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31. August 2011
Thomas Vorwerk
für satt.org


  How I ended this summer (Alexei Popogrebsky)
How I ended this summer (Alexei Popogrebsky)
Bildmaterial: Fugu Films
How I ended this summer (Alexei Popogrebsky)
How I ended this summer (Alexei Popogrebsky)
How I ended this summer (Alexei Popogrebsky)


How I ended this summer
(Alexei Popogrebsky)

Originaltitel: Kak ya provel etim letom, Russland 2010, Buch: Alexei Popogrebsky, Kamera: Pavel Kostomarov, Schnitt: Ivan Lebedev, Musik: Dmitry Katkhanov, mit Sergei Puskepalis (Sergei Gulybin), Grigory Dobrygin (Pavel Danilov), 124 Min., Kinostart: 1. September 2011

Der Hochschulabsolvent Pavel (Grigory Dobrygin) hat sich freiwillig zu einem dreimonatigen Praktikum auf einer einsamen Insel im Arktischen Meer gemeldet. Hier besteht seine Aufgabe zusammen mit dem erfahrenen Meteorologen Sergei (Sergei Puskepalis) darin, Daten über die Radioaktivität in der Umgebung zu sammeln und per Funk weiterzuleiten - ungeachtet dessen, dass dies nur Vergleichsdaten für per Fernmessung bereits eruierte Werte sind.

Pavel geht aufgrund seines jungen Alters das stoische Verantwortungsbewusstsein Sergeis für die irgendwie blödsinnig erscheinende Arbeit gänzlich ab, der Bursche hatte sich das Ganze als Abenteuer vorgestellt, doch schließlich wird es noch abenteuerlicher, als ihm lieb ist.

Regisseur Popogrebsky (Koktebel) ist sich dessen bewusst, dass »Stadtmenschen« (zu denen er sich selbst auch zählt) den Film vor allem mit den Augen des jungen Pavel sehen, doch im Verlauf der Geschichte kommt man auch der Perspektive Sergeis immer näher. Es geht dabei auch um einen Generationenkonflikt und die Möglichkeit, sich gegenseitig etwas beizubringen, denn so wie Sergei Pavel versucht, das Fangen und Ausnehmen von Fischen beizubringen, so unterstützt Pavel Sergei bei der umständlichen Kommunikation mit Sergeis Frau, indem er ihn beispielsweise in das Geheimnis des »Smiley«-Emoticons einweiht. Welche dieser Kenntnisse für den Fortbestand der menschlichen Rasse wichtiger sein sollte, könnte heutzutage wahrscheinlich das Thema für mehrere Talkshows abgeben.

Ausgerechnet in der Kommunikation, in meiner verkürzten Sichtweise auf den Film sein Fachgebiet, versagt Pavel schließlich, weil er eine wichtige Nachricht an den für einige Tage zum Fischen gefahrenen Sergei nicht weitergibt, weil er davon ausgeht, dass sein Praktikum bald zu Ende ist und ein Schiff ihn abholen wird. Aus dieser gänzlich kindischen Geheimnistuerei spannt der Film ein Netz von immer wackligeren Lügen, die schließlich zusammenbrechen müssen und die ohnehin eingeschränkte Zusammenarbeit zwischen den Generationen zur großen Konfrontation führen, bei der Fische, Bären, ein Gewehr und Radioaktivität allesamt eine Rolle spielen.

Für meinen Geschmack war der Konfrontationsteil des Films etwas überzogen. Zwar kann man es anhand der Emotionen komplett nachvollziehen, und wenn man zu zweit ist, findet man auch nicht immer einen Schlichter, aber wenn man sich erstmal auf das unspektakuläre Erzähltempo des Films eingelassen hat, ist so ein vermeintlicher Kampf auf Leben und Tod reichlich konventionell, wo eine weniger abenteuerliche Auflösung der Situation zumindest mir vielversprechender (im Sinne des Films) erscheinen würde.

Der eigentümliche Titel des Films (normalerweise würde es ja heißen: »How I spent my Summer Vacation«), ist, wie mir eine des Russischen und des Films kundigen Kollegin erklärte, der Versuch, einen »berühmten«, oft ironisch wiederholten Fehler im Originaltitel irgendwie über die Sprachbarriere hinweg zu retten.