„Die Sterblichkeit unter den Hottentotten ist entsetzlich. Durchschnittlich sterben 8 pro Tag, es kommen aber Tage vor an welchen 18-20 sterben. Die Herero sind scheinbar etwas widerstandskräftiger, sind auch wohl mehr acclimatisiert.“ (Aus einem Brief des Missionars Nyhof, die Zustände im Konzentrationslager Haifischinsel betreffend.)
Die beiden Historiker Jürgen Zimmerer und Joachim Zeller haben sich in ihrem neuem Buch abermals der Geschichte der ehemaligen deutschen Kolonien angenommen. Die beiden renommierten Experten nehmen sich eines der dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte vor. Am 12. Januar 2004 jährt sich zum hundertsten Mal der Ausbruch des Krieges zwischen dem Deutschen Reich und den Herero und Nama im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika. Im von Zimmerer und Zeller herausgegebenem Buch „Völkermord in Deutsch-Südwestafrika“ wird dieser Kolonialkrieg in all seinem fürchterlichen Grauen aufgezeigt. Anfangs war es ein Kampf der Herero gegen fortgesetzten Landraub der Deutschen. Als die Herero erste Erfolge feierten, schlug die Militärmaschinerie des Deutschen Reiches erbarmungslos zurück. Der Krieg endete in einem Völkermord, der durch die landesweit eingerichteten Konzentrationslager der Deutschen Besatzer seine Fortsetzung fand. In den Konzentrationslagern starb fast jeder zweite Kriegsgefangene unter erbärmlichsten Bedingungen. Außerdem verloren die besiegten Afrikaner ihr Land und ihren Viehbesitz an die deutschen Kolonialherren und wurden einem rigiden Kontrollsystem unterworfen. Auf deutscher Seite fanden etwa 1700 Menschen den Tod. Dem Genozid auf afrikanischer Seite fielen Zehntausende zum Opfer.
Im diesem absolut lesenswerten Buch wird die Geschichte des Kolonialkrieges von international renommierten Autorinnen und Autoren intensiv beleuchtet. Die Perspektive der Deutschen und der Afrikaner werden gleichermaßen berücksichtigt. In Deutschland ist der Genozid in Vergessenheit geraten, in Namibia hingegen drängen die Herero auf ein internationale Aufarbeitung. Nach dem Vorbild der NS-Zwangsarbeiter reichten die Herero 2001 in den USA eine Sammelklage gegen zwei deutsche Multiunternehmen ein. Die deutsche Bundesregierung lehnt bis heute eine offizielle Entschuldigung für die im deutschen Namen begangenen Kolonialverbrechen ab.