Anzeige:
Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen




Januar 2003
Thomas Vorwerk
für satt.org


Thomas Ott:
t.o.t.t.

Edition Moderne 2002

Thomas Ott. t.o.t.t.

112 Seiten, geb.
47,50 Euro
    » amazon

Thomas Ott: t.o.t.t.

Thomas OttDer Schweizer Graphiker Thomas Ott ist einer der wenigen deutschsprachigen, vielleicht sogar internationalen Comic-Zeichner, der nicht vorgeblich für seinen Zeichenstil oder ein bevorzugtes Sujet bekannte ist, sondern vor allem für seine Schabkartontechnik. Dadurch, daß er die unter schwarzem Karton verborgene weiße Farbschicht hervorkratzen muß, sind seine Gemälde naturgemäß etwas dunkler, was sich aber durchaus auch bei seinen Lieblingsmotiven zeigt.

Totenköpfe und Skelette, Schlachter und Schlächter, sezierte oder abgetrennte Organe und häßliche Gestalten, die sich zumeist im Schatten verbergen. Vergleichbar makabre Vorlieben kennt man von Max Andersson oder Charles Burns, doch Otts Werk, von dem hier ein Durchschnitt durch die Jahre 198Mai 2001 präsentiert wird, zeichnet sich bei den Comics auch noch dadurch aus, daß er auf Sprechblasen und größtenteils Schrift überhaupt verzichtet.

Wie man dem einleitenden Interview entnehmen kann, sieht er darin aber keine Beschränkung seiner Kreativität, sondern eher einen Ansporn, während er andererseits auch gerne mal auf die Schabkartontechnik verzichten würde, sie aber als sein Markenzeichen von den Auftraggebern explizit gewünscht wird. (Ott arbeitet neben seinem Filmstudium vor allem als Illustrator, die Comics von ihm erscheinen eher selten)

Doch wie diese liebevolle Zusammenstellung zeigt, mag er zwar (wie er selbst sagt) an die Grenzen dessen gestoßen sein, was er mit dieser Zeichentechnik zu schaffen vermag, doch man sieht dies eher als Perfektion, die er schon früh in seiner Karriere erlangte.

Die Illustration auf den Innenseiten des Umschlags ist auf den ersten Blick kaum beachtenswert, zeigt jedoch dann eine hinterlistige Tiefe, die man bei Ott zu schätzen weiß. Zunächst denkt man, die gesamte Fläche sei mit Maden überzogen, doch es gibt keinen Anfang oder Ende bei dem Gewusel. Dennoch würde man es nicht für einen endlosen Spaghetti-Teller halten, denn es ist einfach zu unappetitlich, was sich dem Auge da bietet. Und dann sieht man inmitten des Gewimmels ein einzelnes, starr aufgerissenes Auge. Nicht etwa im Zentrum, sondern irgendwo am Rande, wie um zu implizieren, daß der Horror, in dem das Auge gefangen ist, noch weit über die Grenzen des Hardcovers hinausgeht. Und diese sinistre Bösartigkeit ist wie ein Sinnbild für Thomas Ott und diesen Band.