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Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen




September 2007
Christina Mohr
für satt.org

Musikbücher,
September 2007

Die erste Musikbuch-Schau dieses Herbstes präsentiert:
"Wir sind jetzt!", Biografien über Gram Parsons und Serge Gainsbourg,
Simon Reynolds' "Rip it up and Start Again"
und einen Elvis-Roman von Lorenz Schröter …


Arnt Cobbers: „Wir sind jetzt!“
Frontfrauen im deutschen Pop

(Schott Music, € 19,95)

Umschlagabbildung

Da kämpft und rackert man seit Jahren, dass der Begriff „Frontfrau“ - ebenso wie die verachtenswerte „Rockröhre“ - im Zusammenhang mit Musikerinnen nie, nie wieder verwendet werden darf und was macht der Schott-Verlag? Er nennt gleich ein ganzes Buch so. Und um dem Ganzen die Klischeekrone aufzusetzen, dient als Covermotiv eine gesichtslose Sängerinnendarstellerin mit Minirock und Spitzenstrumpfhosen. Wir wollen uns aber nicht zu lange mit Titel und Cover des Buchs aufhalten, denn der Inhalt ist gelungen: zur Zeit sieht es so aus, als seien Frauen im Pop wahnsinnig erfolgreich und hätten endlich eine männliche Bastion genommen. Chart-Bands wie Juli, Silbermond, Wir sind Helden, Mia. und andere verfügen über starke „Frontfrauen“, Solokünstlerinnen wie Annett Louisan oder Sabrina Setlur sind aller Munde und werden in allen relevanten Blättern porträtiert. Doch wie sieht der Alltag von Musikerinnen aus, die nicht gerade zufällig einem angesagten Trend zuzuordnen sind? Mit welchen Unbilden haben sie zu kämpfen und was lässt sie doch immer weiter machen? Arnt Cobbers, Chefredakteur des Magazins für klassische Musik „Partituren“ interviewte 13 Frontfrauen, äh, Sängerinnen und Bandleaderinnen, zum Beispiel Elke Brauweiler (Paula), Inga Humpe (2raumwohnung), Suzie Kerstgens (Klee), Barbara Morgenstern oder Katharina Franck. Cobbers Gesprächspartnerinnen erzählen ausführlich und eloquent über die Tücken des Geschäfts und erklären ihre Motivationen. Zum Beispiel würde keine einzige Musikerin ihr – oftmals prekäres – Leben gegen eine 'gesicherte' bürgerliche Existenz tauschen wollen. Zwei Musikerinnen, die in letzter Zeit häufig zum Thema „prekäre Lebenssituationen“ befragt wurden, Bernadette La Hengst und Christiane Rösinger (Britta), verkörpern den selbstgewählten Lebensentwurf als Künstlerin am authentischsten. Beide sind wichtige Figuren des deutschen Independent-Pop, engagieren sich als Labelchefinnen, organisieren ihre Tourneen selbst und erziehen „wie nebenbei“ noch ihre Kinder. Uebrigens äussern beide im Gespräch mit Cobbers, dass sie mit dem Begriff der „Frontfrau“ wenig anfangen können, erinnert er doch beide stark an Krieg und Trümmerfrauen, ein Kontext, den man im Pop nicht wirklich sucht. Diane Weigmann (Ex-Lemonbabies) hingegen fühlt sich durch das Wort gut charakterisiert, sie interpretiert es grossmütig so: „Frontfrauen sind wohl einfach Frauen, die Musik machen und das Glück haben, andere für das zu begeistern, woran sie glauben.“ Zwischen den grosszügig bebilderten Interviews sind „Experten“-Artikel geschaltet, so kommen neben Musikjournalistin Pinky Rose auch Labelchef Tom Bohne oder der Manager Markus Linde zu Wort. Insgesamt ein lohnenswertes, höchst aufschlussreiches Buch, bei dessen (hoffentlich zu erreichender) zweiten Auflage man über einen neuen Titel und ein anderes Cover nachdenken sollte ….


