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15. November 2008
Felix Giesa
für satt.org

  Robert Mühlich und Bastian Baier: Der Schicksalsgnom. Die Trilogie.


Robert Mühlich und Bastian Baier: Der Schicksalsgnom. Die Trilogie.
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Es geht auch ganz klassisch: der durchtriebene Krieger Shu macht den Siegfried.


Ein sehr unterhaltsames Interview mit den beiden Machern in gezeichneter Form findet sich bei der „Comic Radio Show“.



Schicksalsgnom

„Hier ein Elfenwald als siebzehnter Aufguss aus dem ,Herrn der Ringe’, dort eine uninspirierte Reise ins Eisland, hier eine mordgierige Barbarenhorde in einer fernen Zeit, dort ein Raumschiff, das unvermittelt im Vorgarten landet, von den allgegenwärtigen Drachen ganz zu schweigen. Und alles, alles tritt mit dem Anspruch auf, der jeweils ,erste Band einer neuen, phantastischen Trilogie’ zu sein, von der man, wenn man Glück hat, nach diesem ersten Band nicht mehr viel hört.“

So kolportierte Tilmann Spreckelsen Anfang des Jahres in der Rezension eines neuen Science Fiction-Romans in der F.A.Z. – Doch was hat das mit Comics zu tun? Nun, in „Der Schicksalsgnom“ von Robert Mühlich und Bastian Bauer gibt es jede Menge mordgierige Barbarenhorden, auch Drachen, klar, irgendwann finden sich die Helden auch in eisiger Umgebung und ohne Elfen wäre das Setting einfach nicht komplett. Man könnte glatt meinen, Spreckelsen hätte in der Tat den „Schicksalsgnom“ vor Augen gehabt, als er die einleitenden Sätze schrieb: der kleine Gnom ist wahrhaftig eine Art Anti-Frodo („siebzehnter Aufguss aus dem ,Herrn der Ringe’“), und das nicht nur, weil Gnome und Hobbits beide klein sind, und nach dem ersten Band dieser Trilogie hat man erst einmal nichts mehr von der Reihe gehört.

Denn die Veröffentlichung hat sich für die beiden Macher etwas umständlich dargestellt, war also die reale Quest für die Quest des Schicksalsgnoms: 2005 erschien bereits der erste Teil beim „Achterbahn“ Verlag. Nachdem dieser jedoch von „Lappan“ geschluckt wurde, stand die Reihe vor dem aus. Im „Zwerchfell“ Verlag, seit jeher Haus der Underdogs, fanden die beiden jedoch Herausgeber, denen ein gut geschmiedetes Fantasy-Abenteuer noch etwas bedeutet. Zum Glück für den Leser, denn im nun vorliegenden Hardcover sind alle drei geplanten Teile um etliches Zusatzmaterial ergänzt. Außerdem wurden Aufmachung und Druck ebenfalls in eine ansprechendere Form als damals bei „Achterbahn“ gebracht.

Nach so viel Vorrede noch ein paar Worte zur Handlung: Eric ist ein Gnom und lebt am Waldrand. Gnome sind ja zumeist eh schon die Loser und Eric schickt sich an, die meisten anderen noch zu übertreffen. Doch ausgerechnet er beherbergt die Essenz einer Göttin und muss sich im Kampf gegen den bösen Gott Melkriet behaupten. Genre entsprechend sammelt er unterwegs eine Gruppe Begleiter um sich und vor der Erfüllung des Schicksals (und dem Abwenden der Apokalypse, die natürlich auch im Raum steht) müssen die Gefährten noch so manches Miniabenteuer erleben. Dem humoristischen Ton des Buches angemessen sind die Zeichnungen in einem soliden Funny-Stil gehalten und erinnern entfernt an Aragonés „Groo, the Wanderer“.

Hört sich wie Rollenspielmeterware an und ist aber doch um so viel besser. Mühlich und Baier sind offensichtliche Fans des Genres und begeistern mit ihrem durchgehend guten Gespür, die üblichen Vorurteile aufzugreifen und auf witzige Art und Weise zu persiflieren. Die Querverweise sind zwar nicht so ausufernd und weitreichend wie in dem „Top 10“ Spin-off „Smax“, aber die beiden sind ja auch nicht Alan Moore, der mit „Smax“ ein wahres Vexierspiel an Märchenzitaten schuf. In dieser Tradition stehen die beiden Autoren und beleben somit das im deutschsprachigen Raum lange brachgelegene Funny-Fantasy-Genre.



Robert Mühlich und Bastian Baier:
Der Schicksalsgnom. Die Trilogie.

Zwerchfell Verlag 2008
164 Seiten, € 20,-
» schicksalsgnom.de
» zwerchfell.de
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Abbildung aus dem besprochenen Band:

Robert Mühlich und Bastian Baier: Der Schicksalsgnom. Die Trilogie.
Es geht auch ganz klassisch: der durchtriebene Krieger Shu macht den Siegfried.