Anzeige:
Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen




1. September 2018
Thomas Vorwerk
für satt.org


Hollywood Blacklist
1. bis 30. September 2018 im Kino Arsenal

24 Filme rund um die Hollywood Ten (die sich allesamt Ende der 1940er weigerten, auf die HUAC-Frage »Are you or have you ever been a member the Communist Party?« zu antworten - und dafür zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden) und die danach entstehende »Schwarze Liste« gegen »unamerikanische« Umtriebe. Zu den Themen der Filme gehören kapitalistische Ausbeutung, Faschismus, Rassismus und Feminismus (letzterer Ismus natürlich eher positiv dargestellt, zum Beispiel in Craig's Wife). Wer jetzt den eifrigen Erklärbär von mir erwartet, den muss ich enttäuschen. Lest die fiktivisierten Versionen dieser Hexenjagd von Arthur Miller (Theaterstück The Crucible, übrigens am 3. September auch in einer filmischen Adaption im Arsenal-Programm) oder Walt Kelly (Zeitungs-Strip Pogo, Jahrgang 1950). Oder geht ganz schnöde auf Wikipedia...

Sabotage aus den eigenen Reihen

2018 war ich nach zwei Dritteln des Jahres bereits so oft im Arsenal wie sonst in den keinem der letzten zehn Jahren. Wohlgemerkt zähle ich hierbei nur die bezahlten Vorführungen (von 163 Kinobesuchen war ich nur 14 mal aus eigener Tasche im Kino - und jedes mal im Arsenal)! Drei mal von und drei mal mit John Cassavetes, drei mal Anna May Wong, je ein Kurosawa und ein Mizoguchi, ferner 2x Kubrick und Days of Heaven. Bis auf eine Ausnahme alles auf Zelluloid! Da weist man gerne auch mal andere Kinogänger auf dieses Angebot hin, doch Hannes Brühwiler, der Kurator der Blacklist-Retro, hat bei seinen drei Filmen, die vorab der Presse vorgestellt wurden, aus meiner Sicht nicht so günstig ausgewählt.

Da ich eigentlich standardmäßig nur die Einzelfilme rezensiere und nicht versuche, aus Teilkenntnissen und dem Pressematerial einen Überblicks-Text zu generieren, ist mein Einblick in die Reihe somit nicht so positiv, wie es zu erhoffen wäre - und ausgerechnet zu dem Film, der mir am besten gefiel, wurde auch noch kein Bildmaterial mitgeliefert (und wenn man einfach schnell mal was mit Google-Hilfe besorgt, kann man eigentlich davon ausgehen, dass man Copyright-Stress bekommt). Also will ich vorab noch kurz auf zwei absolute Highlights der Reihe hinweisen, die ich vor eher längerer Zeit zuletzt gesehen habe (und zu denen ich vermutlich zum 15. und 16. Mal ein Ticket ziehen will).

Gun Crazy
(Joseph H. Lewis, 1950)

Gun Crazy (Joseph H. Lewis)

Quelle: Arsenal - Institut für Film und Videokunst

Mit ca. 15-18 Jahren sah ich mal Gun Crazy im Fernsehen, vermutlich auf dem dritten Programm. Ich habe den Film seitdem nie wiedergesehen, zähle ihn aber zu meinen 30 oder 40 Lieblingsfilmen - so groß war der Eindruck! Ich glaube, dass war der erste Film, in dem ich erstmals so etwas wie Leidenschaft nachvollziehen konnte - und die kaum kaschierte Erotik ging dann auch noch Hand in Hand mit einer Faszination (der Filmfiguren) für Schusswaffen, die sich in allerlei recht deutlichen Metaphern und Bildern ergang. Verglichen hiermit sind Bonnie & Clyde, Duel in the Sun und Natural Born Killers alles nur schwache Ersatzbefriedigungen. Vermutlich werde ich zur ersten Vorführung des Films gehen, dann habe ich die Chance, ihn eine Woche später gleich noch mal anzuschauen. (Montag, 10.9. um 19 Uhr 30 und Freitag, 21.9. um 19 Uhr, jeweils im Arsenal 1 - letzterer Termin mit Einführung von Lukas Förster)

