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Dezember 2004
Thomas Vorwerk
für satt.org

Die Unglaublichen
The Incredibles

USA 2004

Filmplakat

Buch
und Regie:
Brad Bird

Musik:
Michael Giacchino

mit den Original- / deutschen Stimmen von Craig T. Nelson / Markus Maria Profitlich (Bob Parr / Mr. Incredible), Holly Hunter / Katrin Fröhlich
(Helen Parr / Elastigirl), Sarah Vowell / Felicitas Woll (Violet [dt.: Violetta]), Spencer Fox / Marco Iannotta (Dash [dt.: Flash]), Samuel L. Jackson / Kai Pflaume (Lucius Best / Frozone), Elizabeth Pena / Barbara Schönberger (Mirage), Jason Lee / Manuel Straube (Buddy Pine / Syndrome), Brad Bird / Mechthild Grossmann (Edna Mode / E), Wallace Shawn / Herbert Feuerstein (Gilbert Huph)


115 Min.

Kinostart:
9. Dezember 2004

Die Unglaublichen
The Incredibles


Nachdem die Computer-Gurus bei Pixar bereits mit Erfolg Fische, Käfer, Spielzeuge und Monster zum Leben erweckt haben, besann man sich nun auf eines der momentan erfolgreichsten Filmgenres und entwarf eine (natürlich augenzwinkernde) Animations-Antwort auf Superhelden-Filme wie X-Men, Spider-Man etc.

Filmszene
Filmszene
Filmszene
Filmszene
Filmszene
Filmszene
Filmszene

Während die animierten Menschen bei Toy Story noch in den Hintergrund gedrängt wurden, sind bei The Incredibles durchweg alle Figuren menschlich, wenn auch oft mit übermenschlichen Fähigkeiten versehen.

Durch die Klage eines gegen seinen Willen geretteten Selbstmörders geraten die Superhelden in Mißkredit und ziehen sich zurück in ihre Geheimidentitäten. Der frühere "Mr. Incredible" verrichtet etwa einen stupiden Bürojob bei einer Versicherung und hat ein unübersehbares Gewichtsproblem, während seine Gattin, das ehemalige "Elastigirl" sich um den Haushalt und die Kinder kümmert. Ein Vollzeitjob, denn abgesehen vom bisher "harmlosen" Baby handelt es sich dabei um den superschnellen Dash (der gerne Reisnägel auf den Stuhl des Lehrers legt und so gerne beim Schulsport mitmachen würde) und die schüchterne frühpubertäre Violet, die sich passenderweise unsichtbar machen kann - diese "fantastischen Viereinhalb" versuchen, ganz normal zu sein, doch wenn das Familienoberhaupt sich abends zum Bowlen verabschiedet und stattdessen mit seinem Superkollegen Frozone incognito als Lebensretter und Gesetzeshüter unterwegs ist, deuten sich bereits größere Familienprobleme an, die durch den unvermeidlichen Superschurken "Syndrome" schließlich lebensbedrohlich werden.

The Incredibles braucht bei den Actionsequenzen den Vergleich mit Filmen wie Spider-Man 2 nicht scheuen, auch hier gibt es Züge in Not und nahezu unkaputtbare Gegner mit Metallarmen. Auch in Sachen Humor ist man solchen "Real"-Filmen (ahem!) mindestens ebenbürtig, und die Alltagsprobleme von Superhelden sind auch hier mindestens so wichtig wie die Heldentaten.

Aspekte, die bei Computer-Animationsfilmen oft in den Hintergrund gedrängt werden, die bei The Incredibles aber zu einem echten Höhepunkt werden, sind die "Ausstattung" und die "Bauten". Den Filmemachern gelang es, eine Stadt zu entwerfen, die die spießerischen 1950er / -60er mit einer futuristischen Architektur verbindet und die so an Ken Adam, Jacques Tati und Tim Burton gleichzeitig erinnert. Rein musikalisch fühlte man sich offensichtlich auch eher von Mission Impossible und James Bond inspiriert, was eigentlich nur verdeutlicht, daß die Grenzen zwischen "Superagenten" des Kinos des kalten Krieges und "Superhelden", wie heutzutage die Leinwände bevölkern, immer mehr verwischen.

Die Story-Idee und Ausführung ist gelungener als bei (dem meines Erachtens überschätzten) Finding Nemo, die Figuren (und ihre Sprecher) sind interessant, neben den allzu rasanten Action-Sequenzen erscheinen einige Gespräche vielleicht etwas langatmig, aber alles in allem ist The Incredibles guter Pixar-Durchschnitt - und das heißt, ein Film, den man sich auch gerne noch ein zweites Mal anschaut. Und sei es auch nur, um die Original-Synchronisation von Wallace Shawn mit der kongenialen deutschen Besetzung Herbert Feuerstein zu vergleichen.