garner (Jenny Perotti), Breckin Meyer (Paul), Lacey Chabert (Sandra), Michael Douglas (Uncle Wayne), Robert Forster (Sergeant Volkom), Anne Archer (Vonda Volkom), Emma Stone (Allison Vandermeersh), Daniel Sunjata (Brad), Noureen DeWulf (Melanie), Rachel Boston (Deena the Bridesmaid), Camille Guaty (Donna the Bridesmaid), Amanda Walsh (Denice the Bridesmaid), Emily Foxler (Nadja), Catherine Haena Kim (Charlece), Logan Miller (Teenage Connor), Christa B. Allen (Teenage Jenny), Sam Byrne (Pete Hastings), Olga Maliouk (Ghost of Girlfriends Future), 121 Min., Kinostart: 28. Mai 2009

Wie der Originaltitel jedem halbwegs gebildeten englischsprechenden Zuschauer überdeutlich vor Augen führt, ist dies eine Variation von Charles Dickens’ A Christmas Carol. Die Geschichte des Geizhals Ebenezer Scrooge gibt es inzwischen in unzähligen Versionen, u. a. in der Disney-Variante (mit Scrooge McDuck als Scrooge), als Muppet-Spielfilm und sogar mit Bill Murray, genannt Scrooged (in Deutschland wurde daraus Die Geister, die ich rief, zwar noch literarisch, aber plötzlich Goethe statt Dickens). Wohl dem Murray-Beispiel folgend, hat man den Wiedererkennungswert beim deutschen Titel kurzerhand gegen den knackigen Titel “Der Womanizer” getauscht, und wer beim Nachsatz “Die Nacht der Ex-Freundinnen” noch Dickens ausfindig macht, muss schon immens auf Draht sein, insbesondere weil zwei der drei “Ex-Freundinnen” überhaupt nicht “Ex” sind - wodurch sich selbst der titelmäßige schlechte Kompromiss auch noch disqualifiziert.

Denn wie man aus der Dickens-Geschichte weiß, erscheinen Scrooge drei Geister, der Geist der vergangenen Weihnacht, derjenige der gegenwärtigen und der der zukünftigen Weihnacht. Und so wie die Geister bei Dickens versuchen, dem Geizhals die Bedeutung des Weihnachtsfestes (kurz: Geben ist seliger denn nehmen) nahezubringen, so versuchen hier, dem unverbesserlichen (und erstaunlich erfolgreichen) Schürzenjäger Connor Mead (Matthew McConaughey) drei den entsprechenden Zeitepochen entspringende Damen beizubringen, was wichtigere Werte sein könnten als möglichst viele Frauen zu bespringen und sie danach auf teilweise sehr uncharmante Weise wieder abzuservieren.

Gleichzeitig erscheint Connor aber auch der Geist seines verstorbenen Onkels (Michael Douglas), der in Sachen Frauenbehandlung immer sein großes Vorbild war (“Don’t waste your life like I did.”) Und weil der Film klar in die Kategorie “Romantic Comedy” gehört, gibt es auch noch die eine Frau aus Connors Vergangenheit (Jennifer Garner), in die er natürlich insgeheim immer verschossen war (und sie in ihn), doch wie beim Rollengebahren von Rock Hudson und Doris Day müssen sie erst noch zueinander finden.

Regisseur Mark Waters (Freaky Friday, Mean Girls, Just like Heaven) konnte sich in der Vergangenheit immer wieder als Komödienspezialist beweisen, doch in diesem Fall scheitert der Film trotz gelungenem Ansatz unter anderem daran, dass man ausgerechnet für die Hauptrollen die uninteressantesten Darsteller gecastet hat. Jennifer Garner versucht immer noch vergeblich, das Erbe von Julia Roberts anzutreten, und das positivste, was man über Matthew McConaughey sagen kann, ist, dass er zu Beginn des Films so gelackt auftritt, wie man es von ihm seit American Psycho nicht mehr gesehen hat. Warum man sich hingegen für das Schicksal dieser beiden interessieren soll, bleibt mir schleierhaft. Michael Douglas als Prototyp des Macho-Arsch weiß seine Rolle wenigstens auszukosten, dass es auch dem Zuschauer Vergnügen bereitet, und eine noch sehr junge Komikerin namens Emma Stone (bisher u. a. In Superbad, The Rocker, The House Bunny) brilliert hier als Teenager mit Zahnspange, der durch den Film wirbelt wie der Geist der 1980er, inklusive REO Speedwagon und der unsterblichen Erklärung “Now we watch a romantic montage of you and Jenny set to Cyndi Laupers Time after Time.”

Und selbst die auf (teilweise lächerliche) Winzrollen verschwendeten Lacey Chabert (Mean Girls), Anne Archer (Fatal Attraction) oder Robert Forster (Jackie Brown) verleihen dem Film mehr Charisma als die Personen, um die es eigentlich gehen sollte. Einzig Breckin Meyer als Connors kleiner Bruder wurde wohl deswegen gecastet, weil der aus Garfield bekannte Darsteller tatsächlich selbst noch Matthew McConaughey gut dastehen lässt.

Im Gegensatz zu einigen langweiligen, gänzlich den Schemata entsprechenden Romantic Comedies kann man sich Ghosts of Girlfriends Past aber schon deshalb anschauen, weil man Scheitern ja auch als Chance begreifen kann - und in dieser Hinsicht ist der Film ein Lehrstück. Wahrscheinlich hätte selbst der beste Regisseur der Welt mit einer durchweg überzeugenden Besetzung und einem aufpolierten Drehbuch hieraus kein Meisterwerk gemacht, und somit muss man Mark Waters zumindest für seinen Mut danken - und dass bei solchen Produktionen nicht immer die Hauptdarsteller zu kriegen sind, die sich der Regisseur (und Zuschauer) wünscht, ist bekannt. Waters hat sich immerhin bei den Nebenrollen - wie auch schon in seinen früheren Filmen - als “glückliches Händchen” bewiesen.

Die schönste Stelle des Films war übrigens für mich, als Matthew McConaughey nach etwa drei Vierteln des Films und einer mal wieder langen Nacht das Fenster aufreißt, draußen Schnee sieht und sozusagen ohne direkten Ansprechpartner wie seinerzeit Beckenbauer ruft “Is it Christmas?”, woraufhin dann ein Bengel antworten darf “Nah, it’s saturday, you moron!”