Johnny Guitar
(Nicholas Ray, 1954)

Johnny Guitar (Nicholas Ray)

Quelle: Arsenal - Institut für Film und Videokunst

Johnny Guitar von Nicholas Ray (mit dem hübschen deutschen Zusatztitel »Wenn Frauen hassen«) habe ich indes erst während meines Studiums erstmals gesehen. Übrigens im Arsenal, ca. Mitte 2001, im Rahmen des mit der FU ausgemachten Angebots »100 Filme für 100 Mark« - und der Film, den ich zuvor in der Magical History Tour sah, war High Noon, der natürlich 1A mit in die Blacklist-Reihe gepasst hätte. Johnny Guitar ist so over-the-top, dass man schon von camp sprechen könnte. Joan Crawford stolziert mit blutrotem Lippenstift und prächtigen, fast fluoriszierenden Kleidern abwechseln durch die Prärie und überzogene Studiobauten, und auch hier geht es um Leidenschaft und Mordlust - nur auf gänzlich andere Weise. Eingefleischte Western-Fans wird man hiermit nur bedingt begeistern können, aber der zum Start vom Publikum (und irgendwie auch von seinem Regisseur?) missverstandene Film zeigt eine sehr moderne (aber empathische) Sicht auf das Kino. (Samstag, 15.9. um 21 Uhr im Arsenal 1)

Craig's Wife
(Dorothy Arzner)

 
Vorführung:
  • Montag, den 17. September
    um 19 Uhr 30 im Arsenal 1
    (mit Einführung von Gina Telaroli)


USA 1936, Buch: Mary C. McCall Jr., Lit. Vorlage: George Kelly, Kamera: Lucien Ballard, Schnitt: Viola Lawrence, Musik: R.H. Bassett, Emil Gerstenberger, Milan Roder, Kostüme: Lon Anthony, Production Design: William Haines, Art Direction: Stephen Goosson, mit Rosalind Russell (Harriet Craig), John Boles (Walter Craig), Billie Burke (Mrs. Frazier), Jane Darwell (Mrs. Harold), Dorothy Wilson (Ethel Landreth), Alma Kruger (Ellen Austen), Thomas Mitchell (Fergus Passmore), Raymond Walburn (Billy Birkmire), Elisabeth Risdon (Mrs. Landreth), Robert Allen (Gene Fredericks), Nydia Westman (Mazie), Kathleen Burke (Adelaide Passmore), 74 Min.

Von den drei fürs Kritikerpublikum ausgewählten Filmen wurde Craig's Wife als letzter gezeigt - und er wirkt auch vergleichsweise weniger dramatisch als Give us this Day und M. Das täuscht aber nur, weil die Bearbeitung eines mit dem Pulitzer Prize ausgezeichneten Theaterstücks (dies war bereits die zweite Verfilmung) gerade das dramatische Element absichtlich herunterspielt.

Mich hat dies sehr an Edith Wharton The Age of Innocence erinnert, das ich zu der Zeit zufällig las, und wo eine ähnliche Gesellschaft, die vor allem auf Äußerlichkeiten achtet, beschrieben wird. Doch wo es bei Wharton um eine unterdrückte Liebe geht, die irgendwo darunter brodelnd doch zu ihrer eingeschränkten Erfüllung kommt, ist in Craig's Wife die Liebe quasi das Thema einer Tragödie, es wird beschrieben, wie die Liebe »stirbt«, weil Harriett Craig (Rosalind Russell) mehr Emotionalität angesichts einer perfekt positionierten Vase, eines blitzblanken Aschenbechers oder ihrer malträtierten Bediensteten entwickeln kann als im Zusammenspiel mit ihrem Gatten (John Boles).

»Love is a liability in marriage«, »marriage was a way to emancipation for me« - mit solchen Statements wird Harrietts Unterkühltheit nur ansatzweise deutlich. Sie arbeitet an einem perfekten Haushalt, verabscheut aber kaum etwas mehr als Außenstehende, die in ihr Königreich hineingelassen werden. So deutlich werden diese Prinzipien in Age of Innocence nie, Harriett zieht ihr Programm aber auch mit einer erschreckenden (aber subtilen) Vehemenz durch.

