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30. September 2009
Thomas Vorwerk
für satt.org


  Die nackte Wahrheit (R: Robert Luketic)


Bildmaterial © 2009 Sony Pictures Releasing GmbH


Die nackte Wahrheit (R: Robert Luketic)
Bree Turner (rechts)


Die nackte Wahrheit (R: Robert Luketic)
Cheryl Hines (links)
und John Michael Higgins (rechts)


Die nackte Wahrheit
(R: Robert Luketic)

Originaltitel: The Ugly Truth, USA 2009, Buch: Nicole Eastman, Karen McCullah Lutz, Kirsten Smith, Kamera: Russell Carpenter, Schnitt: Lisa Zeno Churgin, Musik: Aaron Zigman, mit Katherine Heigl (Abby Richter), Gerard Butler (Mike Chadway), Bree Turner (Joy), Eric Winter (Colin), Cheryl Hines (Georgia), John Michael Higgins (Larry), Nick Searcy (Stuart), Jesse D. Goins (Cliff), Noah Matthews (Jonah), Bonnie Somerville (Elizabeth), John Sloman (Bob), Yvette Nicole Brown (Dori), Adam Harrington (Jack Magnum), Craig Ferguson (Himself), 96 Min., Kinostart: 1. Oktober 2009

Bei dieser Romantic Comedy scheint man inspiriert von Judd Apatow (schon durch Katherine Heigl drängt sich die Verbindung auf) oder der Fernsehserie Two and a Half Men. Zumindest geht es hier weitaus mehr um zotige Sprüche als um Brautschleier, und so ist es schon mal eine Wohltat, dass für den deutschen Verleihtitel nicht die üblichen Signalworte "Liebe", "Braut" oder "Hochzeit" bemüht wurden, mit denen sonst noch jeder Film des Genres seiner Individualität beraubt wird.

Abgesehen vom (jetzt auch nicht eben innovativ übersetzen) Titel ist es mit der Individualität jetzt auch nicht soweit her. Die Story ist im Grunde genommen eine Variation von Cyrano de Bergerac, bei der der Berater mal nicht gemeinsam mit dem gecoachten Nachhilfeschüler dessen Angebetete anhimmelt, sondern Gerard Butler als moderner Rock Hudson gegen Ende wenig überraschend doch auf die ziemlich farblos agierende Heigl abfährt, der er vermeintlich zuvor nur beibringen will, wie man Männer um den Finger wickelt, obwohl ein bloßer Blick auf das Filmplakat jedem Zuschauer klargemacht haben dürfte, um welches Paar es in diesem Film geht.

Die Anzüglichkeiten sind recht amüsant (zumindest in der Originalversion), auch wenn der Gag mit der vibrierenden Unterwäsche nicht wirklich neu ist (übrigens auch nicht die einzige Szene des Films, bei der man an When Harry met Sally erinnert wird). Da mich das "Paar" des Films nicht übermäßig interessiert hat (die große Schlussszene ist auch unerträglich kitschig und verspielt einiges an zuvor mühsam zusammengesammelten Pluspunkten), konnte ich mich ganz auf die Nebenfiguren konzentrieren. Neben Bree Turner, einem echten Scene Stealer mit leider völlig unterentwickelter Rolle als pointenliefernde Assistentin war für mich der Höhepunkt das großartig gecastete Moderatoren-Ehepaar, das durch die Tips des penetranten Machos Gerard Butler die eigene Ehe derart neu zum Lodern bringt, dass irgendwann die laufenden Fernsehkameras nur noch von geringer Bedeutung scheinen, während man hinter dem Pult verschwindet. John Michael Higgins ist ein schon länger positiv auffallender Nebendarsteller, der beispielsweise in The Break-Up als Bruder von Jennifer Aniston völlig "unschwul" eine Acappella-Version von "Owner of a Lonely Heart" (Yes) zum Besten gibt. Und Cheryl Hines kennt man neben Curb Your Enthusiasm aus Adrienne Shellys Waitress (dt.: Jennas Kuchen), und sie hat jetzt auch ein letztes Drehbuch der leider verstorbenen Regisseurin (Titel: Serious Moonlight) höchstpersönlich verfilmt.

Es kann natürlich kaum im Sinne des Regisseurs sein, wenn ein Film aufgrund der Nebengeschehnisse überzeugt, während die Hauptsache eher "akzeptabel" erscheint, aber wenn die drei von mir genannten Nebendarsteller durch ihre Auftritte demnächst auch mal etwas größere Rollen bekommen, dann hat diese millionste Romantic Comedy zumindest eine Existenzberechtigung.