©Tom: Touché 4500

Es gibt wenig Institutionen im deutschen Comic. Seit sich Walter Moers aufs Romanschreiben verlegt hat und Brösel seinen „Werner“ eher lustlos durchs norddeutsche Flachland dübeln läßt, bleibt wenig, worauf man sich verlassen kann.

Auf Thomas Körner kann man sich verlassen. Der 1960 in Baden-Würtemberg geborene und seit langem in Berlin lebende Zeichner hat seinen erschreckend unspektakulären Vornamen zum Markenzeichen gemacht, und der Erkennbarkeit halber ein Copyright-Signet davorgesetzt. Als ©Tom bietet er die oft beste Pointe des Tages, in der „taz“ und auf der Website www.witzbildchen.de. „Touché“ heisst seine Serie, und seit 1991 arbeitet er nahezu jeden Tag daran. Sechs Strips erscheinen pro Woche, immer aufgeteilt in drei Bildchen, immer mindestens eine Pointe. Die Strips schickt er sogar aus dem Urlaub an die Redaktion. Fast 5000 seiner „Touché“-Streifen hat Thomas Körner inzwischen veröffentlicht, dazu kommen unzählige Einzelbilder und Illustrationen. „Touché 4500“ ist der jüngste Band der handlichen Ziegelsteine.

Im Lauf der Jahre entstand so aus den winzigen Episoden ein eigenes Comicuniversum, das zwar deutlich von Körners Wahlheimat Berlin inspiriert wurde, aber im Grunde ein deutsches Überall ist. Postbeamte, Ökos, Familienväter, Bademeister, Kinder, Christen, ja sogar Neanderthaler und Teufel – sie alle sind auf den ersten Blick vertraut, ebenso die Situationen, in denen sie stecken: der ewige Kampf mit Institutionen, Alltagsunbill und nicht zuletzt der eigenen Unvollkommenheit.

Loriot läßt grüßen, wenn Körner in seinen Bildreihen den Alltag eindampft. Mit dem ersten Bild erkennt der Leser die Situation, spätestens mit dem dritten ist das komische Drama perfekt. So routiniert, klar und ökonomisch ist kein anderer deutscher Comiczeichner. Und am nächsten Tag beginnt wieder alles von vorn. Die Tretmühle der Normalität war nie amüsanter.

©Tom: Touché 4500, Lappan-Achterbahn; 512 S.; € 10,00