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TG: Stil hat man oder eben nicht. Nach meiner bescheidenen Meinung reicht es nicht, sich bei Herr von Eden* in der Marktstraße drei dezente Anzüge zu holen und sich dann zum Stylekönig zu erklären. Wenn's recht ist, möchte ich auf Jans reproduzierte patriachale Männerklischees (irgendwas zwischen pimp, Soulgebärdensänger und Entertainer-Machertyp) nicht weiter eingehen. Mir bedeuten Sixtiesanzüge erstmal genausowenig wie 60s-Musik. Ich mag extravagante Kleidung und bin glücklicherweise aus dem Alter raus, wo eine bestimmte Epoche eine Rolle spielt. Die Tatsache, dass wir bei 3 Normal Beatles-Konzerten zerfetzte 60s-Anzüge tragen, hat mit bereits erwähntem folkloristischen Selbstverständnis zu tun. Mit unseren vermoderten Anzügen und Instrumenten und nicht mehr ganz taufrischen Visagen sind wir die Untoten des entwichenen Geists jener Musik, von der Leute einmal dachten, sie könnte die Welt umstürzen. CM: Ihr spielt ähnlich lange und exzessiv und publikumsverschleissend wie Superpunk - gibt es Parallelen zwischen Euch? TG: Nein, es hat meiner Meinung nach nichts miteinander zu tun. Ich glaube auch nicht, dass die ähnlich lange spielen. Der Unterschied ist vor allem der, dass wir keine Ambition haben, eigene Stücke zu machen und Genres wie zum Beispiel Soulmusik mit zeitgenössischen, deutschen Indierocktexten zu verbinden. Ausserdem glaube ich, die Superpunkjungs hören privat wirklich 60s-Musik. CM: In einem Artikel über Euch habe ich den Satz gefunden, "3 normal Beatles sehen sich nur als Partyband" - ist das so? TG: Kommt darauf an, was man mit Party meint. Auf der Platte befindet sich ja eine ganz passende Passage zu dem Thema. Als Klaus versucht, den Begiff 'Rezession' zu erklären und jemand aus dem Publikum schreit "das is ne Party hier" und Klaus sagt, es sei ihm scheissegal, ob das eine Party sei, bestimmte Sachen müssten gesagt sein. Interessant sind Konzerte für uns nur, wenn wir eben nicht nur die Partyband zur Party sind, sondern die Band, die das Publikum zwingt, selbst in Erscheinung zu treten. Wenn das Publikum genauso bereit ist, die Grenzen von bestimmten Party- und Konzertkonventionen zu überschreiten. Die Grenze zwischen Vortragendem und Konsumenten. CM: Wie wichtig ist Hamburg - gäbe es 3 Normal Beatles auch in einer anderen Stadt/Umgebung? Hattet Ihr früher den Eindruck, dass Hamburg popkulturell schneller ist wegen der Nähe zu England? TG: Ich glaube vor allem, ohne Klaus Ramcke gäbe es die Band nicht. Klar war Hamburg traditionell immer näher an England. Ich glaube nur, dass das immer weniger eine Rolle spielt. CM: Euer Album heisst "We name it Justice" - Justice für wen und warum? TG: Gute Frage. Gerechtigkeit für den erwähnten entwichenen Geist, für die Untoten. Für die magische Kraft, die man in Oldieshows und poliertem, smarten Oberflächen-Rebellions-Rock nicht finden kann. äh..so ungefähr … CM: Das Cover Eurer LP ist von Daniel Richter gestaltet, Ihr seid alle ausser in der Band noch anderweitig im Kulturbetrieb aktiv (Label, Theater, etc.) - empfindet Ihr Euch als "angekommen"? Haben die Punks von damals Ihre Karrieren gemacht oder denkt Ihr nicht so? TG: Die Diskussion darum würde den Rahmen sprengen. Es ist ja so, dass sich schon die offensichtlich Angekommen nicht angekommen fühlen und insofern die Durchwurschtelnden genausowenig. Aus meiner Sicht fühlt sich der ganze Kram nach wie vor derat prekär an, dass ich mich guten Gewissens als nicht angekommen betrachten kann |
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