Simon Reynolds:
Rip it up and Start Again.
Schmeiss alles hin und fang neu an.
Postpunk 1978 - 1984
(hannibal, € 29,90)

Umschlagabbildung

Das wichtigste Musikbuch dieses Herbstes ist zwei Jahre alt und jetzt dank des Hannibal Verlags und der Uebersetzung durch Conny Lösch auch auf Deutsch erschienen: „Rip it up and Start Again – Postpunk 1978 – 1984“ heisst das Opus Magnum von Simon Reynolds, seines Zeichens Musikjournalist und Autor verschiedener Bücher wie „The Sex Revolts – Gender, Rebellion & Rock'n'Roll“ und „Generation Ecstasy – Into the World of Techno and Rave Culture in America.“ Sein neuestes Werk, „Bring the Noise“, das die Verbindungen zwischen HipHop und Rock aufzeigt, wird hoffentlich auch bald in deutscher Uebersetzung erscheinen. In „Rip it up“ beschreibt Reynolds auf nicht weniger als 600 spannenden Seiten den Zeitraum 1978 – 1984, der für ihn die kreativste Periode des Pop darstellt – wohlgemerkt die Zeit nach der Punkexplosion, die Jahre nach Johnny Rotten/Lydons berühmtem zynischen Fanalspruch „Ever get the feeling you've been cheated?“, den er dem verwirrten Publikum nach dem letzten Sex Pistols-Auftritt in den USA zurief. 1978 war Punk tot, der Ausverkauf hatte längst begonnen. Die Fans waren enttäuscht, dass die prophezeite Revolution nicht eintraf und die einstigen Helden sich zu BOFs entwickelten wie zuvor die Stones, The Who und all die anderen ehemaligen Beat-Revoluzzer, gegen die man eigentlich angetreten war. Für Reynolds bereitete Punk nur vor, was erst Postpunk realisieren sollte: die Aufhebung von musikalischen, künstlerischen, geschlechterpolitischen und rassistischen Grenzen im Pop. Alles ging auf einmal: Bands wie Scritti Politti, The Pop Group und Gang of Four verbanden linksradikale Politagitation mit Funk und Discorhythmen, die Slits stürmten die Bühnen, ohne jemals geprobt zu haben und zeigten den Jungs eine lange Nase, The Human Legaue, Cabaret Voltaire und Depeche Mode bezogen sich auf Kraftwerk und machten reine „Maschinenmusik.“ Den Titel seines Buches entlieh Reynolds dem grössten „Hit“ (immerhin kam der Song für einige Wochen in die englischen Charts) der schottischen Band Orange Juice, die in den frühen achtziger Jahren Vorreiter des new pop waren - einer bewusst anti-machohaften, bewusst „wimpishen“ Inkarnation der Jungs-Popband, die mit Strickpullovern und braven Ponyfrisuren auftraten und so etwas wie die Antithese zum Postulat der in Pop und Rock obligaten Coolness darstellten.

