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15. Juli 2009
Thomas Vorwerk
für satt.org


  Killshot (R: John Madden)
Killshot (R: John Madden)
Killshot (R: John Madden)
Fotos: Senator Film Verleih
Killshot (R: John Madden)
Killshot (R: John Madden)


Killshot
(R: John Madden)

USA 2008, Buch: Hossein Amini, Lit. Vorlage: Elmore Leonard, Kamera: Caleb Deschanel, Schnitt: Mick Audsley, Lisa Gunning, Musik: Klaus Badelt, mit Diane Lane (Carmen Colson), Thomas Jane (Wayne Colson), Mickey Rourke (Armand "Blackbird" Degas), Joseph Gordon-Levitt (Richie Nix), Aldred Wesley Montoya (Lionel), Rosario Dawson (Donna), Don McManus (Nelson Davies), Hal Holbrook (Papa), Alexis Butler (Girl in Hotel Room), 95 Min., Kinostart: 16. Juli 2009

Die Romane von Elmore Leonard sind wie geschaffen für Verfilmungen. Trockener Witz, spannende Verwicklungen, harte Männer, leichte Frauen. Seit Quentin Tarantinos Jackie Brown versuchten sich immer wieder Regisseure an diesen Stoffen, und zumeist waren das dann Kinoerfolge wie Out of Sight (Steven Soderbergh), 3:10 to Yuma (James Mangold) oder von mir aus auch das Get Shorty-Sequel Be Cool. John Madden, weltbekannt als der Regisseur von Shakespeare in Love (übrigens der Film, der die meisten Oscars (7) gewonnen hat, aber nicht den für die beste Regie ...), dachte sich wahrscheinlich, da kann man nicht viel falsch machen, und drehte einen Film, der nach Ende der Dreharbeiten fast zwei Jahre brauchte, bis er auch in die Kinos kam. Eine komplette Nebenfigur (ein von Johnny Knoxville gespielter korrupter Polizist) wurde herausgestrichen, weil die Testzuschauer ihn unsympathisch fanden, man musste dann noch ein paar Szenen nachdrehen, damit der Film funktioniert, aber man merkt dem Endresultat leider immer noch an, dass irgendwas schiefgelaufen ist.

Der Film profitiert von seiner Vorlage, er leidet aber darunter, dass man sich zu sehr an anderen Leonard-Verfilmungen (insbesondere Jackie Brown) orientiert hat. So ist der erste Stolperstein des Films Mickey Rourke. "Mickey Rourke?" werden sich jetzt einige fragen. Der ist doch wahrscheinlich der Hauptgrund, dass der Film überhaupt den Weg in die deutschen Kinos geschafft hat ...!? Das ist richtig, aber die Ähnlichkeit von Rourkes Rolle zu seinen Comeback-Rollen in Sin City und The Wrestler ändert leider nichts daran, dass es ein ziemliches Wagnis ist, Mr. Rourke hier einen Indianer spielen zu lassen! das muss man als Zuschauer erst mal geneigt sein, zu schlucken. Wenn man diese Rolle als Hauptfigur des Films begreift, und die Probleme dieses Auftragskillers ernst nimmt, funktioniert die Sache auch halbwegs. Die eigentlichen Helden des Films sind aber Thomas Jane (The Punisher, der mittlere von bisher drei Filmen) und Diane Lane (zuletzt vor allem in abgehalfterten Romanzen) als getrennt lebendes Paar, das unschuldig in die Ziellinie des Killers gerät. Wobei die Frage "Kriegen sie sich am Ende wieder oder kriegt der Killer sie?" dem Film auch nicht wirklich weiterhilft.

Dann gibt es noch Joseph Gordon-Levitt (Brick) als tolpatschigen Nebengauner, der in Bäumen nach Enten sucht oder seine Wut bevorzugt an Möbelstücken wie Kronleuchtern und Elchköpfen auslässt. Wenn Mickey Rourke die Entsprechung von Samuel L. Jackson in Jackie Brown ist, dann übernimmt Gordon-Levitt den De-Niro-Part. Diese Neubesetzung lässt schon mal nichts Gutes ahnen. Doch dann kommt auch noch Rosario Dawson dazu, die aufgrund der Startschwierigkeiten von Killshot nun wie aus Death Proof übernommen wirkt, und sie darf die Rolle von Bridget Fonda übernehmen - nicht die Hellste, aber dafür einer Runde "casual sex" nie abgeneigt. Wäre Killshot vor No Country of Old Men herausgekommen, hätte man auch einige Ideen noch für interessant erachtet, die jetzt komplett nachgeäfft wirken. Und als wäre das alles nicht schon schlimm genug, gelingt auch die Übertragung des Stoffs in die heutige Zeit (der Roman erschien 1989) nur ansatzweise (die Dialogzeile mit "Stevie Nicks" funktioniert meines Erachtens gar nicht mehr), und der Kniff des Buchs, die Handlung sozusagen zweizuteilen (vor und nach dem "Witness Relocation Program"), leidet unter der Stückwerk-Montage doch merkbar.

Wer aber nur ein bißchen Hard-Boiled-Action haben möchte, und keine großen Ansprüche hat, der wird immerhin gut unterhalten. Wie viel besser der Film unter günstigeren Sternen hätte werden können, ist doch eine eher müßige Frage.