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August 2007
Stefan Pannor
für satt.org

Christophe Arleston, Adrien Floch:
Die Schiffbrüchigen von Ythaq

Splitter; je 64 S.; je € 13,80

Band 1: Terra incognita
Christophe Arleston, Adrien Floch: Die Schiffbrüchigen von Ythaq
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Band 2: Die falsche Ophyde
Christophe Arleston, Adrien Floch: Die Schiffbrüchigen von Ythaq
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Band 3:Seufzer der Sterne
Christophe Arleston, Adrien Floch: Die Schiffbrüchigen von Ythaq
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Christophe Arleston & Adrien Floch
»Die Schiffbrüchigen von Ythaq«

Science Fiction im Comic ist im Grunde ein leidiges Thema. Weil sich 90% der auf diesem Gebiet wildernden Künstler im Grunde keinerlei Gedanken machen, weder über die Möglichkeiten des Mediums noch die des Genres, entsteht ein Einheitsbrei, der sich aus einer seühr überschaubaren menge Zutaten zusammensetzt: kriegerische Aliens, galaktische Sternenreiche, halbnackte schöne Prinzessinen und aus allen Röhren röhrende Raumschiffe. All zu oft ist das Ergebnis im Grunde Fantasy mit Blastern, noch dazu meist mies geschrieben und mit vorhersehbarem Ausgang.

„Die Schiffbrüchigen von Ythaq“ erfindet das Rad nicht neu. Es geht um eine handvoll Überlebende des interstellaren Luxusraumers „Kometenstaub“, der auf einem reichlich barbarischen Planeten gestrandet ist. Mühsam müssen sich die über den Planeten verstreuten Gruppen finden und versuchen, Hilfe von außen zu rufen.

Auch in diesem Comic haben wir im Grunde viel zu viele schöne Frauen, die sich etwas zu oft nackt präsentieren – allen voran die Navigatorin Granit und die Passagierin Callista. Es gibt einen klar definierten Schurken, der auch so aussieht und sich so kleidet, und es gibt hilfreiche Aliens, denen die Gutmütigkeit in Gesicht und Statur gezeichnet sind. Schurken und Helden sind klar definiert.

Aber wie bei jeder guten Geschichte gilt auch hier, das nicht das WAS begeistert, sondern viel mehr das WIE. Wenn also der französische Erfolgsautor Arleston („Troll von Troy“) hier auf bekannten Pfaden wandelt, dann ist ihm das auch bewusst. „Die Schiffbrüchigen von Ythaq“ glänzt nicht nur durch eine ausgesprochen farbige Kulisse (hier ist natürlich der noch recht junge Adrien Floch als Zeichner zu loben) – der Planet ist ein buntes Vielvölkergemisch. Wobei praktisch jeder Bewohner einen an der Waffel zu haben scheint. Von der skurrilen Tierwelt ganz zu schweigen. Wann waren zuletzt extraterrestrische Hühner eine lebensbedrohliche Gefahr für einen Helden?

Aber vor allem läßt die Vielzahl pointierter Dialoge und Wortspiele (die auch hervorragend übersetzt wurden) aufhorchen, die viel zu untypisch ist für das Genre. Arleston schreibt zwar simple, aber griffige Charaktere, die viel öfter damit beschäftigt sind, sich gegenseitig verbal auf den Schlips zu treten, als ihren Hals aus der Schlinge zu ziehen. Dabei hält er stets das erzählerische Gleichgewicht, läßt die Serie an keiner Stelle zur Parodie geraten.

Zudem treibt Arleston die Handlung zügig voran – auf den 60 Seiten jedes Albums geschieht mehr als in mancher Albentrilogie. Das beschert dem Genre keinerlei neue Impulse und ist auch sicher keine hohe Literatur. Aber zwischen all dem unglaublichen Mittelmaß und den noch viel schlimmeren Dingen, die einem Leser mitunter als SF-Comic zugemutet werden, ragt diese handfeste Action-Serie auf jeden Fall heraus. Drei Bände liegen aktuell vor, weitere sind in Vorbereitung.



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