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Februar 2006
Nadine Ebert
für satt.org

Walk the Line
USA 2005

Filmplakat

Regie:
James Mangold

Buch:
Gill Dennis, James Mangold

Vorlage:
Johnny Cash

Kamera:
Phedon Papamichael

Schnitt:
Michael McCusker

Musik:
T. Bone Burnett

Production Design:
David J. Bomba

Darsteller:
Joaquin Phoenix (Johnny Cash), Reese Witherspoon (June Carter), Ginnifer Goodwin (Vivian Loberto), Robert Patrick (Ray Cash), Dallas Roberts (Sam Phillips), Dan John Miller (Luther Perkins), Larry Bagby (Marshall Grant), Shelby Lynne (Carrie Cash), Tyler Hilton (Elvis Presley), Waylon Malloy Payne (Jerry Lee Lewis), Shooter Jennings (Waylon Jennings), Jonathan Ryce (Roy Orbison)

136 Min.

Kinostart:
2. Februar 2006

Walk the Line

Walk the Line ist längst nicht die erste Verfilmung einer Musiker-Biographie. Neben Cole Porter und Bobby Darin wurde im letzten Jahr etwa das rasante und gefährliche Leben von Ray Charles, des wohl berühmtesten Soulkünstlers, in Taylor Hackfords Ray porträtiert. Jamie Foxx wurde für die Darstellung des blinden Musikers im letzten Winter mit dem Golden Globe und dem Oscar ausgezeichnet. Walk the Line hat beste Karten, noch besser abzuschneiden, zumindest bei den Golden Globes schlug der Film gleich dreimal zu: Für die beste männliche und weibliche Hauptrolle sowie den besten Film (Musical or Comedy).

Filmszene
Filmszene
Filmszene
Filmszene

Johnny Cash (Joaquin Phoenix) ist schon als Kind mit einem schrecklichen Trauma gezeichnet: Nichts wert zu sein, weil er nicht da war, als sein Bruder einen tödlichen Sägeunfall erleidet. Später fragt er seinen Vater „Und wo warst du?“. Doch er bekommt keine Antwort, denn das Familienoberhaupt ist zu stolz, eigene Fehler einzugestehen.

Das Schicksal schien von Anfang an gegen Johnny zu sein. Nicht einmal seine eigene Frau glaubte an die Band, die nur aus Mechanikern bestand, die sich an der Gitarre versuchten. Ebenso wenig der Tonstudiobesitzer der legendären Sun Records. Erst mit einem sehr intimen Song aus seiner Zeit in der Air Force kann er diesen zu einem Plattenvertrag überzeugen.

Doch wer sein Herz gibt, bekommt manchmal nichts zurück. Schnell läuft er Gefahr am Ruhm zu zerbrechen: Frau und Kinder scheinen für ihn plötzlich eine Welt zu sein, zu der er zwischen Konzertbühne und Tourbus keinen Zugang mehr hat. Drogen werden der Mittelpunkt seines Lebens.

Johnny Cash, ein Sänger für die Verlierer wäre fast selbst zu einem geworden. Daher die Glaubwürdigkeit seiner Songs. - Doch es gibt einen Engel. Bei einem Konzert trifft er die Sängerin, von der er schon als Kind begeistert war. June Carter (Reese Witherspoon) glänzt mit einer einzigartigen facettenreichen Stimme.

Sie ist schon lange im Geschäft und kennt dessen Tücken. An die glänzende Fassade auf der Bühne ist sie ebenso längst gewöhnt wie an die rauhe Wirklichkeit dahinter. Mit 3 Scheidungen und 2 Kindern ist sie (im Vergleich zum frischvermählten Johnny) längst erwachsen und hat verstanden, worum es im Showbiz geht.

Desillusioniert aber mit großem Pathos für ihre Songs schafft sie es über all’ die Jahre hinweg mit ihren männlichen Kollegen mitzuhalten. Aber auch in ihrem Leben scheint kein Platz mehr für die Liebe zu sein.

June ist streng mit John. Befreit von den Drogen à la Jim Carroll startet er mit seiner Band (und June im Schlepptau) neu. Der Song Ring of Fire, den June für John schrieb, beschreibt die Hölle, durch die er während seines Entzuges gehen musste, aber auch Junes Kampf mit ihrem Gewissen zu der Zeit als beide einander anzogen aber noch verheiratet waren.

Und dann, auf der Bühne der „London Gardens“ in London, bittet er sie, obwohl sie ihn schon so viele Male abgewiesen hat, um ihre Hand …

Die Songs von June und Johnny sind ein Genuss. Mitsummen garantiert. Songs wie I walk the line, Get Rhythm und das Duett Jackson sind Klassiker die in dem mitreißenden Film eine Insel bilden.

Bruce Springsteen sagt über Johnny Cash: „[He] took the social consciousness of folk music, the gravity and humor of country music and the rebellion of rock 'n' roll, and told all us young guys that not only was it all right to tear up those lines and boundaries, but it was important.“

1999 wurde Johnny Cash der Grammy für sein Lebenswerk verliehen. Spätestens nach dem Film weiß man, wieso.