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Oktober 2003
Thomas Vorwerk
für satt.org

Bad Boys II
USA 2003

Bad Boys II (R: Michael Bay)

Regie:
Michael Bay

Buch:
Ron Shelton, Jerry Stahl

Kamera:
Amir Mokri

Schnitt:
Mark Goldblatt, Thomas A. Muldoon, Roger Barton

Musik:
Trevor Rabin, Dr. Dre

Darsteller:
Martin Lawrence (Marcus Burnett), Will Smith (Mike Lowrey), Jordi Mollà (Johnny Tapia), Gabrielle Union (Syd Burnett), Joe Pantoliano (Captain Howard), Peter Stormare (Alexei), Theresa Randle (Theresa Burnett), Henry Rollins (TNT Leader)

147 Min.

Kinostart:
9. Oktober 2003

Bad Boys II



Bad Boys II (R: Michael Bay)


Bad Boys II (R: Michael Bay)


Bad Boys II (R: Michael Bay)


Bad Boys II (R: Michael Bay)

Mit "Bad Boys" wurden 1995 die Kinokarrieren der TV-Komödianten Martin Lawrence und Will Smith eingeläutet, das Produzenten-Duo Bruckheimer/Simpson feierte sein Comeback nach einer vierjährigen Durststrecke, und Michael Bay legte sein Regiedebüt vor. Acht Jahre später (Bay hat inzwischen die in jeder Hinsicht exemplarische Bruckheimer-Filme "The Rock", "Armageddon" und "Pearl Harbor" abgedreht) folgt nun das Sequel, ein Polizisten-Buddy-Drama, das in seinen wilden Schießereien manchmal wie ein Kriegsfilm daherkommt.

Die erste Hälfte des Films, der die beiden großmäuligen Polizisten gegen ein Drogenkartell antreten lässt und dabei als inoffizielle Schutzengel der jungen DEA-Undercover-Agentin Syd Burnett agieren lässt, ist dabei noch recht amüsant. Nachdem die beiden Schwarzen eine (wie ein Ku-Klux-Klan-Treffen aufgemachte) Drogenübergabe platzen lassen, bei der Marcus (Martin Lawrence) sich von seinem Partner Mike (Will Smith) bei einem Rettungsversuch in einer "Matrix"-ähnlichen "Flying Bullet"-Sequenz den Hintern durchlöchern lässt, haben die beiden erstmal genügend Gelegenheit, sich über ihre Psychoanalytikerinnen auszutauschen und sich in verspielten Dialogen gegenseitig anzufeinden. Dabei erfahren wir auch, daß Mike bei einem New York-Aufenthalt die Bekanntschaft von Marcus' Schwester Syd machte, ihm aber diese Liebschaft bisher vorenthält und auf den "richtigen Moment" wartet, dem erzürnten (und immens eifersüchtigen) Bruder davon in Kenntnis zu setzen. Bei einem Einsatz retten die beiden dann Syds Leben, riskieren aber gleichzeitig die Aufdeckung ihrer verdeckten Ermittlung als Geldwäscherin des Drogenkartells. In einer aufwendigen und langwierigen Verfolgungsjagd, die die ähnliche Sequenz in "Matrix Reloaded" ziemlich lahm dastehen lässt, verfolgen sie einen PKW-Transporter über eine Highway-Brückenstrecke und werden dabei von den Bösewichten regelrecht mit Autos "beworfen". 17 PKW-Totalschäden und ein demoliertes Boot (!) lassen ihren Police Chief (Joe Pantoliano) nicht unbedingt von ihren nur bedingt subtilen taktischen Fähigkeiten schwärmen …

Und mangelnde Subtilität ist auch eines der Probleme des Films. Wie man es auch aus "The Rock" oder "Con Air" kennt, werden große Teile von einem lauten Rockmusik-Soundtrack-Brei übertüncht, und bei den unzähligen Schießereien und Explosionen stellt sich bald eine gewisse Materialermüdung ein. Die sehr agile Kameraführung scheint sich von bestimmten Hip Hop-Videos inspiriert zu fühlen und der Kameramann ist teilweise schwer damit beschäftigt, auf einer Ecstasy-Party in die Ausschnitte der gutaussehenden Frauen einzutauchen oder pubertäre Wünsche zu bedienen und ziemlich schamlos unter Röcke zu schauen, wofür der Kamera-Operator tatsächlich zwischen den Schenkeln einiger Tänzerinnen durchzufliegen scheint.

Doch solche Momente haben ja noch einen gewissen ironischen Charme, der dann jedoch total verlustig geht, wenn die schöne Idee der ersten großen Verfolgungsjagd wieder aufgenommen wird, und diesmal (zugegebenermaßen "unabsichtlich") menschliche Leichen als Hindernisse in den Verkehrsfluß eingreifen. Während im Film Leguane, Katzen und sogar Ratten sehr respektierlich behandelt werden (die Tierschützer soll man nicht verärgern), scheint es den Filmemachern nicht weiter aufgegangen zu sein, daß ein Plot, der die aus Holland eingeführten Ecstasy-Lieferungen in Särgen und sogar menschlichen Leichen überführt, es nicht automatisch notwendig macht, die sterblichen Überreste als Gag-Lieferanten zu missbrauchen. So werden Leichen zerstückelt, überfahren oder in die Luft gesprengt, Köpfe rollen, Nieren springen und Torsos fliegen, und Martin Lawrence darf im Leichenschauhaus sogar zu einer großbusigen Toten (an deren Brüsten sich die Kamera kaum sattsehen kann) unter das Laken klettern.

Durch solche unappetitlichen und entwürdigenden Kabinettstückchen verliert sich der anfängliche Charme der Großjungenspiele sehr bald und der Film gerät zu einem Ärgernis, das durch den nach Kuba verlegten Showdown auch noch ins politisch unakzeptable abdriftet, und dem selbstverliebten, intelligenzfreien Nationalismus von "Pearl Harbor" noch einen draufsetzt.