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Dezember 2004
Marc Degens
für satt.org


Jesus Jackson und die Grenzlandreiter: Gewöhnlicher Schall
Gebrauchte Musik 2004

Jesus Jackson und die Grenzlandreiter: Gewöhnlicher Schall

Preis: 6,00 (incl. Porto/Versand). Bestellungen an: gebrauchtemusik.de

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Jesus Jackson
und die Grenzlandreiter:
Gewöhnlicher Schall


Zwölf Lieder befinden sich auf der neuen, zweiten und selbstgebrannten CD des Augsburger Trios, sie heißt "Gewöhnlicher Schall", ist 53 Minuten lang und kostet sechs Euro. Das Geld ist hervorragend angelegt. Die Texte von Jesus Jackson, Mathias Huber und dem Lyriker und ehemaligen Zeitriß-Herausgeber Gerald Fiebig sind kunstvoll, spöttisch und verstörend – und so anspielungsreich wie die frühen Lieder der Freiwilligen Selbstkontrolle um Thomas Meinecke. Das Trio zitiert und verfremdet Zeilen von Theodor W. Adorno und Samuel Beckett, von Tocotronic und DAF. Jesus Jackson und die Grenzlandreiter erzählen Geschichten von jungen Deutschen, falschen Werten und alten Träumen, und die drei stimmen verwegen Refrains wie "Börse-Online und die FAZ" an: all dies mit Seele und Herz und im Brustton der Überzeugung. Musikalisch bewegt sich die 1998 gegründete Formation zwischen Velvet Underground, früher Neuer Deutscher Welle, Musiktherapie und bayrischer Folklore. Und wie bei den Texten wird mal hier eine Melodie oder dort ein Basslauf entliehen, egal welcher Herkunft, egal welchen Stils. "Gewöhnlicher Schall" ist gleichwohl Manifest, unter anderem für die sogenannte Creative Commons Public License, die die nichtkommerzielle Verbreitung, Vervielfältigung, öffentliche Aufführung und Bearbeitung bei Namensnennung und unter den gleichen Lizenzbedingungen ausdrücklich gestattet.

Der neue Tonträger, der auf Gerald Fiebigs Exotenlabel Gebrauchte Musik erschienen ist, überzeugt mit einfachsten Mitteln, selbstversunkener Ausdauer und der markanten Stimme von Jesus Jackson – es ist Hausmusik im besten Sinne, Low-Fi auf dem höchsten Level! Zeitweise fühlt man sich wie Heiligabend nach der Bescherung im Kreis von Freunden, die ihre Geschenke – E-Bass, akustische Gitarre und Keyboard – zum ersten Mal ausprobieren. "Gewöhnlicher Schall" ist uneitel, liebenswert, mitreißend und trotz aller Verweise und Anleihen äußerst eigenwillig: Mögen die unbeschrifteten Silberlinge sämtliche deutschsprachigen Landstriche erobern!