Bruno Le Floc'h: Der Leuchtturm Carlsen Comics 2007
100 S.; Hc, € 16,00 (D) » amazon
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Bruno Le Floc'h:
Der Leuchtturm
Deutlich verspätet wird Bruno Le Floc'h für den deutschen Markt entdeckt. Der Franzose produziert seit 1976 Comics, daneben verdient er sein Geld als Werbegrafiker (u.a. für Woody Allens Produktionen) und Storyboard-Artist (u.a. für Alain Resnais). Grafisch verbindet er Hergé mit Hugo Pratt – und das ist eine ausgesprochen reizvolle Mischung.
Ein Pariser Ingenieur wird 1911 an die bretonische Küste versetzt, ja beinahe abgeschoben. Er soll einen nahezu unmöglichen Auftrag erledigen: den bau eines Leuchtturms kurz vor der sturmumtosten Küste, auf einem Flecken Stein, der nur wenige Tage im Jahr für einige Stunden täglich begehbar ist, ansonsten aber unter Wasser liegt.
Geschickt fängt Le Floc'h die Aufbruchsstimmung der Zeit kurz vor dem Krieg ein, als die gewaltigen technischen Fortschritte alles möglich zu machen schienen. Sein Ingenieur ist ein Optimist von Berufs wegen. Im Gegensatz zu den Küstenbewohnern, die sich nur widerwillig vom Nutzen eines Leuchtturms überzeugen lassen, dessen Bau auf unbetretbarem Gelände fraglos Menschenleben kosten wird. Le Floc'h inszeniert die Annäherung der beiden Parteien, des Modernisten und der Traditionalisten, als zähes Ringen, in dem sich keine der beiden Seiten zu Boden kriegen läßt, und die Opfer bei Menschen und Material fordert.
"Der Leuchtturm" ist kein melancholisches Märchen aus einer inzwischen doch recht fernen Vergangenheit, und er ist auch kein Loblied auf die Technik. Le Floc'hs Tonfall ist so rau wie die Charaktere, von denen er erzählt, und so beissend wie das Wetter, das immer wieder die Pläne des Ingenieurs zunichte macht. Sein reduzierter Stil, mehr als einmal Pratt zitierend, läßt keine Rührseligkeit zu – sogar die Sprechblasen sind hier eckig. Eine harte, markante Comic-Novelle ohne überflüssige Rührseligkeit.