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Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen




6. August 2008
Thomas Vorwerk
für satt.org


  Die Girls von St. Trinian (R: Oliver Parker, Barnaby Thompson)
Die Girls von St. Trinian (R: Oliver Parker, Barnaby Thompson)
Die Girls von St. Trinian (R: Oliver Parker, Barnaby Thompson)
© 2008 Concorde Filmverleih GmbH
Die Girls von St. Trinian (R: Oliver Parker, Barnaby Thompson)
Die Girls von St. Trinian (R: Oliver Parker, Barnaby Thompson)
Die Girls von St. Trinian (R: Oliver Parker, Barnaby Thompson)

Die Girls von St. Trinian
(R: Oliver Parker, Barnaby Thompson)

Originaltitel: St. Trinian’s, UK 2007, Buch: Piers Ashworth, Nick Moorcroft, Cartoon-Vorlage: Ronald Searle, Kamera: Gavin Finney, Schnitt: Alex Mackie, Musik: Charlie Mole, Casting: Lucy Bevan, Production Design: Amanda McArthur, Art Direction: John Reid, Kostüme: Rebecca Hale, Penny Rose, mit Talulah Riley (Annabelle Fritton), Rupert Everett (Camilla Fritton / Carnaby Fritton), Colin Firth (Geoffrey Thwaites), Gemma Arterton (Kelly), Lena Headey (Miss Dickinson), Mischa Barton (JJ French), Lily Cole (Polly), Lucy Punch (Verity Thwaites), Russell Brand (Flash Harry), Stephen Fry (Stephen Fry), Jodie Whittaker (Beverly), Anna Chancellor (Miss Bagstock), Celia Imrie (Matron / Hausmutter), Toby Jones (Bursar / Schatzmeister), Caterina Murino (Miss Maupassant), Fenella Woolgar (Miss Cleaver), Tamsin Egerton (Chelsea), Amara Karan (Peaches), Antonia Bernath (Chloe), Juno Temple (Celia), Tereza Srbova (Anoushka), Nathaniel Parker (Chairman of National Gallery), 101 Min., Start: 7. August 2008

Basierend auf den klassischen Cartoons von Ronald Searle und einigen zumindest in England bekannten früheren Filmen über das etwas andere Mädchenpensionat St. Trinian’s schlossen sich der zuvor für Shakespeare- und Oscar-Wilde-Adaptionen bekannte Regisseur Oliver Parker (Othello, The Importance of Being Earnest) und der auch bei etwas “gewöhnlicheren” Filmprojekten wie Spice World oder Wayne’s World bewährte Produzent Barnaby Thompson (hier auch als Co-Regisseur) zusammengetan, um eine moderne Version des Stoffs zu verwirklichen.

Für die Vermarktung besorgte man sich beliebte britische Schauspieler wie Colin Firth, Rupert Everett (auch Mitproduzent) oder Stephen Fry, die aber allesamt nur in recht sparsam eingesetzten Nebenrollen agieren, während der Film vor allem von den jungen Darstellerinnen der Schülerschaft getragen wird. In einer beidgeschlechtlichen Doppelrolle auftetend überlässt Rupert Everett als Vater Carnaby seiner Schwester Camilla, der Direktorin, seine Tochter und deren Nichte Annabelle (Talulah Riley), mit deren Augen der Zuschauer zunächst die Schule kennenlernt. Und das bedeutet zunächst ein Quasi-Teeren-und-Federn und eine Liveschaltung zu Youtube bei der nachfolgenden Dusche. Doch so wie jede St. Trinian’s-Schülerin ähnliche Initiationsriten über sich ergehen lassen musste, steht auch Annabelle bald für ihre Schule ein, in der alle Subfraktionen wie Geeks, Posh Totties und Emos zusammenhalten, wenn es darum geht, eine feindliche Hockeymannschaft zu besiegen, eine Prüfung durch den Minister (Colin Firth) zu überstehen oder die drohende Schließung der Schule aufgrund einer Verschuldung abzuwenden - mithilfe eines komplizierten Raubes, für den man sich zunächst auch noch bei einem Schulwettbewerb für das in der National Gallery stattfindende Finale (mit Quizmaster Stephen Fry) qualifizieren muss.

Hierbei werden alle Register des britischen Humors durchgespielt, von Anarcho-Attacken über subtilen schwarzen Humor (immerhin ist Barnaby Thompson mittlerweile Chef der altehrwürdigen Ealing Studios) bis zu infantilen Scherzen à la Carry On oder Benny Hill. Auffällig ist aber, dass das Zielpublikum trotz der teilweise etaiblierten Darsteller klar eines ist, das den Schülerinnen von St. Trinian’s nicht völlig unähnlich ist, denn die schon etwas betagteren (wozu sich der Autor zählt) finden es auf Dauer vielleicht etwas ermüdend, wie hier immer wieder aus der Populärkultur bekannte Zitate aneinandergereiht werden: “Be afraid. Be very afraid.” - “They’re of more use to us alive.” - “Houston, we have a problem.” - “What took you so long?”

Doch trotz aller Infantilität und Oberflächlichkeit besitzt der Film einen gewissen Charme, der u. a. auch vom cleveren Casting der Jungstars und dem geschickten Einsatz der Gaststars herrührt. So kann Rupert Everett (vor allem als “Camilla”) overacten, dass es eine Freude ist, und bei Colin Firth wird man das Gefühl nicht los, dass man nahezu alles ins Buch hineingeschrieben hat, was irgendwie mit seinen berühmtesten Rollen zu tun hat. So bekommt er eine Wet-Shirt-Szene und darf einen Hund töten, der Mr. Darcy heißt. Und das Bild, das aus der National Gallery gestohlen werden soll, ist Vermeers Mädchen mit dem Perlenohrring (“Oh my God! You want to steal Scarlett Johansson?”).

Und wem das angedeutete Techtelmechtel zwischen Rupert und Colin noch nicht reicht, für den singen sie im Nachspann auch noch gemeinsam “Love is in the Air” ...