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3. Januar 2010
Christopher Pramstaller
für satt.org

  Markus Färber: Die Katastrophen von Sofias Puppe
Markus Färber:
Die Katastrophen
von Sofias Puppe

rotopolpress 2009
12 Seiten, s/w, 3,50 €
» rotopolpress


Die Katastrophen
von Sofias Puppe

Mini-Comics sind ein ideales Geschenk. Sie sind klein, handlich und meist so preisgünstig, dass man immer gleich ein paar davon bestellen kann – was einen last minute Griff ins eigene Buchregal ermöglicht, wenn die Geschäfte schon geschlossen haben. Schon oft konnte ich Freunde und Bekannte mit diesen dünnen Heftchen beglücken, deren Geschichten in wenigen Minuten gelesen sind. Ein kurzes, aber meist intensives Lesevergnügen für zwischendurch. Wer will seine Mitmenschen denn quasi-missionarisch zwingen, hunderte Roman-Seiten zu wälzen?!

Markus Färber hat mit „Die Katastrophen von Sofias Puppe“ jüngst einen dieser schönen Mini-Comics veröffentlicht – vielleicht sollte man besser von einem Mini-Illustrationsbuch sprechen, denn der Text der Portugiesin Adilia Lopes wird lediglich untermalt, nicht durch comiceske Bildsprache ergänzt und erweitert.

Die Geschichte des kleinen Büchleins ist schnell erzählt. Sofia bekommt ein Päckchen aus Paris – ein Geschenk ihres Vaters. Darin verbirgt sich eine Puppe, schön, mit blauen Augen, blonden Haaren, einem Reifrock und sogar eigens für sie angefertigte Lackschühchen. So schön das kleine Geschöpf ist, so zerbrechlich ist es gleichzeitig, denn die Puppe ist aus Wachs gemacht. Sofia schließt sie in ihr Herz, doch ist sie alles andere als zimperlich im Umgang mit der kleine Puppe. Sie setzt sie in die Sonne, sodass ihre Augen verbrennen, sie wäscht sie mit Seife und Schwamm, auf das sich die Puppe entfärbt, sie frisiert sie mit einem Bügeleisen, worauf sie ihre Haare verliert und beim Beibringen von Kunststücken fällt sie mit dem Kopf voraus auf den Steinboden und zerbricht in tausend Stücke. „Und die Puppe – alt, ohne Farbe, ohne Füße und ohne Glatzkopf, die keiner mehr liebte, die keiner mehr vermisste, hässlich wie eine Ziege, bekam ein fröhliches Begräbnis und ein Grab mit zwei Lilien.“

Lediglich zwölf kleine Seiten umfasst das kleine Büchlein aus der Kassler rotopolpress, von Markus Färber frei nacherzählt. Kurze Verse und ausdrucksstarke holzschnittartige Bilder verdichten sich intensiv auf den nur wenigen Seiten. Gleich von Beginn an wird der Leser hineingezogen in die Welt der Puppe Sofias, die nach zwölf so kurzen Seiten eigentlich schon viel zu früh wieder zu Ende geht. Doch es ist eine kurze Begegnung mit schöner, leicht melancholischer Lyrik, die eindrucksvoll eingefangen und bildlich umgesetzt wurde. „Die Katastrophe von Sofias Puppe“ ist ein kleines Buch zum lieb haben. Schön anzusehen, weiterzugeben und im Dutzend zu verschenken.

Markus Färber: Die Katastrophen von Sofias Puppe
Kurze Verse und ausdrucksstarke Bilder zeichnen die Geschichte Markus Färbers aus.