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14. August 2008
Stefan Pannor
für satt.org

Simon Oliver, Tony Moore: Exterminators Bd. 1: Käferkiller

Simon Oliver, Tony Moore:
Exterminators Bd. 1: Käferkiller

Ungeziefer sind der Alptraum des modernen Lebens in der Stadt. Während Insekten und Schadnager aller Art zum durchaus normalen Leben auf dem Land oder in der dritten Welt gehören, zählen sie vor allem in den Städten zu den großen Feinden der Bewohner, die Krankheiten verbreiten, Bausubstanz angreifen, allgemein in ihrer Zerstörungswut den Menschen an einem normalen Leben hindern.

Aus der Beobachtung des ewigen Kampfes von Mensch und Kakerlake hat Simon Oliver seinen Plot für „Exterminators“ geschnitzt: eine überraschend perfide Saga über den ewigen Kampf zwischen militanten, paramilitärisch ausgerüsteten Kammerjägern auf der einen und sich zusammenrottenden Kakerlaken auf der anderen Seite. Im Kern des Geschehens steht Draxx, jenes brandneue Insektenvertilgungsmittel, das die Kakerlaken in Wirklichkeit zu spontaner Weiterentwicklung anregt. Und Henry James, der als neuer in der Kammerjäger-Company Bug-Bee-Gone Probleme mit den oft eigenwilligen Methoden und Charakteren seiner neuen Kollegen hat.

„Exterminators“ setzt nicht auf feinfühlige Beobachtungen, sondern auf Schockeffekte. Der Alltag der Kammerjäger besteht aus hässlichen Viechern und oft nicht weniger hässlichen Menschen. Es sind die Heruntergekommenen der Städte, zu denen James herabsteigt bei seiner Jagd, seien sie körperlich verrottet, fett, picklig, verwarzt, oder moralisch, wie jene, die ihre Bruchbuden vermieten, ohne sich einen Deut um den Zustand ihrer Mietskasernen zu kümmern.

„Exterminators“ ist Satire mit dem Holzhammer, und weil es vor allem um eklige Viecher geht, trifft der Hammer in erster Linie den Magen. Insbesondere in den im ersten Band enthaltenen Kapiteln, die von Tony Moore gestaltet wurden - Moore hat mit seinem markanten und detailierten Zeichenstrich bereits die nicht minder drastische Zombiesaga „The Walking Dead“ in Gang gesetzt. In „Exterminators“ zelebriert er seine Faszination für das Eklige nachgerade mit schier unglaublich detaillierten, dreckigen Bildern von Insektenschäden und Insektenmassen.

Darüber hinaus bleibt manches allerdings recht platt und die Geschichte als Ganzes wirkt merkwürdig von Zufällen bestimmt: die Freundin von Henry James, die einen hohen Posten in eben jener Firma ergattern kann, welche Draxx produziert, der geniale Hauschemiker von Bug-Bee-Gone, der schneller als jedes Wissenschaftlerteam arbeitet„...

Nichtsdestotrotz bietet „Exterminators“ stabile Unterhaltung, und dass der Titel in den USA mit Heft 30 vorzeitig eingestellt wurde, dürfte vor allem daran liegen, dass Simon Oliver mit seiner Geschichte einen Nerv getroffen hat: Kakerlaken sind eben doch ekliger als Zombies.



Simon Oliver, Tony Moore:
Exterminators Bd. 1: Käferkiller

Panini Comics, 120 S.; € 14,95
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