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November 2002
Thomas Vorwerk
für satt.org

Mein Bruder, der Vampir
Deutschland 2001

Sven Taddicken: Mein Bruder, der Vampir

Regie:
Sven Taddicken

Buch:
Matthias Pacht

Kamera:
Daniela Knapp

Schnitt:
Jens Klüber

Musik:
Putte

Darsteller:
Roman Knizka (Josch Klausen), Hinnerk Schönemann (Mike Klausen), Marie Luise Schramm (Nik Klausen), Julia Jentsch (Nadine), Alexander Scheer (Manu), Barbara Stoll (Marlies Klausen), Gottfried Breitfuß (Rudi), Marie-Lou Sellem (Chantal)

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Mein Bruder, der Vampir






Mein Bruder, der Vampir

Mein Bruder, der Vampir

Mein Bruder, der Vampir

Mein Bruder, der Vampir

Mein Bruder, der Vampir

Mein Bruder, der Vampir



Einige Kritiker überschlagen sich darin, festzustellen, wie wohltuend sich dieser Film von anderen Streifen um das Sujet der erwachenden Sexualität, etwa "Harte Jungs" unterscheidet, denn für wenn man das Debütwerk des Hamburgers Taddicken auf die narrative Grundformel "Jemand möchte etwas haben und hat Schwierigkeiten, es zu bekommen" begrenzt, so geht es doch nur darum, seine Unschuld zu verlieren oder, um den Wortlaut des 29jährigen geistig zurückgebliebenen Josch zu benutzen, endlich mal zu "bumsvögeln".

Nicht nur Elling weiß, daß die Bedeutung eines solchen Ereignisses oftmals überwertet wird, und man kann sich der leichten Ahnung nicht verschließen, daß auch die Charaktere dieses Films ähnliche Erfahrungen machen werden. Doch wenn man dem Film "Mein Bruder, der Vampir" eines nicht vorwerfen darf, so, daß seine Entwicklungen voraussehbar wären. Doch man kann ihm genügend anderes vorwerfen. Der Humor eines nächtlichen Voyeur, der durch eine Fensterscheibe bricht und (mitsamt diverser Glasscheiben) auf einer nackten Frau landet ist ebenso bedenklich wie die Anweisung, sich ein Lippen-Piercing mit einem Hammer selbst beizubringen. Während es einerseits um die sensible Darstellung eines pubertierenden Mädchen und eines geistig verwirrten jungen Mannes geht (die beide hervorragend dargestellt werden, letzterer vom aus "Vergiß Amerika" bekannten Roman Knizka), gibt es andererseits Passagen, die man meines Erachtens nicht mit einer märchenhaften Surrealität allein erklären kann. Zwar legt der Film einige Fährten, wie durch den Einfluß verantwortungsbewußter Personen auch die Probleme unserer Hauptfiguren gelöst werden könnten, doch stattdessen übt sich der mittlere Bruder Mike darin, eine einzigartige Rücksichtslosigkeit zu demonstrieren, indem er Josch zunächst das Masturbieren beizubringen versucht ("Das machen alle") und ihn dann kurzerhand in den Wohnwagen einer Prostituierten sperrt. Und spätestens, wenn das ohnehin überbewertete Problem der beiden Protagonisten durch sie angeblich einleuchtende Lösung des Inszest aus der Welt geschafft wird, fragt man sich als Zuschauer, wie es möglich ist, derart unreflektiert ein solches Unding als "Happy End" zu präsentieren.

In der in den letzten Monaten grassierenden Welle von schlechten Filmenden ein weiterer Höhepunkt an Stupidität, der abermals vieles kaputtmacht, was dieser teilweise sehr sympathische Film an Qualitäten aufzuweisen hat. Daß der Film aber auf diversen Festivals ausgezeichnet wurde, und zwar nicht nur für die Nebendarsteller und die (etwas prätensiöse) Kameraführung, sondern auch für Regie und Drehbuch, ist mir ein absolutes Rätsel. Aber nicht jeder stört sich so sehr an Kleinigkeiten wie ich.