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März 2008
Felix Giesa
für satt.org

Comicologisches Curriculum

Comics machen Schule. Möglichkeiten der Vermittlung von Comics im Schulunterricht

Comics sind im deutschen Kulturbetrieb angekommen und werden sich im Laufe der Zeit dort auch etablieren. Um Heranwachsenden zu ermöglichen zukünftig an diesem Kulturbetrieb teilnehmen zu können, ist es für die öffentlichen und privaten Bildungseinrichtungen unumgänglich, grundlegende Eigenschaften des Comics zu vermitteln. Ein eigenständiges Curriculum dafür zu verlangen dürfte utopisch sein und ist, wie das Beispiel Film zeigt, der zumeist in Deutsch oder den Fremdsprachen behandelt wird, auch unnötig. Fast allen Comics ist eine narrative Grundstruktur eigen, wodurch sie als narratives Medium erkannt werden können und im Sprachunterricht, zumindest grundlegend, gut aufgehoben sind. Doch kann und soll es in Schule nicht nur um die theoretische Auseinandersetzung mit den narrativen Stoffen gehen, sondern auch um eigene Produktion. Wie eine solche aussehen kann, zeigt der vorliegende Band, im Untertitel programmatisch: „Möglichkeiten der Vermittlung von Comics im Schulunterricht.“

Autor Stefan Dinter, bekannt als Comiczeichner und Redakteur beim Zwerchfell Verlag, hat ein Jahr das Werkstattprojekt ,Wahlpflichtfach Comic’ in einer zwölften Klasse in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus Stuttgart als Dozent betreut. Der didaktische Ansatz, sich für ein Projekt einen externen Profi in die Schule zu holen, ist sehr zu begrüßen, denn kaum ein/e Lehrer/in wird neben ihrer Profession fundierte Kenntnisse in der Comicproduktion haben. Dinter entwirft keinen konkreten Stundeplan, den es für ein solches umfangreiches Projekt auch nicht geben kann, sondern er zeichnet anhand der gemachten Erfahrungen Eckpunkte und Inhalte auf, die es zu beachten gilt. Diese sollten mit einer Vermittlung der historischen Entwicklung beginnen, gefolgt von spezifischem Vokabular und schließlich dem Handwerklichen der Comicproduktion. Abgerundet wird der Band durch die fertigen Arbeiten der Schüler/innen.

Da der geschilderte Fall, einen Comiczeichner als Dozenten einsetzen zu können, sicherlich ein äußerst seltener Einzelfall ist, finden sich ein umfangreiches Glossar und Sekundärliteraturhinweise für eine eigene Einarbeitung in das Thema. „Comics machen Schule“ ist ein erstes Statement in einem Kulturbetrieb, der Comics verändert wahrnimmt. Er zeigt, dass Comics in der Schule gewinnbringend bearbeitet werden können und fordert einen aufgeklärteren Umgang mit dem Medium, das allzu oft noch als Kuriosität wahrgenommen wird und in der Schule gerade meistens einmal als Aufklärungsbroschüre Verwendung findet.



Stefan Dinter; Erwin Krottenthaler (Hrsg.): Comics machen Schule
Möglichkeiten der Vermittlung von Comics im Schulunterricht
Seelze/ Velber: Kallmeyer in Verbindung mit Klett
208 S., € 16,95
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