Nicht nur die Arbeitsvermittlung weigert sich irgendwann, immer wieder neue Köche zu schicken, auch Gatte Walter begreift mit reichlich Verspätung, dass hier etwas ziemlich falsch läuft, und daraus nährt sich mit passender Zurückhaltung der Film. Was Walter als Freunde und Nachbarn wahrnimmt, sind für Harriett nur Streuner, die womöglich den Teppich einsauen. Und letztlich ist auch ihr Mann nur ein (geduldeter) »Fremdkörper«.

Einer der Höhepunkte des Films ist dieser vieles ausdrückende Dialog über eine Vase: »Did it fall?« - »No, I smashed it. I don't like it!«. Selten war ich mit solcher Genugtuung Zeuge eines Falls von häuslicher »Gewalt«.

Die kleinen Handlungselemente am Rande (kranke Mutter, verliebte Nichte, Thomas Mitchell als Fergus) können sich angesichts der Haupthandlung zwar nicht ganz so entfalten, wie es vielleicht zuträglich gewesen wäre, und auch die »Moral« zum Schluss wirkt etwas simpel, aber die vergleichsweise Subtilität dieses Films, bei der man auch irgendwie merkt, dass eine Frau auf dem Regiestuhl saß (Dorothy Arzner dreht u.a. auch Christopher Strong und hatte in den 1930ern eine bemerkenswerte Karriere), hat es mir doch sehr angetan.

  M (Joseph Losey)

Quelle: Arsenal - Institut für Film und Videokunst



M
(Joseph Losey)

 
Vorführungen:
  • Samstag, den 22. September
    um 19 Uhr im Arsenal 1
    (mit Einführung von Chris Fujiwara)
  • Samstag, den 29. September
    um 19 Uhr im Arsenal 1


USA 1951, Buch: Norman Reilly Raine, Leo Katcher, Zusätzliche Dialoge: Waldo Salt, Kamera: Ernest Laszlo, Schnitt: Edward Mann, Musik: Michel Michelet, Art Direction: Martin Obzina, Set Decoration: Ray Robinson, mit David Wayne (Martin W. Harrow), Howard Da Silva (Inspector Carney), Martin Gabel (Charlie Marshall), Luther Adler (Dan Langley), Steve Brodie (Police Lt. Becker), Raymond Burr (Pottsy), Glenn Anders (Riggert), Norman Lloyd (Sutro), Walter Burke (MacMahan), John Miljan (Blind Baloon Vendor), Roy Engel (Police Chief Regan), Janine Perreau (The Last Little Girl), Lennie Bremen (Lemke), Benny Burt (Jansen), Bernard Szold (Bradbury Bldg. Watchman), 88 Min.

Mein Fazit zu diesem Film könnte kaum kürzer und verheerender ausfallen: ein überflüssiges Remake des tollen Lang-Films. Wo M - Eine Stadt sucht einen Mörder als früher Tonfilm quasi im Alleingang ein ganzes Medium »definiert« und sich augenblicklich in die Filmgeschichte einschreibt, ist das Remake von Joseph Losey (sein Antikriegsfilm The Boy with Green Hair läuft ebenfalls in der Reihe) ein bloßer Abgesang.

Es ist schon einige Jahre her, dass ich den Lang-Film zuletzt sah, doch größtenteils sieht man nur, wie die einzelnen Szenen nachgespielt werden. Hier und da kommt es dabei zu hübschen Einstellungen, aber der Film entwickelt kaum eine Eigenständigkeit. Die Lorre-Figur des Kindermörders (warum der dauernd als »baby killer« tituliert wird, hat sich mir nicht ganz erschlossen) bekommt hier eine psychologische Fundierung, die aber ein wenig darunter leidet, dass man ausdrücklich darauf hinweist, dass der Mörder keine sexuellen Motive hat (das war zu der Zeit in den USA wohl nicht drin). Losey zeigt zwar eine gewisse Eigenständigkeit dadurch, dass er sich gegen das bekannte Musikthema entscheidet und dem Killer eine Flöte zur Hand gibt, aber das war für mich eher ein Fall von »if it ain't broken, don't fix it!«

