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Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen




Mai 2005
Thomas Vorwerk
für satt.org

Liebes Spiel
D 2005

Liebes Spiel (R: Britta Sauer)

Regie:
Britta Sauer

Buch:
Maggie Peren

Kamera:
Konstantin Kröning

Schnitt:
Martin Menzel

Musik:
Franco Tortora, Tom Batoy

Darsteller:
Florian Stetter (Morten), Maggie Peren (Theresa), Henning Peker (Hasi), Bruno F. Apitz (Helmut), Michael Günther (Kurt), Marie Gruber (Marie), Günter Schoß (Herr Weimar), Lutz Lansemann (Mortens Vater), Gitta Schweighöfer (Mortens Mutter), Christian Schmidt (Torge)

Kinostart
26. Mai 2005

Liebes Spiel

Die Schauspielerin Maggie Peren ist relativ unbekannt, als Drehbuchautorin von Vanessa Jopps Vergiss Amerika, Marco Kreuzpaitners Ganz und Gar oder auch die zwei Mädchen, Mädchen-Filme ist sie aufmerksamen Freunden deutscher Filme da schon eher mal aufgefallen. Nun spielt sie günstigerweise auch gleich die weibliche Hauptrolle in dem nach ihrem Buch entstandenen Film Liebes Spiel der Kinodebütantin Britta Sauer - und als deutsche Antwort auf Agnes Jaoui (ein etwas bemühter Vergleich) führte sie im Anschluß an die Dreharbeiten auch selbst Regie bei dem Film Hypochonder.

Filmszene
Filmszene
Filmszene
Filmszene

Morten (Florian Stetter, Max-Ophüls-Preis für L’amour, zuletzt als drittes Hinrichtungsopfer in Sophie Scholl - Die letzten Tage) ist ein Zivildienst leistender Sanitäter, der auf den Spuren seines Vaters schon bald das Medizinstudium beginnen soll, es aber irgendwie nicht gebacken kriegt, diesen darüber aufzuklären, daß er eigentlich kein großes Interesse an einem solchen Studium hat. Zuerst in der Tram, später bei einem Aushilfsjob im Hasenkostüm lernt er Theresa (Maggie Peren) kennen, eine junge Liebe entfaltet sich, doch Theresa hat ein noch schwerwiegenderes Geheimnis als Morten: Sie ist spielsüchtig. Unter der dadurch entstehenden Geld- und Zeitnot leidet nicht nur ihr Job als Dolmetscherin und ihre praktisch nichtexistente Wohnungseinrichtung, auch Morten wird öfters versetzt und darf die Nacht alleine verbringen, weshalb er der in den gemeinsamen Stunden so famosen Frau nachspioniert und schließlich sogar miterleben muß, wie Theresa sich für einen Abend im Spielcasino nebst "Trinkgeld" mehr oder weniger prostituiert.

Es gibt stimmigere deutsche Filme, aber Liebes Spiel leidet nicht nur unter einer gewissen "Kantigkeit", das "Ungeschliffene" macht auch einen Großteil des Reizes aus. Ähnlich wie man an der Handlung das Genre des Films nur schwer festlegen könnte (irgendwo zwischen Liebesfilm, Sozialdrama und Komödie), springt die Inszenierung auch in den Stilmitteln hin und her, dies aber ungleich besser als etwa in Cowgirl. Der Vorspann ist wie ein Caper Movie gestaltet, dann folgt beispielsweise jene Szene mit dem Verletzten in der Disco, bei der sich der Sanitäter Morten plötzlich selbst auf einem gefährlichen Geländer balancieren sieht, was der Figur einfach sehr viel interessanter macht. Wenn die mysteriöse Theresa in ihrem hellbraunen Mantel immer wieder verschwindet und Morten sie ausfindig machen musst, erinnerte mich dies sogar an die Femme Fatale in Wong Kar-Wais Chungking Express. Und durch solche Schlenker, die nicht nur wie Kabinettstückchen wirken, sondern den Film unterstützen (dazu würde ich auch einige gelungene Nebenfiguren zählen), funktioniert Liebes Spiel auch besser als ähnliche Filme.

Doch nur über die sympathischen Darsteller kann auch die Liebesgeschichte zünden, die im Endeffekt über Gedeih und Verderb des Films entscheidet. Irgendwann gibt es mal einen kurzen Dialog, der den ganzen Film hervorragend zusammenfasst, und wer diesen (gespielt besser wirkenden) Dialog mag, wird auch den Film mögen.

Morten: "Warum spielst Du?"
Theresa: "Am Anfang habe ich mal viel gewonnen und mir ging’s richtig gut.
Und seitdem warte ich darauf, daß es wieder so wird."
Morten: "So geht’s mir mit Dir."