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August 2007
Thomas Vorwerk
für satt.org


Beim ersten Mal (R: Judd Apatow)
Beim ersten Mal (R: Judd Apatow)
Beim ersten Mal (R: Judd Apatow)
Photo Credit: Suzanne Hanover
Copyright: © 2007 Universal Studios
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Beim ersten Mal (R: Judd Apatow)
Beim ersten Mal (R: Judd Apatow)
Beim ersten Mal (R: Judd Apatow)

Beim ersten Mal
(R: Judd Apatow)

Originaltitel: Knocked Up, USA 2006, Buch: Judd Apatow, Kamera: Eric Edwards, Schnitt: Craig Alpert, Brent White, Musik: Joe Henry, Loudon Wainwright III, mit Seth Rogen (Ben Stone), Katherine Heigl (Alison Scott), Paul Rudd (Pete), Leslie Mann (Debbie), Jason Segel (Jason), Jay Baruchel (Jay), Jonah Hill (Jonah), Martin Starr (Martin), Charlyne Yi (Jodi), Iris Apatow (Charlotte), Maude Apatow (Sadie), Joanna Kerns (Alison’s Mom), Harold Ramis (Ben's Dad), Alan Tudyk (Jack), Kristen Wiig (Jill), Bill Hader (Brent), Ken Jeong (Dr. Kuni), Craig Robinson (Doorman), Tim Bagley (Dr. Pellagrino), Loudon Wainwright III (Dr. Howard), Stephanie Mnookin (Dr. Howard’s Nurse), Adam Scott (Male Nurse), J.P. Manoux (Dr. Angelo), Mo Collins (Female Doctor), B.J. Novak (Young Doctor), Emerson Riley (Jonah’s Girlfriend), James Franco, Steve Carell, Andy Dick, Ryan Seacrest (themselves), 129 Min., Kinostart: 23. August 2007

For zwei Wochen lief Evan Almighty in den deutschen Kinos an, bei der Genese der Projekte kann man durchaus Übereinstimmungen mit Knocked Up finden. In beiden Fällen kehrt ein Regisseur nach einem sehr erfolgreichen Film zu einem ähnlichen Sujet zurück, diesmal aber mit einem weniger bekannten Star in der Hauptrolle. Im Falle von Knocked Up spielte Steve Carell in The 40 Year Old Virgin die Hauptrolle, und insbesondere beim seltsamen deutschen Titel Beim ersten Mal bekommt man das Gefühl, daß der Nachfolgefilm ein ähnliches Thema behandelt, doch die zwei entscheidenden Unterschiede zu Evan Almighty fungieren bereits als Qualitätsmerkmale. Zum einen versucht Judd Apatow nicht, seinen neuen Film als ein Sequel zu vermarkten, zum anderen ist Knocked Up zwar teilweise eine recht infantile Komödie, hat aber durchaus auch etwas zu sagen, und davon war bei Evan Almighty überhaupt nichts zu spüren.

Auch in Knocked Up geht es zwar um die üblichen Familienwerte, denn nach einem eher zufällig (und alkoholbeeinflussten) One Night Stand finden sich zwei sehr unterschiedliche Figuren durch die ungeplante Schwangerschaft von Alison (Katherine Heigl, vor allem durch die Fernsehserien Roswell und Grey’s Anatomy bekannt), einer auf Karriere besonnenen TV-Moderatorin (man sieht die Anknüpfungspunkte zu Evan) in eine Verantwortungsposition gedrängt, doch Regisseur und Autor Apatow nimmt sich für diese Probleme durchaus Zeit (129 Min.), und wenn auch teilweise die Scherze ähnlich platt (Bartwitze!) und vorhersehbar wie bei Evan Almighty sind, gibt es in Knocked Up nicht nur bravouröse Szenen, was die Punchlines angeht (Das Gespräch mit dem Türsteher der Disko, sowie alle Szenen mit Alan Tudyk und Kirsten Wiig als Fernsehproduzenten (“This is Hollywood - We don’t like liars”) - ein Großteil der Episoden hat auch einen wirklichen Bezug zum Leben vieler Zuschauer, was man beim Bauen von Archen und dem sich Durchsetzen gegen korrupte Politiker bei Evan wahrscheinlich nicht sagen kann.

Die männliche Hauptfigur des Films, Ben (Seth Rogen), ist zunächst mal ein sympathischer, aber nicht besonders attraktiver Slacker, der zusammen mit einigen Freunden eine dubiose Geschäftsidee verwirklichen will: Eine Website namens fleshofthestars.com, bei der man erfahren kann, wann welche Schauspielerin in welchem Streifen ihre Kleider ablegt. Wenn sich nach zwei Dritteln des Films herausstellt, daß es solch eine Website längst gibt (was für eine Überraschung!), gibt das Bens neugefundenem Verantwortungssinn einen empfindlichen Dämpfer. Doch darum geht es im Film nur am Rande, vor allem geht es darum, daß zwei Personen, die sich eigentlich gar nicht kennen (auch im biblischen Sinne nicht unbedingt, wie Bens Frage “Did we have sex?” am Morgen danach beweist), versuchen, sich zusammenzuraufen, und plötzlich ihre gesammelten Zukunftspläne (oder das Fehlen solcher) über den Haufen werfen müssen, um sich auf die veränderte Lebenssituation einzustellen.

Über Alisons Schwester Debbie (Leslie Mann), die sich mit zwei Töchter herumschlagen muss (die nicht wie bei Evan höchstwahrscheinlich aufwendig gecastet wurden, sondern rein zufällig den Nachnamen mit dem Regisseur teilen), kann Alison zwar schon früh zeigen, daß sie eine gute Mutter abgeben könnte (während Ben die beiden Mädchen zunächst behandelt, als wären sie Hunde, die man mit Apportieren bei Laune halten kann), über Debbies Gatten Pete (Paul Rudd, ein alter Bekannter aus Apatow-Filmen wie der 40 Year Old Virgin oder Anchorman), der Ben in mancherlei Hinsicht ähnelt, werden auch schon die absehbaren Probleme angedeutet.

Viel mehr will ich gar nicht über die Story erzählen, die die übliche Prämisse einer Romantic Comedy etwas auf den Kopf stellt, der Film war mir schon deshalb sympathisch, weil er klar kein Familienfilm sein will (es ist mir ein kleines Rätsel, wie man in Deutschland die Altersfreigabe ab 12 bekommen hat), sich aber dennoch nicht nur in vulgären Zoten ergeht wie zuletzt Clerks II (auch ein guter Vergleichsfilm), sondern mit Ausnahme einer völlig überflüssigen Einstellung eigentlich vieles der Fantasie überlässt. Dazu kommen sympathische Hauptdarsteller, nette Kurzauftritte von Leuten wie Harold Ramis, James Franco oder Steve Carell, und eine aktualisierte Version der Fortpflanzung per Storch von einer sehr jungen Expertin, die aber immerhin schon mal “Mord” gegooglet und somit mitreden kann …