Die Figur des Anwalts wurde hier deutlich aufgeblasen, und die Art und Weise, wie man dieses Element behandelt, ist für die ganze Blacklist-Thematik vermutlich am interessantesten, aber ich muss sagen, dass diese aufgewärmte politische Unterfütterung zu Langs Zeiten noch weitaus interessanter war. Und die didaktische Herangehensweise hat mich hier auch nicht überzeugt. Wie jeder der drei Filme mit einer dezidiert ausgeführten Moral endet, fand ich eher befremdlich.

Wirklich hübsch ist der Spielort des letzten Drittels des Films, das Bradbury Building, eine Art früher Mall. Aber auch daraus hätte man sicher mehr machen können, und der Raum voller Schaufensterpuppen, in dem sich der Mörder verbirgt, wirkt aus heutiger Sicht schon reichlich ausgelutscht. Fast das interessanteste im Film fand ich die Darstellung der Janine Perreau, die das vermeintlich letzte Opfer spielt. Man merkt dem Mädchen an, dass sie nicht die ausgefeilteste Schauspielerin ist, und die Art und Weise, wie das mal für und mal gegen ihre Rolle spricht, bzw. für welche Einstellungen mit ihr man sich entschied, zeugt auch von einer gewissen Gleichgültigkeit der Filmemacher, die irgendwie zur reißerischen Anpreisung des Films passt.

Ich sagte es bereits, M ist nicht das gelungenste Remake, und es fällt mir wirklich schwer, Gründe zu finden, aus denen ich den Film jemanden nahelegen sollte.

Give us this Day
(Edward Dmytryk)

 
Vorführungen:
  • Sonntag, den 9. September
    um 19 Uhr 30 im Arsenal 1
  • Freitag, den 28. September
    um 21 Uhr im Arsenal 1


UK 1949, Alternativtitel: Christ in Concrete, Salt to the Devil, Dt. Titel: Haus der Sehnsucht, Buch: Ben Barzman, John Penn, Lit. Vorlage: Pietro Di Donato, Kamera: C.M. Pennington-Richards, Schnitt: John D. Guthridge, Musik: Benjamin Frankel, Kostüme: Evelyn Brierley, Art Direction: Alex Vetchinsky, Set Decoration: Arthur Taksen, mit Sam Wanamaker (Geremio), Lea Padovani (Annuziata), Kathleen Ryan (Kathleen), Charles Goldner (Luigi), Bonar Colleano (Julio), Bill Sylvester (Giovanni), Nino Pastellides (The lucy), Philo Hauser (Head of Pig), Sydney James (Murdin), Karel Stepanek (Jaroslav), Ina De La Haye (Dame Katarina), Rosalie Crutchley (Julio's wife), Ronan O'Casey (Bastian), Robert Rietty (Pietro), Charles Moffat (Pasquale), 120 Min.

Give us this Day, auf der verwendeten Kopie mit dem alternativen Titel Salt to the Devil versehen, ist filmhistorisch vor allem deshalb interessant, weil man »Little Italy« in New York hier komplett in London nachstellte. Der Film, der vom Kurator etwas übereifrig dem Neorealismus zugeordnet wurde, hatte für mich das Problem, dass mir die Geschichte immens bekannt vorkam. Die literarische Vorlage von Pietro Di Donato ist mir nicht bekannt, aber wenn es hier statt um italienischstämmige Maurer in New York um osteuropäische Schlachter in Chicago gegangen wäre, wäre Upton Sinclairs The Jungle kaum deutlicher wiederzuerkennen gewesen. Zumindest in den ersten zwei Dritteln des Films, wenn es darum geht, wie die kleinen Wünsche und Hoffnungen neuangekommener Migranten von einer rücksichtslosen Ausprägung des Kapitalismus zur immer ernüchternderen Ausbeutung und Verschuldung führen.

