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Juni 2004
Thomas Vorwerk
für satt.org

Mindhunters
USA 2004

Mindhunters (R: Renny Harlin)

Regie:
Renny Harlin

Buch:
Wayne Kramer, Kevin Brodbin

Kamera:
Robert Gantz

Schnitt:
Paul Martin Smith, Neil Farrell

Musik:
Tuomas Kantelinen

Darsteller:
Kathryn Morris (Sara Moore), James Todd Smith [aka LL Cool J] (Gabe Jensen), Christian Slater (J. D. Reston), Val Kilmer (Jake Harris), Jonny Lee Miller (Lucas Harper), Patricia Velasquez (Nicole Willis), Eion Bailey (Bobby Whitman), Clifton Collins jr. (Vince Sherman), Will Kemp (Rafe Perry)

Kinostart:
24. Juli 2004

Mindhunters


Zwei aktuell sehr populäre Genres werden in Mindhunters vermischt: Zum einen handelt es sich um einen Ableger jener "Ausbildungs"-Filme, zu denen auch S.W.A.T. oder The Recruit zählen, zum anderen ist der Film sehr in der Tradition eines intelligenten "Zehn kleine Negerlein"-Spiels wie in Identity gehalten, nur mit dem Unterschied, daß es trotz Drehbuchautor Wayne Kramer (The Cooler) mit der Intelligenz etwas hapert.
Mindhunters (R: Renny Harlin)
Mindhunters (R: Renny Harlin)
Mindhunters (R: Renny Harlin)
Mindhunters (R: Renny Harlin)

Der Film beginnt mit der "Nacht und Nebel"-Mission zweier junger FBI-Agenten, die auf der Suche nach zwei vermissten Mädchen ein recht gruseliges Haus betreten. Von surrenden Fliegen umschwirrte Tierkadaver bereiten schon auf das Bild der zwei toten Mädchen in einer Badewanne vor, der offensichtliche Mörder sitzt ebenfalls tot daneben, doch in dem Moment, als Sara (Kathryn Morris) bereits Entwarnung geben will, taucht noch ein zweiter Täter auf, der den Adrenalinspiegel des Zuschauers noch einmal aufdreht und unsere jungen Helden für unsere Unvorsichtigkeit bezahlen lässt. Doch halt, plötzlich stellt sich heraus, daß alles nur eine bestens vorbereitete Übungsaktion der FBI ist, diesmal dürfen die beiden Opfer wieder aufstehen und es ist mit einer Standpauke des Ausbilders abgetan. Daß der Zuschauer hierbei bereits über einige Logik-Grenzen hinweg hintergangen wurde, mag man evtl. noch hinnehmen.

Als großangelegten Abschluss der Ausbildung werden sieben der angehenden Profiler (darunter auch die uns bereits bekannten Sara und J. D. (Christian Slater)) auf einer menschenleeren Insel abgesetzt, auf der ebenfalls der Ernstfall simuliert werden soll und die sieben gemeinsam einen Fall lösen müssen. Außerdem ist noch ein "Beobachter", ein Detective einer Mordkommision (LL Cool J) dabei. Der "Puppenspieler", ein fiktiver Serienmörder, der bereits zwei Opfer forderte, soll dingfest gemacht werden, über überall auf der Insel befestigte Kameras ist auch Ausbilder Harris (Val Kilmer) dabei. Doch als es nach dem Auffinden einer Katzenleiche, die eine Uhr umgebunden hat, zu exakt dem Zeitpunkt, auf den die Uhr fixiert war, einen tödlichen Unfall gibt, bei dem einer der jungen Agenten sein Leben lässt, ahnen die Prüflinge bereits, daß es um mehr als eine gute Abschlußnote geht, das freudige Töten, für das eigentlich nur einer der neun - Pardon, acht! - auf der Insel befindlichen zuständig sein kann, beginnt. Natürlich zählen der Neuzugang von der Mordkommision und der mitunter etwas sadistische Ausbilder zu den Hauptverdächtigen, aber zumindest einer der beiden hat bald ein stichhaltiges Gegenargument, daß er nicht der Täter ist, denn er wird tot aufgefunden.

Die Selbstverständlichkeit des Films, mit der ausgerechnet seine Stars Christian Slater und Val Kilmer zu den ersten Opfern gehören, hat etwas von dem Schock des Duschmordes bei Psycho, doch leider macht die "Story" des Films vieles zunichte. Wie der Killer es gegen alle Unabwägbarkeiten immer wieder schafft, "pünktlich" zuzuschlagen, hat schon etwas von Final Destination, doch die schiere Schicksalsgewalt, mit der Christian Slater das Opfer umfallender Dominosteine wird, lässt sich danach nicht mehr wiederholen. Es geht nur noch um das Spiel des whodunit, für und wieder des möglichen Täter werden abgewogen - und natürlich weiß der Täter, wie er sich unverdächtig machen kann …

Als es dann um das Rätsel gewisser Buchstaben- und Zahlenkombinationen geht, fasst man als Zuschauer nochmal Hoffnung, daß der Film noch interessant werden könnte, doch - wie gesagt - besonders intelligent erscheint es einem nicht, wie hier der Film mit dahinschwindendem Personal auf seinen Showdown hinarbeitet.

Der aus Finnland stammende Regisseur Renny Harlin hatte sich zunächst durch Fortsetzungen wie Nightmare on Elm Street 4 (1988) oder Die Hard 2 (1990) einen Namen gemacht, bevor er durch Cliffhanger (1993) eine gewisse Prominenz erreichte und es nach zwei gefloppten Filmen mit seiner damaligen Gattin Geena Davis in der Hauptrolle (1995/96) sehr still um ihn wurde - und weder Mindhunters noch das von Paul Schrader übernommene Prequel Exorcist: The Beginning werden daran wohl viel ändern. Zu Recht!