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11. April 2010
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Felix Giesa
für satt.org |
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Snikt, die x.teWolverine ist sicherlich einer der beliebtesten Marvel Superhelden, und sicherlich der beliebteste X-Man. Im Comicbusiness bringt das natürlich mit sich, dass solch eine Figur bis weit über alles Maß ausgeschlachtet wird. Wie Thomas Vorwerk bereits einmal versucht hat zusammenzufassen, gibt es Unmengen Miniserien und Alternativversionen von Wolverine. Zu den bei ihm noch zwei Herkunftsgeschichten hat sich mittlerweile eine dritte gesellt, Wolverine: Origins läuft derzeit in den Staaten. Im Prinzip schafft das natürlich für Autoren und Zeichner die Möglichkeit, einfach alles zu machen, wonach einem der Sinn steht, es scheint ja eh keine Relevanz zu haben. Nachdem Logan bereits vor 30 Jahren in der Days of Future Past-Storyline in einer dystopischen Zukunft antreten durfte, die Welt oder genauer, die Mutanten zu retten, hat sich das derzeit extrem gehypte Duo Mark Millar (Text) und Steve McNiven (Zeichnungen) wohl gedacht, es sei mal wieder an der Zeit, Wolverine in die Zukunft zu schicken. Natürlich in eine alternative, wodurch das ganze zu einer ziemlich langen What if ...?-Geschichte wird (von der Logan schon Unmengen hinter sich hat, inklusive einem Kampf gegen Conan). Der Panini Verlag, bei dem der Comic nun als schicker Sammelband auf Deutsch erschienen ist, kündigt diesen als wichtigste Wolverine Geschichte seit langem an und fährt eine ganze Batterie von Vergleichen, fast ausnahmslos aus dem Filmbereich, an. Gleich vorweg, das erstere scheint mir reichlich hochgegriffen, das andere wird wohl stimmen, Intertextualität nennt man so was ja heute. Allerdings dürfte Old Man Logan wohl nur für Fans der Figur und des Genres echtes Popcorn-Kino sein, auch wenn Millar ein paar wirklich nette Ideen einbringt ... Wir sind also 50 Jahre in der Zukunft und irgendwas scheint passiert zu sein, denn es gibt anscheinend keine Superhelden mehr und die Welt, das heißt in Marvel Comics immer: die USA, wird (werden) von Superschurken regiert. Und wie es dazu gekommen ist, ist das eigentlich witzigste an der ganzen Sache. Denn jeder Comicleser wird sich irgendwann gefragt haben, warum die Bösewichte nie darauf kommen, sich allesamt zusammenzuschließen und die Guten endlich quitt zu werden. Denn, auch das wird einem schnell klar, es gibt einfach mehr böse als gute Figuren; was letztlich nur logisch ist, da ja alle paar Monate die Helden auf neue Gegner treffen müssen (auch wenn jeder natürlich seine Erzrivalen hat). In dieser Geschichte haben sie das nun endlich getan und jede Menge Nerds werden es Millar danken. Und eigentlich konnten so einen Plan auch nur zwei Schurken aushecken, ich hätte auf Dr. Doom getippt, aber eigentlich hätte klar sein müssen, dass es natürlich ein Nazi sein muss (genauso natürlich wie der Verlag wieder harte Selbstzensur an den Tag gelegt hat und alle Swastika durch kreative andere Symbole ausgetauscht hat). Red Skull malträtiert als Marvel Obernazi normalerweise ja Captain America (den er hier in einem mittelmäßig pathetischen Kampf in den Trümmern des Capitols tötet), diesmal darf er gleich flächendeckend unterdrücken. Natürlich sind aber nicht alle Helden verschwunden, der Rächer Hawkeye etwa war es einfach nicht wert, umgebracht zu werden, und manche haben das Heldenabschlachten auch einfach überlebt. Wolverine, weil er von Sinestro geistig gebrochen wurde, um im Nachhinein zum Pazifisten zu werden, was dem Autor sicherlich als unglaublich prima Idee erschien, den härtesten Recken des Marvel Universums zum Pazifisten und Familienvater werden zu lassen; was sicher nur dann getragen hätte, wenn man es konsequent durchbuchstabiert hätte – mit einem entsprechenden fatalistischen Ende. Doch war klar, dass es irgendwann wieder SNIKT!! macht (sehr eindrucksvoll quer über eine Doppelseite) und der alte Mann und die Klingen ihrem Ärger Luft machen. Neben dieser beinahe absehbaren Handlung, sind es aber natürlich die vielen kleinen Ideechen, die Millar eingebaut hat. Denn natürlich taucht der Hulk auf (auch wenn der nicht sonderlich klein ist), dieser hat sich in Kalifornien breit gemacht, pflanzt sich wie wild fort und lebt mit seiner Bagage das Leben eines Green Neck. Irgendwann werden Logan und Hawkeye von einer Horde Dinosaurier verfolgt, wozu es dann nur lapidar heißt, dass sie vor ein paar Jahren sehr in Mode waren ... das einer der Dinos von Spidermans Erzrivalen Venom gelenkt wird, sorgt auch kurzzeitig für gute Laune. Bei Millar gehört es eigentlich zum guten Ton, dass es brutal hergeht und so spritzen auch hier Blut und Eingeweide in großen Mengen. McNiven, der mit Millar ebenfalls bei Marvel die Civil War Serie gestaltet hat, ist da anscheinend genau auf einer Wellenlänge, denn wie sich Wolverine durch die Zukunft schnibbelt, das ist gestalterisch zwar Massenware, aber die von bester Popcornkinoqualität. |
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