Wobei man sagen muss, dass das 1906, als The Jungle erschien, noch sensationell war und Upton Sinclair sich als Vollblutkommunist ganz seinem Thema verschrieb, während diese Filmvariante aus der Nachkriegszeit vieles eher verharmlost darstellt, teilweise viel zu hübsch ausgeleuchtet ist und mit der melodramatischen Rahmen-Handlung mit Film-Noir-Flashback und obligatorischer Frauengeschichte schon reichlich dick aufgetragen daherkommt.

Give us this day (Edward Dmytryk)

Quelle: Arsenal - Institut für Film und Videokunst

Während man von den Italienern lernt, dass man nur mit dem Gemeinschaftssinn der niederen Arbeiter gegen das System ankämpfen kann, schafft es der Film zeitweise, seine eigene Moral mit den Füßen zu treten. So gibt es irgendwo im 35. Stock eines Neubaus eine über einen Abgrund gelegte bessere Planke, die die Maurer mehrfach überqueren müssen und die gleich zu Beginn des Films beinahe drei tödliche Arbeitsunfälle provoziert. Aber warum das erste Beinahe-Opfer nicht einfach das mörtelähnliche »Ausrutschmaterial« auf dem Holzbrett entfernt, das etwas später zum nächsten Fastunfall führt, wird an keiner Stelle erklärt. Und hier handelt es sich größtenteils um die selben Filmfiguren, die etwas später ihren starken Gemeinschaftssinn demonstrieren. Falls sie etwas früher noch darauf hoffen, ein vermeintlicher Konkurrent könne sich zu Tode stürzen, so wird dies im Film nicht erklärt.

Die Geschichte der jungen Liebe zwischen Geromio (Sam Wanamaker) und Annuziata (Lea Padovani) wird anfänglich von der Unehrlichkeit des heiratswütigen Geremio getragen, später geht es darum, wie viel Geld man noch sparen muss, bis man endlich das Haus besitzen könne, das er ihr schon versprach, als sie noch in Italien währte. Mit jedem »only a few weeks more« kommt aber die obligatorische dräuende Musik und der nächste Schicksalsschlag, selbst wenn es nur eine weitere Schwangerschaft ist, für die man ein wenig vom Ersparten locker machen will, wenn man keinen Trauerfall angesichts der geschwächten Mutter riskieren will. Die Jahre verstreichen und eine böse ironische Finte der Handlung ist es, als man als Zuschauer superdeutlich auf den bevorstehenden Börsencrash von 1929 hingewiesen wird - der Film es aber nicht über sich bringt, den historischen Zusammenhang später noch zweieinhalbmal zu erklären (»Haven't you heard? There's a depression going on, Wall Street has collapsed!«). Ich könnte ja verstehen, dass dies 2018 nicht jeder Zuschauer kapiert, aber 1949 sollte selbst ein Zwanzigjähriger mitbekommen haben, was da kurz vor seiner Geburt geschehen war.

Ein wichtiger Handlungspunkt kommt dann, als Geremio die Chance hat, zum Vorarbeiter aufzusteigen. Wofür er allerdings seine früheren Kollegen quasi hintergehen muss, denn jetzt gelten für ihn andere Regeln. Nicht nur an dieser Stelle musste ich an das Fad-Gadget-Album Under the Flag (1982) denken:

Well, the story begins on the Isle of Dogs
In a time of world recession
There'a queue a mile long for every job
Young hopes deep in depression

Das traditionelle Arbeiterschicksal hat sich über die Jahrzehnte hinweg kein Stück verändert, und so sang Frank Tovey seinerzeit auch »Oh, the script is so damn obvious«. Es geht um den Wert eines menschlichen Lebens, um Geremios Lebensmotto »I'm a builder!« und politische Ideale, die aber selten direkt ausgesprochen werden. Dabei bleibt das Ganze aber so verdammt harmlos, dass mich die letzten zehn Minuten an das Ende von It's a wonderful life erinnert haben (auch dieser Film wurde mal als subversiv eingestuft, aber weil er trotz Kapitalismuskritik so hübsch vorbildlich amerikanisch war, geriet dies irgendwann in Vergessenheit). Dass man dann quasi in den letzten zwei Minuten noch mal alles umdreht, ist zwar bemerkenswert, aber es kann den früheren Eindruck nicht komplett vertreiben.