Zwei Rätsel beschäftigen die Wissenschaftler weltweit. Zum einen die Frage, welches der drei Friedmannschen Modelle
(1) die Zukunft unseres Universums exakt beschreibt.

Der erste Lösungsansatz geht davon aus, daß die Expansion des Weltalls so langsam vonstatten geht, daß sie irgendwann von der Gravitation der Galaxien gestoppt wird und sich in ihr Gegenteil verkehrt. Demzufolge würden sich die Galaxien wieder zusammenziehen und analog zum Urknall in einem Großen Kollaps verschwinden. Raum und Zeit nähmen also, wie schon vor dem Urknall, den Wert Null an.
Das zweite Modell besagt, daß die Expansion so rasant vorwärts treibt, daß die Ausdehnung nicht gestoppt, sondern nur ein wenig verlangsamt werden kann, und die Galaxien sich mit gleichmäßiger Geschwindigkeit endlos auseinanderbewegen.
Die dritte These schließlich nimmt gleichfalls an, daß die Ausdehung so rasch vonstatten geht, daß die Umkehrbewegung und also der Große Kollaps vermieden werden können, vermutet aber im Gegensatz zur zweiten These, daß die Geschwindigkeit des Auseinanderdriftens sich immer mehr dem Werte Null nähert, ohne diesen jemals vollständig zu erreichen. Demzufolge würde das Universum irgendwann einmal fast erstarren. (Ich persönlich favorisiere das erste Modell, da mich Kreisläufe seit jeher faszinieren.)
Das zweite große Rätsel dieser Welt beschäftigt sich mit der Frage, wo genau sich Entenhausen befindet. Hierzu existieren GottseiDank nur zwei Theorien.
Die erste vermutet, daß Entenhausen in einem Paralleluniversum liegt, auf einem Planeten, - stella anatium (lat.: Planet der Enten) - der unserer Erde zwar ähnelt, aber dennoch viele Eigenheiten, u. a. physikalischer Natur, aufweist.
Das zweite Modell ist sogar noch spektakulärer und geht davon aus, daß sich Entenhausen genau hier, auf diesem Planeten, allerdings in der Zukunft befindet(2).
Beiden Theorien haben gemein, daß sie die Donald Duck-Comics des amerikanischen Zeichners Carl Barks und seiner deutschen Übersetzerin Dr. Erika Fuchs als Realien, also als tatsächliche Berichte ansehen. Diese Vorbemerkung ist wichtig, um sich einem der bedeutendsten kreativen Köpfe Entenhausens zu nähern: Daniel Düsentrieb.
Der schlaksige Erfinder Daniel Düsentrieb ist der Prototyp des genialen, aber einsamen Wissenschaftlers und Tüftlers, er »ist ein Denker und lebt in erster Linie in den Grenzen seiner eigenen Gedankenwelt.«(3) Abgeschieden und ohne intensivere zwischenmenschliche Bindungen lebt der Erfinder in einer kombinierten Wohn- und Forschungsstätte und werkelt hier Tag für Tag an seinen Erfindungen. Sein Hauptaugenmerk gilt dabei der Entwicklung künstlicher Wesen und Intelligenzen - und als seine größte Erfindung kann zweifelsfrei die Schöpfung des sogenannten Helferleins zählen(4). Und dieses Glühlampenmännchen entwickelte sich im Laufe der Zeit nicht nur zu seinem treusten Kameraden, sondern auch zu einem unentbehrlichen Assistenten, der zu vielen Problemen selbsttätig Lösungsansätze beisteuert.
Daniel Düsentriebs Schaffen ist überaus praxisorientiert. Am liebsten hat er es, wenn ihn die Menschen (und Enten) mit konkreten Problemstellungen direkt ansprechen und er diese - erfolgreich oder auch nicht - lösen kann. Sollte übrigens ein Problem besonders verzwickt sein, hilft zumeist eine Methode: der Schlag auf den Kopf mithilfe eines Hammers. Diese brachiale Technik, die auch von anderen Entenhausenern (etwa von Donald Duck) praktiziert wird, führt tatsächlich oftmals zum Erfolg; mit einem Schlag wird die Schaffenskraft freigesetzt und die geforderte Erfindung alsbald in Angriff genonmen.
Obwohl Daniel Düsentrieb weit über einhundert funktionstüchtige Erfindungen vorzuweisen hat, bleibt ihm der verdiente Ruhm dafür oftmals versagt. Überhaupt ist es eines der großen Rätsel, warum er aus seinen Innovationen so wenig finanziellen Nutzen ziehen kann. Sicherlich sind etliche seiner Erfindungen auch nur vom geringen Nutzwert, z. B. das Gerät zum Weiten von Briefkästen, die behaarte Türklinke, das heiße Eis für heißen Eistee, die Kopfkratzmaschine, der Umkehrspiegel, der Tassenhebekran oder das butterlose Butterbrot. (Einige Erfindungen haben es sogar nicht einmal bis zum Patent geschafft, etwa das Perpetuum Immobile, der Regenbogenspanner oder auch der Rückenkratzer mit Dampfantrieb(5).)
Doch die Mehrzahl seiner Schöpfungen müßte sich eigentlich problemlos vermarkten und in bare Münze umsetzen lassen, z. B. der Golddetektor, das Gerät zur drahtlosen Übertragung von Materie, der Einradwagen, der Gedankenleser, der Flugstab, der Luftroller oder auch die Zukunftskamera.
Wodurch erklärt sich Düsentriebs Zurückhaltung und wissenschaftliche Vorsicht? Vielleicht aus den von ihm gezogenen Lehren der Vergangenheit. Dies wiederum würde die Theorie bekräftigen, daß sich Entenhausen in unserer Zukunft befindet, und das Resultat einer ökologischen Katastrophe ist. Eine Entkräftigung dieser Annahme könnte allerdings dadurch erzielt werden, wenn es in der Gegenwart gelingen würde, ein Düsentriebsches Patent zu entwickeln und patentieren zu lassen(6), da ansonsten ein Zeitparadoxon auftreten würde(7). Doch so lange dies noch nicht geschehen ist, müssen wir vom Schlimmsten ausgehen und können nur hoffen, daß Entenhausen niemals Realität wird.