Reynolds gliedert sein Buch in zwei Teile, (I) Postpunk und (II) New Pop und New Rock, wobei er häufig geographisch vorgeht und ganze Kapitel beispielsweise den Ohio-Bands um Pere Ubu widmet oder die No-New-York-Szene mit Protagonisten wie James White mit seinen Contortions, Lydia Lunch und Arto Lindsay vorstellt. Reynolds zieht Verbindungslinien und stellt Phänomene in neue Kontexte: so ist für ihn die angebliche Nazi-Liebäugelei deutscher Acts wie DAF kein Thema, er sieht in DAF die Weiterführung der Ideen von Genet, de Sade und Bataille; ausserdem bezeugt er DAF, Liasions Dangereuses, Malaria! und anderen meist deutschen Bands, die elektronisch generierte Beats verwendeten, die direkte Vorläuferschaft zum Detroit Techno und Chicago House. Auch das war bestimmend für Postpunk-Bands: keine Angst vor Groove und Disco, was für die meisten waschechten Punkbands ein komplettes Tabu darstellte. Punktanz war Pogo, alles andere war für Mädchen und Weicheier – vielleicht kann man sagen, dass gerade Mädchen und Weicheier die wichtigsten Impulse für Postpunk lieferten. Reynolds spannt den Bogen weit, Hitbands wie U2 und Culture Club, Duran Duran und Spandau Ballet sind für ihn alle zumindest postpunkgeprägt und worin man ihm unbedingt zustimmen muss, ist der Punkt, dass sich nie wieder so viele gendermässig uneindeutige oder offen schwule Acts in den Charts befanden wie im ersten Drittel der Achtziger (Culture Club, Soft Cell, Frankie Goes To Hollywood, etc.). Postpunk schaute nach vorn, bastelte sich aus den Hinterlassenschaften der Punks und anderer Subkulturen ein buntes, rhythmisches Kaleidoskop zusammen und versickerte nach Reynolds' Auffassung spätestens 1985 in den Mainstream. Bands wie The Smiths und The Jesus & Mary Chain sind für Reynolds keine Postpunks mehr: sie orientierten sich eindeutig rückwärts an einer noch länger vergangenen Epoche (den sechziger Jahren) und bekannten sich offen dazu, die Realität der achtziger Jahre zu verachten. The Smiths weigerten sich zu Anfang ihrer Karriere, Videos zu drehen (eine Haltung, die sie bald aufgaben), JAMC zitierten Velvet Underground und die Beach Boys.

Heute beziehen sich viele junge Bands auf die Postpunkzeit: !!!, Franz Ferdinand, Maximo Park, Architecture in Helsinki und andere zeigen Bewunderung für Gang of Four, The Pop Group, The Slits und zitieren sie beherzt in ihren eigenen Songs – Postpunk wirkt weiter und hat weniger Patina angesetzt als der gute alte Punkrock …


Lorenz Schröter:
Das Buch der Liebe
(Antje Kunstmann, € 16,90)

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Lorenz Schröter wurde 1960 in München geboren, war Punk der ersten Stunde und gab als Schüler das Fanzine „Die Einsamkeit des Amokläufers“ heraus. Später entdeckte er seine Liebe zum Reisen, fuhr auf dem Fahrrad einmal um den Globus und lebte drei Jahre auf einer Insel im südchinesischen Meer. Ausserdem schreibt er Bücher (zum Beispiel „Das kleine Kielschwein“, erschienen im Mare Verlag) und verfasst Kolumnen für die Frauenzeitschrift „Freundin“. Ein aufregender Patchworklebenslauf also, der Schröters Phantasiegetriebe positiv beeinflusst. Rechtzeitig zum 30. Todestag von Elvis Presley hat Schröter seinen neuen Roman „Das Buch der Liebe“ fertiggestellt. Elvis taucht in verschiedenen Inkarnationen immer wieder im Buch auf und schmückt als Jesus-Impersonation das Cover. Protagonist Kramer, ein braver Mittvierziger mit Familie und langweiligem Job, verliebt sich Hals über Kopf in Kimmi, eine junge Punkrockerin aus Japan. Völlig erstaunt darüber, dass sie an ihm, dem alten Sack, der wegen seines verschwindenden Kopfhaars eine frappierende Aehnlichkeit mit Phil Collins besitzt, Gefallen findet, lässt Kramer inklusive Frau und Kindern alles stehen und liegen und begibt sich mit Kimmi und ihren freakigen Bandkollegen auf eine bizarre Odyssee quer durch Deutschland. Kimmis Freunde und sie selbst bezeichnen sich als „Shugotenshis“, Schutzengel, die fest davon überzeugt sind, dass der von ihnen verehrte Elvis noch lebt. Kramer bleibt wenig Zeit zum Nachdenken oder gar Zweifeln, denn die Ereignisse überstürzen sich und mehr als eine Person verliert zwischen Bayern und Berlin ihr Leben. Schröters Roman ist skurril, verwirrend und weist einige Parallelen zu Jim Jarmuschs Film „Mystery Train“ auf (die Rock'n'Roll-Begeisterung junger Japaner beispielsweise). Und am Ende offenbart sich – angekündigt durch einige Passagen, die zunächst nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun zu haben scheinen – eine ganz andere Ebene, die das vorangegangene auf erschütternde Weise erklärt … mehr soll hier nicht verraten werden.

