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Mai 2006
Christina Mohr
für satt.org


The Boy Group:
Love is a Freaquency

Enduro 2006

Cover
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The Boy Group:
Love is a Freaquency

Viktor Marek, Maurice Summen und Christian Harder aka Xtian Harder sind The Boy Group (nicht etwa „The Boygroup“). Die drei Tausendsassas sollten eigentlich ausreichend beschäftigt sein: Viktor Marek ist Geschäftsführer des legendären Golden Pudel Club und Beatmaster bei Knarf Rellöm, Maurice Summen alias Moritz Love singt bei den Türen und betreibt das Label Staatsakt, Christian Harder hat unter anderem das Debütalbum der Mediengruppe Telekommander produziert. Aber wir haben es hier mit Multitasking-Profis zu tun, neben ihren mannigfaltigen Projekten hat The Boy Group mit Love is a Freaquency das funkigste, fetteste, fresheste Dance-Soul-HipHop-Album dieses Frühjahrs zusammengebastelt – und das auch noch in Hamburg, bisher nicht unbedingt als Funkcity bekannt. Aber das wird sich ändern. Love is a Freaquency ist ein irrer Ritt durch HipHop und Funk, hier geben sich Outkast, Prince und George Clinton in rasendem Wechsel die Klinke in die Hand. Keine Sekunde lang denkt man hier an geschmacklich heikle Disziplinen wie „deutschen HipHop“ - The Boy Group klingt international, ach was, intergalaktisch. Tracks wie Fake the Rule, RnBMW oder Discomotionparty werden auf allen Tanzflächen der Republik für ungläubiges Staunen und gleichzeitiges ekstatisch-rhythmisches Zucken sorgen.

The Boy Group

The Boy Group
Foto: K.K. THA BEAUTY

Im vergangenen Winter gab The Boy Group während der Pudelclub-Jubiläumstour erste Kostproben ihrer Entertainerskills zum Besten, wer sie damals verpaßt hat, kann das in den kommenden Wochen bei verschiedenen Gelegenheiten nachholen. Be there oder be verdammt unfresh.

Hier kommt ein kleines Interview mit zwei Dritteln der Boy Group:

[Viktor Marek = V, Maurice Summen = M, satt.org = satt.org]

satt.org: Das Erscheinungsdatum des Boy Group-Albums fällt ziemlich genau auf den 10. Jahrestag der Trennung der Boygroup des letzten Jahrtausends,Take That: gibt's da einen Zusammenhang?

V: Wir stecken als kleiner Tinnitus in ihren Körpern, die uns bewirten!
M: Ja, Viktor hat sich das damals so ausgedacht. Wir sind Teil der intergalaktischen Wormwood AG. Das tolle daran: Man kann ja auf der Erde sagen was man will, es glaubt einem ja keiner mehr was.

satt.org: Gibt es schon Boy Group-Groupies?

M: Uns wurde ja seitens der Plattenfirmen dazu geraten, es über myspace zu versuchen. aber wir bevorzugen: mybriefmarkensammlung, mywohnzimmer, myschallplattenspieler, myhousebar und natürlich auch mybadewanne. Zum Wiedersehen haben wir aber ein eigenes Portal eingerichtet.
V: Bewerbungen bitte unter www.theboygroupies.biz

satt.org: Die Platte klingt unglaublich international - war das Absicht (Abgrenzen von "typisch deutschem" HipHop) oder könnt Ihr gar nicht anders?

V: Wir haben für enormes Geld einen Außenbezirk der Funkcity gepachtet.
M: Mir ist völlig unklar, was Viktor da sagt, aber das ist wohl dieses Hamburg-Ding. Die müssen in jedem Satz irgendwie Hamburg reindroppen. So funktioniert das: Tocotronic, 5 Sterne Deluxe, International Pony, Sudiolith und wie sie alle heißen - immer schön artig Hamburg sagen, dann nehmen sie dich wahr in den Schorndorfs dieser Welt. Hafenstädte sind aber auch wirklich sehr international. Im Pudelclub zum Beispiel sieht man Gauner aus aller Herren Länder.

satt.org: Wie bekommt Ihr alle Eure Projekte unter einen Hut? Ist die Boy Group geklont? Ist ViKtor nach wie vor bei Knarf Rellöm dabei, Maurice (sorry,Dr. Love!) bei den Türen?

