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März 2007
Thomas Vorwerk
für satt.org


Triff die Robinsons (R: Steve Anderson)

Triff die Robinsons
(R: Stephen J. Anderson)

Triff die Robinsons (R: Steve Anderson)
Triff die Robinsons (R: Steve Anderson)
Bilder © DISNEY ENTERPRISES, INC.
ALL RIGHTS RESERVED
Triff die Robinsons (R: Steve Anderson)
Triff die Robinsons (R: Steve Anderson)
Triff die Robinsons (R: Steve Anderson)

Originaltitel: Meet the Robinsons, USA 2006, Buch: Jon Bernstein, Lit. Vorlage: William Joyce, Musik: Danny Elfman, Rufus Wainwright, Art Direction: Robh Ruppel, mit den Original- / deutschen Stimmen von Daniel Hansen & Jordan Fry / Johann Hillermann (Lewis), Wesley Singerman / Yoshij Grimm (Wilbur), Matthew Josten / Lasse Crohn (Michael "Goob" Yagoobian), Ethan Sandler / Rick Kavanian (Fritz / Petunia / Spike / Dmitri), Angela Bassett / Susanna Bonasewicz (Mildred), Laurie Metcalf / Cornelia Meinhardt (Dr. Krunklehorn), Tom Kenny / Hans Jürgen Dittberner (Mr. Willerstein), Stephen J. Anderson / Eva Padberg (Tallulah), Don Hall / Ralf Möller (Coach), Harland Williams / ?? (Carl), Stephen J. Anderson / ?? (Bowler Hat Guy / Grandpa Bud), Don Hall / ?? (Uncle Gaston), Adam West / ?? (Uncle Art), Tom Selleck / Thomas Gottschalk (Cornelius), Ethan Sandler / ?? (Doris / CEO / Laszlo), Nicole Sullivan / ?? (Franny), Jessie Flower / ?? (Young Franny), Aurian Redson / ?? (Frankie), Kinostart: 29. März 2007

Aus irgendwelchen Gründen wird Meet the Robinsons als zweiter Disney-Computer-Animationsfilm nach Chicken Little (dt.: Himmel und Huhn) gezählt, das Dinosaurs-Fiasko und der Werbefilm für Sport-BHs The Wild (dt.: Tierisch Wild) werden einfach unter den Teppich gekehrt. Meet the Robinsons erinnert sowohl an die Stärken als auch an die Schwächen von Chicken Little, scheint aber vor allem dem Pixar-Klassiker The Incredibles nachempfunden. Doch statt der gut durchkomponierten Kernfamilie gibt es hier mal wieder ein Waisenkind, das nach einer dreistelligen Anzahl misslungener Adoptionsversuche bei einer sagenhaften Reise in die Zukunft ausgerechnet dort so etwas wie eine Ersatzfamilie findet.

Doch im Gegensatz zu den Incredibles sind die Robinsons eine sehr breitgefächerte Familie, bei der die diversen Onkel, Tanten, Omas und Opas sich vor allem durch irgendwelche Spleens auszeichnen, Superhelden oder interstellare Pizzaboten (Futurama lässt grüßen) spielen, riesige Züge durchs Wohnzimmer rasen lassen, Fröschen das Singen beibringen oder sogar in Blumentöpfen wohnen. Das entspricht ganz dem Dramaturgie-Prinzip des Films, denn wie bei Dejà vú oder Moulin Rouge! folgt hier eine Überraschung bereits, bevor der letzte Knalleffekt verraucht ist - und es liegt ganz am Zuschauer, inwiefern sich dieser in den actionreichen Strudel hineinziehen lässt oder ein wenig auf Abstand bleibt, und dadurch einen Großteil der Geschichte bereits voraussehen kann, und sich über diverse Zeitparadoxe und Logikfehler wundern kann. So wird beispielsweise nicht im geringsten erklärt, warum ein aus der Urzeit gekidnappter Tyrannosaurus Rex unter Gedankenkontrolle hochgefährlich ist, sich aber, sobald diese gebrochen wurde, plötzlich wie ein völlig harmloses, putziges und schwanzwedelndes Schoßtier aufführt. Und warum man durch bloße Willensanstrengung ("Nach allem, was ich weiß, werde ich Dich nie erfinden") eine völlig verkorkste Zukunft teilweise ungeschehen machen kann (ohne davor die geringsten Anstrengungen unternommen zu haben, erst einmal in die Vergangenheit zurückzukehren), dürfte in Sachen unplausibler Zeitreisegeschichten einen neuen Tiefpunkt ausmachen. Da kann dann die Hommage an das große Vorbild Back to the Future (auch hier landet jemand im Kofferraum einer Musikgruppe) auch nur noch wenig retten.

In der deutschen Version des Films hat man ferner das zweifelhafte Vergnügen, Thomas Gottschalk nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen (!), was in mir völlig unvorhergesehen das Verlangen schürte, dann doch lieber die Version mit Tom Selleck gesehen zu haben. Doch ohne Zeitmaschine wird mir dies schwerfallen, denn anders als bei vielen Animationsfilmen werde ich wohl allein für die Stimmen nicht noch einmal ins Kino gehen. Dafür liegt mir zuwenig daran, einen Kampf T-Rex gegen Polyp auf einem fahrenden Zug erneut zu erleben. Für manche Zuschauer im Alter der Hauptfiguren Lewis und Wilbur mag dies aber durchaus ein Grund für mehrfache Sichtung des Streifens sein.