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November 2003
Thomas Vorwerk
für satt.org

L'auberge espagnole
F 2002

L'auberge espagnole (R: Cédric Klapisch)

Buch
und Regie:
Cédric Klapisch

Kamera:
Domenique Colin

Schnitt:
Francine Sandberg

Musik:
Kouz-1

Darsteller:
Romain Duris (Xavier), Judith Godrèche (Anne Sophie), Audrey Tautou (Martine), Cécile de France (Isabelle), Kelly Reilly (Wendy), Xavier de Guillebon (Jean-Michel), Kevin Bishop (William), Federico d'Anna (Alessandro), Christian Pagh (Lars), Cristina Brondo (Soledad), Barnaby Metschurat (Tobias), Olivier Raynal (Bruce), Iddo Goldberg (Alistair), Martin Demaret (Xaviers Mutter), Jacques Royer (Erasmus), Pablo Klapisch (Xavier als Kind)

122 Minuten

L'auberge espagnole (R: Cédric Klapisch)



L'auberge espagnole (R: Cédric Klapisch)

L'auberge espagnole (R: Cédric Klapisch)

L'auberge espagnole (R: Cédric Klapisch)

L'auberge espagnole (R: Cédric Klapisch)

Cédric Klapisch ist hierzulande höchstens durch "Chacun cherche son chat" (1996, dt.: " …und jeder sucht sein Kätzchen") bekannt, was sich durch seinen neuen Film sicherlich ändern wird, denn "L'auberge espagnole" ist offensichtlich für ein studentisches Massenpublikum konzipiert und wird dieses wohl auch finden.

Der frustrierte Wirtschafts-Student Xavier erhält die Aussicht auf einen gut bezahlten Job, wenn er seine Spanischkenntnisse verbessert. Mithilfe des Erasmus-Studentenaustauschprogramms wird er für ein Jahr nach Barcelona geschickt, und der Film berichtet von seinen Abenteuern in einer dortigen Multikulti-WG.

Zu Beginn sprudelt der Film noch von ganz netten Ideen wie der Visualisierung des bürokratischen Aufwands für Erasmus-Anwärter, und wenn Xavier Freundin und Mutter zurücklässt und zu weinen beginnt, fühlt man sich auch der Figur nahe, ohne daß dabei der komödiantische Aspekt vernachlässigt wird. Nach Xaviers Odyssee, eine Wohnung zu finden und der anfänglichen Schilderung des zu Beginn noch akzeptablen WG-Chaos verliert der Film aber ein wenig von seinem Drive, Klapisch verliert sich weniger im Dschungel der National-Klischees als in den wenig überzeugenden Varianten der Gefühls-Irrungen und -Wirrungen. Während die männlichen Figuren eher blass bleiben, werden die Frauen auf einige Schubladen verteilt, und einzig der Charme der Darstellerinnen und das durch diverse filmische Kabinettstückchen beschleunigte Erzähltempo können das Interesse des Zuschauers wirklich fesseln - und natürlich die Möglichkeit, sich selbst und Bekannte in den Filmfiguren wiederzuerkennen, aber da das Ensemble einfach zu groß ist, geht auch hier einiges an Potential verloren.

Das nicht weniger als dreimal eingespielte Radiohead-Stück "No Surprises" wird für den Film zum Leidthema, denn abgesehen vom erzwungenen Coming-Out des nervenden William gibt es wirklich kaum Überraschungen im Film, allzu eifrig ist Klapisch damit beschäftigt, die kollektiv gesammelten Studentenerinnerungen abzuspulen. Natürlich verschaut sich Xavier in eine Lesbe, während sein dänischer Mitbewohner Lars plötzlich und unerwartet Vater wird, Seitensprünge wechseln sich mit Alkoholexzessen ab, die Wohnungsbesichtigung durch den Vermieter wird ausgeschöpft usw …

Klapisch holt zwar nahezu das maximale aus solchen Situationen heraus (etwa das sprachlich bedingte Kommunikationsproblem am Gemeinschaftstelefon), aber der Reiz des Films verliert sich schon sehr schnell nach dem Kinobesuch, und man erinnert sich lieber wieder an die eigene Studentenzeit.