Vor, während und nach der Lektüre von „Das Buch der Liebe“ empfiehlt sich die Doppel-CD „Elvis The King“ (amazon link), die mit dem meta-dadaistischen Claim „30 Jahre Elvis lebt“ wirbt. Diesen Satz muss man mal auf sich wirken lassen! Die Songauswahl ist okay, wenig überraschend für Fans, aber dennoch ein schöner Ueberblick über das Schaffen des Kings. 52 Hits sind drauf, natürlich auch die „Lachversion“ von „Are You Lonesome Tonight“ oder „Wooden Heart“ beziehungsweise „Muss i denn“, was meine Oma regelmässig gerührt in Tränen ausbrechen liess. Zum Glück haben die Kompilatoren Elvis' wirklich gute Songs nicht vergessen wie „(Marie's the Name) His Latest Flame“, das The Smiths gern in ihre Liveauftritte einbauten, „Viva Las Vegas“, das viele unberechtigterweise für den Anfang vom Ende des Kings halten, oder „Fever“, das erst mit Elvis' Stimme die Körpertemperatur richtig steigen lässt.


Ben Fong-Torres,
Gram Parsons:
Hickory Wind
(Verlag Jens Seeling, € 16,80)

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Auch zu diesem Buch hat HR3-Moderator Klaus Walter („Der Ball ist rund“) ein Vorwort beigesteuert – neben Detlef Diederichsen, Peta Devlin und Silke Thoss. Autor Ben Fong-Torres' detailreiche Biographie über Gram Parsons, dem verkannten Helden des Countryrock, war also einigen Menschen Anlass genug, zusätzliche Worte zum eigentlichen Text abzuliefern. Doch was macht Gram Parsons heute, 34 Jahre nach seinem Tod, so interessant? Im Falle Parsons kommt vieles zusammen: aufgewachsen in der wohlhabenden, aber zerrütteten Südstaaten-Unternehmerfamilie Snively-Connor, die ganz Florida mit frischen Zitrusfrüchten belieferten, erlebte der 1946 geborene Gram (getauft auf den Namen Cecil Ingram Connor III) schon als Kind die grössten Tragödien. Sein Vater beging Selbstmord, als Gram zwölf Jahre alt war, seine Mutter starb einige Jahre später an ihrer Trunksucht. Alkohol spielte ohnehin eine grosse, unheilvolle Rolle im Leben der Zitrusfarmer, fast alle Familienmitglieder waren dem Suff verfallen, viele starben daran. Der kleine Gram zeigte früh eine ausserordentliche musikalische Begabung, lernte Klavierspielen und hatte bereits mit 14 Jahren seine erste Band. Ebenso früh interessierte er sich für Drogen und natürlich Alkohol und begann ohne Umschweife, sein grosses Talent zu verschwenden. 1968 lernte Parsons Chris Hillman kennen, durch dessen Fürsprache er Mitglied der legendären Byrds wurde – Parsons war massgeblich am Album „Sweetheart of the Rodeo“ beteiligt, das heute als erste Countryrock-Platte überhaupt gilt. Parsons verliess nach kurzer Zeit die Byrds, um die Flying Burrito Brothers zu gründen, eine weitgehend erfolglose, aber einflussreiche Band, die noch stärker als die Byrds die Pole Country/Americana mit Pop und Rock vermischte und die Parsons selbst als „Cosmic American Music“ bezeichnete. Leider können keine weiteren musikalischen Stationen von Gram Parsons aufgezählt werden, denn 1973 war sein Leben bereits zu Ende – mit nur 26 Jahren starb er mutmasslich an einem Alkohol-und-Drogen-Cocktail, die genauen Umstände seines Todes wurden allerdings nie geklärt. In seiner kurzen Schaffensperiode komponierte Parsons einige der ergreifendsten und schönsten Countryrocksongs, deren Bedeutung für nachfolgende Bands und Künstler erst heute angemessen gewürdigt wird – viele Jahre lang wurde Parsons als haltloser Säufer und Junkie betrachtet, sein Werk kaum wahrgenommen und wenn, dann meist unter dem Vorzeichen „Drogensound“. Musikjournalist Ben Fong-Torres, der Vorbild für die Figur des Rockmagazin-Redakteurs im Film „Almost Famous“ war, zeichnet ein eindrucksvolles Bild des widersprüchlichen Antistars Gram Parsons, das nie in anbiedernde, unhinterfragte Bewunderung abdriftet, sondern alle Facetten (auch die unschönen) des Menschen und Musikers berücksichtigt. Nach der Lektüre von „Hickory Wind“ will man sofort alle Byrds- und Flying Burrito Brothers-Platten hören – kann eine Biographie mehr bewirken?


