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Juni 2001
Thomas Vorwerk
für satt.org
Prinzessin Mononoké
(Mononoké Hime)

Japan 1997

Hayao Miyazaki: Prinzessin Mononoko

Buch und Regie:
Hayao Miyazaki

Schnitt:
Hayao Miyazaki, Takeshi Seyama

Musik:
Joe Hisaishi



Prinzessin Mononoké
Mononoké Hime

Es mag auch daran gelegen haben, daß ich mich dem japanischen Einfluß nicht so geöffnet habe, aber bisher gab es nur ein Anime, das Eindruck auf mich gemacht hat, natürlich Katsuhiro Otomos “Akira”, das mir ja auch in der Manga-Version gut gefiel. Vom mit einiger Verspätung gestarteten Mononoké-Film hatte ich zuvor schon viel gehört, nicht nur von Anime-Fans wie Sheila (die übrigens nicht nach dem Vogel aus dem Sindbad-Anime benannt wurde), irgendwoher hatte ich auch gehört, daß Neil Gaiman irgendetwas mit der englischen Übersetzung zu tun hatte. Und der Zeichenstil sollte mitverantwortlich für jene Episode in “Fantasia 2000” sein, die mich so an Charles Vess erinnerte und mir deshalb gefiel. Also ließ ich mich nicht lange bitten.

Der Krieger Ashitake rettet ein Dorf vor dem von einer Krankheit/Fluch zerfressenen riesigen Eber und steckt sich dabei an. Auf der Suche nach einem Gegenmittel gerät er an eine Eisenhütte, in der die Herrin Eboshi zwar einerseits die Frauenbewegung vorantreibt, indem sie aus umliegenden Bordellen junge Frauen freikauft und ihnen eine nicht unbedingt leichtere, aber gesellschaftlich angesehenere Arbeit anbietet. Anderseits ist Eboshi aber für den durchgedrehten Waldgott und seine Krankheit verantwortlich, weil sie beim Industrialisieren wenig auf den Wald gibt und sich reichlich Mühe gibt, alle dort herrschenden mythischen Wesen umzubringen. Dazu gehört auch die von Wölfen aufgezogene San (aka Mononoké), die ihrerseits die Menschen und insbesondere Eboshi hasst.

Hayao Miyazaki: Prinzessin MononokoWährend Ashitakes Krankheit fortschreitet und ihn immer mehr kontrolliert, versucht er zu vermitteln oder zumindest das Schlimmste zu verhindern.

Auch wenn Regisseur Miyazaki nicht mit der Tradition brechen wollte, daß Anime-Charaktere Kuhaugen wie Heidi und Biene Maja haben, sind Teile dieses Films ein visuelles Schauspiel besonderer Art. Wenn man zum Beispiel die Titelheldin das erste Mal sieht, wenn sie von ihren Wölfen begleitet mit blutverschmiertem Gesicht an einer Flußöffnung auftaucht, kann man Ashitakes Faszination gut nachvollziehen.

Dann gibt es rasante Verfolgungen, Schwert und andere Kämpfe, Gottheiten und Waldgeister, und natürlich den Wald selbst. Die mythisch überhöhten Legenden, die einen Großteil der Geschichte ausmachen, sind mitunter etwas verwirrend, aber auch dies scheint beabsichtigt, denn in diesem Film gibt es keine klaren Abgrenzungen zwischen Gut und Böse, keine einfachen Lösungen (na gut, fast keine). Und dadurch gewinnt “Mononoké Hime” an Wahrhaftigkeit, die Themen des Films wie Industrialisierung und Umweltschutz sind aktuell, die Intelligenz des Zuschauers wird nicht beleidigt, und danach fragt man sich, ob man vielleicht doch mehr Animes schauen sollte.