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Juni 2007
Stefan Pannor
für satt.org

Kurt Busiek & Brent Anderson:
Astro City – Der gefallene Engel


Astro City:
Der gefallene Engel

Panini 2007

Kurt Busiek & Brent Anderson: Astro City – Der gefallene Engel

160 S. Sc in Farbe, € 19,95

Weil das Konzept des Superhelden massive Redundanz birgt – sie können fliegen oder kämpfen bei Nacht, haben dauernd private Probleme oder sind berühmte reiche Playboys – gibt es „Astro City“.

Hier gibt es jede je kreierte Form des Superhelden und seiner möglichen Gegenspieler, und zwar gleich im Dutzend. Das Kostümchaos gebiert Muster und ist deshalb spannend. Wie im neuesten deutschen Band der Serie,„Der gefallene Engel“. Die Geschichte des mittelklassigen Superschurken Carl, der mehr aus Geldmangel denn aus Überzeugung zum Privatdetektiv wird, ist pro forma nicht neu. Dass er einen Fall übernimmt, den die örtliche Polizei nicht anfassen würde, auch nicht: Jemand bringt drittklassige Schurken aus Jacks Bekanntenkreis um.

Alles durchaus schon bekannt, und die soziale Botschaft ist auch klar. Kiefer Square, der fiktive Ort der Handlung, entsprichtmit seinen Arbeitslosen, Billigläden und Gelegenheitsgaunern den Latino- und Chicano-Slums heutiger US-amerikanischer Großstädte.

Wichtiger als die Anbindung der Geschichte an die soziale Realität der USA ist dann auch die lyrische Betrachtung über ausgerechnet die am wenigsten liebenswerten Figuren der Comics, die Schurken. In langen, rythmischen und treffenden Monologen erzählt Carl davon, wie es ist, ein Schurke zu sein, wie er andere Schurken sieht, wie er die Helden sieht.

Autor Kurt Busiek und sein Zeichnerpartner Brent Anderson drehen in dieser Geschichte aus der Rattenperspektive die große Runde von den Slums bis zu den Villen, von den kleinen Gaunern bis zu den grossen Rettungsengeln von Astro City. Und beleuchten die verschiedenen Formen der Comicbösartigkeit. Ein Lehrstück in Perspektive und wie sie selbst altbekannte Geschichten wieder interessant machen kann.