Sylvie Simmons: Serge Gainsbourg
Für eine Hand voll Gitanes

(Verlag Jens Seeling, € 16, 80)

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Als Serge Gainsbourg im März 1991 in Paris zu Grabe getragen wurde, pilgerten seinem Sarg Menschenmassen hinterher wie einstmals, als Rudolpho Valentino starb. Gainsbourg, 1928 geboren als Lucien Ginsberg, gilt als Frankreichs „einziger Popstar“, wobei der Begriff Pop nicht alle Facetten dieses Allround-Künstlers erfassen kann. Er schrieb und sang Chansons, Jazz, Rock und Reggae. Er textete auf Englisch, Französisch und dachte sich selber Sprachen aus. Er sang über Liebe, Tod und Flatulenz. Berühmt-berüchtigt wurde er durch das auf Platte gepresste Liebesgestöhne „Je t'aime (moi non plus)“ mit seiner Lebensgefährtin Jane Birkin, spätere Mutter der gemeinsamen Tochter Charlotte Gainsbourg. Frauen waren überhaupt ein bedeutender Programmpunkt im Leben Serge Gainsbourgs – in der im Jens Seeling-Verlag erschienenen Biografie „Für einen Hand voll Gitanes“ wird stimmungsvoll die initiatorische Begegnung des 8-jährigen Serge/Lucien mit dem weiblichen Geschlecht am Strand von Biarritz beschrieben. So lange er lebt, wird er Frauen Lieder auf den Leib schreiben und es nicht beim gemeinsamen Singen belassen – so überschwenglich er im Ausleben körperlicher Freuden war, so produktiv war er in der Musik: die umfangreiche Discografie am Ende des Buches spricht für sich. Gainsbourg war ein Rebell, im Leben und in der Musik: neben eindeutig zweideutigen Texten liebte er auch musikalische Experimente, wie zum Beispiel seine Reggae-Version der „Marseillaise“, die ihm in Frankreich nicht nur Freunde verschaffte. Bis heute beeinflusst Serge Gainsbourg Künstler aller Couleur: der im letzten Jahr anlässlich seines 15. Todestages veröffentlichte Sampler „Monsieur Gainsbourg Revisited“, auf dem Bands wie Franz Ferdinand, Portishead, Placebo ihren Tribut zollen, beweist dies eindrucksvoll.

Die Musikjournalistin Sylvie Simmons hat ein begeisterndes und beeindruckendes Buch über Gainsbourg geschrieben – obwohl sie selbst im Vorwort auf die „Regalmeter an Gainsbourg-Literatur“ hinweist, ist ihr Buch schon allein durch ihren lockeren, aber nie seichten Stil und Sprachwitz lesenswert und ersetzt die meisten anderen Gainsbourg-Bios. Sie wird dem „schön hässlichen“ (Zitat Marianne Faithfull, auch eine seiner vielen Geliebten) Gainsbourg in jeder Zeile gerecht – man kann der Autorin nur zustimmen, dass es „ein Jammer“ ist, dass Simmons und Gainsbourg sich im Leben nie begegneten.