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Februar 2003
Thomas Vorwerk
für satt.org

The Twilight Samurai
Tasogare Seibei

Japan 2002

Regie:
Yojo Yamada

Buch:
Yojo Yamada, Yoshitaka Asama

Lit. Vorlage:
Shuhei Fujisawa

Kamera:
Mutsuo Naganuma

Schnitt:
Iwao Ishii

Musik:
Isao Tomita

Choreograph:
Hiroshi Kuze

Kampfszenen:
Masaru Minowa

Darsteller:
Hiroyuki Sanada (Seibei Iguchi), Rie Miyazawa (Tomoe Iinuma), NenjiKobayashi (Chobei Kusaka), Ren Osugi (Toyotaro Koda), Mitsuru Fukikoshi (Michinojo Iinuma), Miko Itu (Kayano Iguchi), Erina Hashiguchi (Ito Iguchi)

Internationale Filmfestspiele Berlin

Wettbewerb

The Twilight Samurai
Tasogare Seibei



Der Samurai Seibei Iguchi lebt seit dem Tuberkolose-Tod seiner Frau in ärmlichen Verhältnissen. Nach seinem Dienst als Verwalter von Fischvorräten muß er immer schnell nach Hause, um sich um den Haushalt, seine beiden Töchter und seine senile alte Mutter zu kümmern. Hinter seinem Rücken nennt man ihn deshalb den "Twilight Seibei". The Twilight Samurai (Tasogare Seibei) (R: Yoji Yamada)

Nachdem Seibei sich wegen anstößigem Erscheinungsbild und mangelnder Hygiene (die Zeit fehlte einfach) vor seinem Klansherren in Verruf brachte, rät man ihm, sich eine neue Frau zu suchen, versäumt es dabei aber nicht, ihn darauf hinzuweisen, daß er wegen seines niedrigen Standes wohl kaum eine Schönheit erwarten dürfe. Seibei findet solche Worte auch gegenüber der potentiellen Frau unwürdig und beleidigend. Da trifft er auf die schöne Tomoe, die zu Sandkastenzeiten kaum von ihm wich, und die sich gerade von ihrem gewalttätigen Ehemann hat scheiden lassen. Während schnell klar wird, daß eine beiderseitige Anziehung besteht, taucht der Exmann angetrunken an, fordert seine Frau zurück und wird dabei grob. Seibei sieht sich gezwungen, den Eindringling herauszufordern, weiß jedoch, daß er es sich nicht erlauben kann, den höherstehenden Samurai in einem Duel zu töten. Deshalb tritt er nur mit einem Trainings-Stock gegen den arroganten Toyotaro und besiegt ihn mit Leichtigkeit. Obwohl Seibei es gerne hätte, wenn niemand von dem Kampf erfährt (insbesondere Tomoe), macht es schnell die Runde, wie der verlachte Samurai einen angesehenen Schwertkämpfer gedemütigt hat. Und so ergibt es sich, daß ausgerechnet auf Seibei die Wahl fällt, als es gilt einen in Ungnade gefallenen Samurai zu töten. Während Seibei einfach nur seine Ruhe will, um für seine geliebten Töchter zu sorgen, und er Tomoe inzwischen so sehr liebt, daß er es als ausgeschlossen empfindet, daß er sie mit seinem niederen Dasein belästigen will, macht er sich auf, um den Auftrag irgendwie zu erledigen, stellt aber dabei fest, daß sein Gegner ihm sehr ähnlich ist …

Yoji Yamada
(Regisseur Yoji Yamada)

Yoji Yamada wird in Japan bereits als Regie-Altmeister gefeiert, hierzulande kennt ihn trotz seiner 77 seit 1961 entstandenen Filme kaum jemand. "Tasogare Seibei" ist sein erster Samurai-Film, und trotz zweier exzellent choreographierten Kampfszenen ist das Herz das Filmes klar die Liebesgeschichte und das Schicksal Seibei, das wir der Erzählung der mittlerweile alt gewordenen Tochter Ito erfahren.

Yamada gelingt es, zwar die Ehrenhaftigkeit der Samurai darzustellen, doch er vermeidet es, die Samurai als ruhmreiche Übermenschen darzustellen. Insbesondere Seibei ist zwar ein liebevoller Vater, der sich aufopfert, aber nicht nur seine schäbigen Klamotten machen klar, daß er kein "Ritter in schimmernder Rüstung" sein will, sondern ein vernunftbegabter Pazifist, der von den veralteten Ritualen der Samurai wenig hält. Der Titel des Films setzt sich auch in der Inszenierung fort, denn ein Großteil des Films spielt im Zwielicht, das natürlich auch dazu beiträgt, die Ereignisse nicht ästhtisch zu überhöhen, sondern sie nüchtern darzustellen. The Twilight Samurai (Tasogare Seibei) (R: Yoji Yamada)

Die Liebesgeschichte des Films hingegen wird nicht nüchtern dargestellt, sondern es ist klar, daß zwei Menschen, die füreinander geschaffen scheinen, wegen äußerer Hindernisse und zu großem Ehrgefühl wahrscheinlich ihre Chance verpassen.

Mein vorgeblicher Kritikpunkt an dem Film ist, daß das Ende mit der wiederaufgenommenen Rahmenhandlung allzu nüchtern erscheint (Die Zeit der Samurai ist vorbei, ein happy End wird dem Vater nicht wirklich gegönnt), und daß das zweite Duell mit dem Samurai, der sich weigert, Harakiri zu begehen, zumindest mir nicht in allen Facetten und der psychologischen Motivation Seibeis nachvollziehbar erschien. In ähnlichen Filmen Kurosawas wie "Sanjuro" erscheinen die Figuren zwar unerträglich stilisiert, aber es gelingt mir dort, zu verstehen, wie Ehrenkodex und Lebensauffassung sich in einem Krieger einem inneren Kampf stellen. Hier erschien mir zwar das Duell unvorhersehbar und spannend, doch fand ich das Verhalten Seibeis unverantwortlich gegenüber seinen Töchtern …