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11. April 2009
Jürgen Körber
für satt.org

  BirdPen: On/Off/Safety/Danger
Discograph/Alive
» birdpen.com
» myspace


BirdPen: On/Off/Safety/Danger

BirdPen sind Mike Bird, Dave Pen und James Livingston Seagull, und wer jetzt eine gewisse Neigung zum Ornithologischen vermutet, dem wird durch das Cover ihrer ersten CD sogleich recht gegeben. Und wem das nicht reicht, dem bietet das Booklet zusätzlich verstörende und bedrohliche Zeichnungen in schwarz-weiß-rot von Menschen, Vögeln und mechanischen Mischwesen. Hitchcock beim Kindertherapeuten?

Keine Angst, so bedrohlich und verstörend ist die Musik beileibe nicht, sondern eher leicht düster und dabei melodisch, auch wenn der Pressetext wie folgt lautet: „Auf ihrem Debutalbum On/Off/Safety/Danger hat die britische Band BirdPen den Klang erschaffen, den der Überlebensinstinkt erzeugt, bevor alles außer Kontrolle gerät und sich die Dinge unwiderruflich verändern. Beruhigend und aufrüttelnd zugleich, dabei immer voller Empathie, gelangt On/Off/Safety/Danger hinter die Grenzen der Unsicherheit, der Paranoia und der Angst. Birdpen beschäftigen sich mit dunklen Kräften und dringen zu der Kluft vor, um den Graben für die gesamte Menschheit auszumessen – nicht zuletzt einfach um des Spaßes Willen.“

Wer sich trotz dieser eindringlichen Worte noch nicht vorstellen kann, was ihn musikalisch erwartet (eine vollkommen normale Reaktion), sei beruhigt: BirdPen erzeugen ihren zuweilen minimalistischen Klang mit akustischen und elektrischen Instrumenten (und nicht mit dem außer Kontrolle geratenen Überlebensinstinkt). Zu welcher Kluft sie genau vordringen und welchen Graben sie dabei für die Menschheit insgesamt ausmessen, habe ich nicht ergründen können, aber das Album gefiel mir trotzdem recht gut.

Kürzer, aber ungleich treffender fasst es das Onlinemagazin Drowned in Sound zusammen: „Wer dunkle, aber schillernde Musik mag, dem kann BirdPen gar nicht genug ans Herz gelegt werden.“ Wobei „dunkle, aber schillernde Musik“ nicht mit Dark Wave oder Gothic gleichgesetzt werden darf, eher mit melancholisch, ein bisschen in Richtung Echo and the Bunnymen, dabei aber weniger bombastisch als die Mannen um McCulloch.

Das erste Stück, Breaking Predcedent, liefert einen guten Vorgeschmack und ist gleichzeitig einer der besten Songs der Platte. Bei Track Nummer 4, Machines live like ordinary people, werden die Beats etwas härter, und hier kommt auch der Synthesizer stärker zum Einsatz. Man on Fire hat sich dem atmosphärisch-hypnotischen Stil verschrieben, der für das restliche Album typisch ist. Der Refrain wird begleitet von repetitiven Gitarrenakkorden, der Gesang wird stark gedehnt. Admiral Red, das längste Stück, klingt wie ein Hilfeschrei an einen Schmetterling: „Please help me admiral red. Red admiral“, bevor mit The Birds and the Antennas das experimentellste Stück des Albums folgt, leider auch das kürzeste: Hier gibt es keinen Gesang, eine Frauenstimme spricht im Hintergrund einen Text, dazu hört man Wind, Vogelgeräusche, Glocken und ein paar synthetische Klänge. Wirklich sehr schön, schade, dass es so kurz ist. Slow und Thorns klingen ein wenig nach dem Wave-Pop der frühen Achtziger, vor allem Thorns mit seinen schnellen Akkorden könnte glatt von OMD oder Tears for Fears stammen.

Fazit: On/Off/Safety/Danger bietet schöne melancholische Melodien mit kryptischen und durchaus anspruchsvollen Texten. Keine Partymusik, eher ein hypnotisches Betthupferl.