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Mai 2007
Stefan Pannor
für satt.org

Calle Claus: Findrella


Calle Claus: Findrella
Edition 52, 2007

Calle Claus: Findrella

144 S., Sc, zweifarbig, € 14,00
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Calle Claus: Findrella


Der Hang zu Wasser und Meer, die in vielen seiner Comics eine Rolle spielen, ebenso wie seine fast ausschließliche Verwendung vermenschlichter Tierfiguren als Protagonisten machen es leicht, Calle Claus mit einem Fisch zu vergleichen, der mal hier und mal da kurz auf- und wieder abtaucht.

Kurz ist das entscheidende Wort. Nur wenige Werke des 1971 in Braunschweig geborenen und Hannover aufgewachsenen Zeichners sind länger als 20 Seiten, oft sind seine Geschichten deutlich kürzer. Erschienen sind die Miniwerke in unterschiedlichsten Publikationen, vom Fan- über das Stadt- bis zum Lifestylemagazin.

Dazu kommt, dass er gerne traumhafte und surreale Ideen einarbeitet. Winzige Phantasmagorien entstehen so seit einigen Jahren, oft von bezaubernder Poesie durch Claus’ klaren, reduzierten Strich. Kafka meets Kauka.

Jüngst hat er sich dann doch in tiefes Comic-Wasser gewagt. „Findrella“ heisst seine erste lange Comicerzählung, ursprünglich geplanter Titel war „Die Königin der Unterwelt“. Aber das hätte dann doch nicht gepasst. Auf 140 Seiten erzählt Claus die Geschichte der titelgebenden Findrella, einer ganz normalen Meerjungfrau-Schülerin irgendwo zu Beginn der Pubertät. Gern wäre sie etwas selbstbewusster, etwas hübscher, etwas reifer – Eigenschaften, die ihre beste Freundin erfüllt.

Und dann ist da dieser hübsche Unterwasserjunge, den sie gerne näher kennenlernen würde, wären da nur Mut und Gelegenheit. Wie Calle Claus das vorsichtige Kennenlernen der beiden schildert, ist fraglos naiv und hat durch seine gnadenlose Niedlichkeit auch einen gewissen Kitschappeal. Dennoch sind in der komplett dialogfrei erzählten Geschichte einige kleine Widerhaken eingebaut, die den Kitsch erträglich machen. Da ist etwa der offensichtlich masochistische Stachelfisch, der sich freut, als Fussball herzuhalten und besonders gern von Mädchen getreten wird. Und dass sich Findrella ausgerechnet mit dem kaputten Netz eines Schleppfischers schmückt, ist sicher auch kein Zufall.

„Findrella“ ist sicher kein grosser Wurf. Insgesamt ist die Geschichte etwas zu dünn, etwas zu vorhersehbar, deutlich zu sehr auf reinen Charme getrimmt. Claus hat in Kurzgeschichten schon besseres abgeliefert. Dennoch ist das alles gut anzusehen, hat einige ausgesprochen hübsche Ideen und lässt sich – man verzeihe das Wortspiel – flüssig lesen.