M: Schon ok. Neben Patchworkfamilie, Crosscultureküche und Rum mit Cola jetzt eben auch das Patchwork-DIY-Arbeiterlager. Und wir sind mitten drin in dem ganzen Wahnsinn. Ich bekomme das alles ganz gut unter einen Hut, nur leider kommt oftmals viel zu wenig Cash auf mein Konto. Dieses Puzzlespiel ist der blanke Wahnsinn. Die ständigen Schwankungen machen mich oft völlig verrückt, geben meinen Kreditberatern ein Gefühl von Macht und mir das ständige Gefühl, mich fortbewegen zu müssen. Fort von hier. Oft habe ich das Gefühl eines Interrollenkonflikts in mehreren außerordentlichen Körpern. Ein Maschinendasein nahezu.
V: Ja. wir haben also schon full-time-jobs und kamen so nicht drumherum, uns klonen zu lassen.
M: Viktor spricht in Rätseln, meint aber oft genau das Richtige. Schade, daß Christian nicht hier ist.

satt.org: Was mögt Ihr lieber - Tüfteln an den Geräten oder Liveauftritte?

V: Wenn es sich schön die Waage hält …
M: Trüffeln? Ich für meinen Teil liebe die Studioarbeit. Als Sänger gibt es nichts bequemeres. Viktor und Christian regeln das mit der Technik und ich muss einfach nur das Mikrophon treffen. Live wird mir sehr sehr viel abverlangt. Das ist sie dann wieder, meine Patchworkexistenz: Tänzer, Sänger, Entertainer …

satt.org: Welche Musik läuft vor Eurem Auftritt?

V: mr.mrks' Notenroulette.
M:ja, mrks (unser Labelchef) hatte mal eine tolle Plattensammlung. Jetzt hat er nur noch mp3s und kommt mit mp3-sticks zu unseren Gigs. So empören wir das Publikum schon vor unserer Show. Wir skandieren. Es wird dem Nerd sehr schnell klar, daß es bei uns wirklich nur um das Eine geht.

satt.org: Ihr dürft Euch eine Gastsängerin aussuchen …

V: Kelis.
M: Einverstanden.

satt.org: Madonna engagiert Euch für Ihr nächstes Album- welchen Style verpaßt Ihr ihr nach dem Abba-Revival?

V: Nur Akustik-gitarre und Gesang.
M: ich hätte Lust, ihr ein paar Texte zu schreiben. Über Natur. Und Früchte. So wie die neue Blumfeld würde die neue Madonna klingen. Nur ebenamerikanischer. Ein amerikanischer Garten mit international besetztem Zoogarten. Mehr Affen. Gefährlichere Tiere. Und andere Harmonien. Weg von harmonisch-moll oder -dur. Zurück zur Pentatonik, dafür schöne Hallräume und Delays. Hamburg halt.

satt.org: Wer gewinnt bei Auseinandersetzungen im Studio (oder seid Ihr Euch immer einig, was wie zu klingen hat)?

V: Wir sind ein Organ!
M: Wir sinds, die Beats.
C (nicht anwesend): nein.

satt.org: Ihr bringt den Funk back oder überhaupt erst hierher - wer sind Eure wichtigsten Einflüsse?

V: Wir sind eine big family in funkcity! M: Viktor meint schon wieder Hamburg, aber ich dropp jetzt mal ein paar coole names: George Clinton, Stanislav Lem, Claudia Steffanie und rüftata110.


The Boy Group Live:
12.05.Hamburg Golden Pudel Club
13.05.Hamburg Golden Pudel Club
14.05. Hamburg Golden Pudel Club
19.05. Leipzig Superchronik (PopUp)
24.05. Offenbach Hafen2
25.05. Münster Luna bar
26.05. Köln Gebäude9
27.05. Berlin Festsaal Kreuzberg
29.07. Dortmund Juicy Beats Festival

satt.org: Seht die Boy Group als eher kurzlebiges Projekt oder habt Ihr weitergehende Pläne?

M: Wir bleiben in Kontakt. Man sieht sich spätestens morgens in den Hotelbars oder auch mal im Pudelclub zum Gangstertreff. Zwangsläufig werden wir eine zweite Platte machen. Es wird eine Platte gegen dogmatische Elektronikpioniere und Kritiker, die sich ausschließlich mit ihren Technohoden auseinandersetzen. Oder sie wird für etwas ganz anderes sein.
V: Langfristig gesehen so modern-talking-mäßig: Alle reisen getrennt an, haben eigenen backstage, verschiedene Hotels und verbringen nur die Zeit auf der Bühne zusammen.

satt.org: Wer wird Weltmeister?

M: Bayern.
V: Der Vatikan. Und Hamburg, ich meine St. Pauli. Also funkcity ist natürlich ein virtueller Ort, nicht HH. Ein Ort, den wir uns teilen mit den Clintons, Plant Lifes und Lidells dieser welt!
M: Ich sags ja: der Marek, der weiss spitz Bescheid. Ein geschmackssicherer Typ.