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März 2002
Thomas Vorwerk
für satt.org

Der Pakt der Wölfe
Le pacte des loups

Frankreich 2001

Der pakt der Wölfe

Regie:
Christophe Gans

Buch:
Stéphane Gabel, Christophe Gans

Kamera:
Dan Laustsen

Schnitt:
Xavier Loutreuil, Sébastien Prangère, David Wu

Musik:
Joseph LoDuca

Darsteller:
Samuel Le Bihan (Grégoire de Fronsac), Vincent Cassel (Jean-Francois de Morangias), Monica Belluci (Sylvia), Emilie Dequenne (Marianne de Morangias), Jeremie Renier (Thomas d'Apcher), Mark Dacasos (Mani)



Der Pakt der Wölfe
Le pacte des loups


Offenbar lädt ein Subgenre des Horrorfilms, das sich mit Wolfsmonstern befasst, immer wieder zu neuen Variationen ein. In den letzten zwanzig Jahren verdanken wir diesem Sujet interessante Filme von Neil Jordan, John Landis oder Michael Wadleigh, und so, wie all diese Filme zeitlich klar verortbar sind, so ist auch "Le pacte des loups" unbestreitbar ein Kind seiner Zeit.

Doch der Anfang des Films ist zunächst einmal eine unverhohlene Hommage an Spielbergs "Jaws". Abermals werden wir Zeuge, wie eine junge Frau Opfer eines niemals zu sehenden Täters wird, der sie wie einst "Bruce" hin und her schleudert, als wäre sie ein Flugdrachen. Nur eben ohne die Zuhilfenahme des Auftriebs im Wasser, und die horrende Tonspur dazu verlangt dem Zuschauer einen gehörigen Respekt ab für das Monstrum, mit dem man sich für die nächsten zwei Stunden in einen dunklen Kinosaal begeben hat.

Doch lange Zeit sieht man das Wolfswesen nicht. Und das ist auch gut so, wie jeder weiß, der mal Faulstich und Kortes analytischen Vergleich von "Jaws" und "The Birds" gelesen hat oder sich über die Schlußeinstellung von Jacques Tourneurs "Curse of the Demon" geärgert hat.

Stattdessen geht das gesamte Dorf auf die Jagd nach der Bestie, die es vor allem auf Frauen und Kinder abgesehen hat. Und daraus entspinnt sich eine Geschichte, die irgendwo zwischen "Sleepy Hollow", "The Last of the Mohicans" und "The Crucible" anzusiedeln ist, doch zu allem Übel geht es auch noch um politische Bewegungen kurz vor dem Ausbruch der französischen Revolution, um Rassismus, verlogene Religion und dergleichen sozialkritische Themen, die in einem Film, der den ästhetischen Kriterien von John Woo-Martial Arts-Spektakeln und Kostümfilmen nacheifert, schon etwas suspekt und fehl am Platz erscheinen.

Mit dem ersten unverfälschten Auftritt des Wolfmonsters steht und fällt der Film. Wer sich darüber freut, daß er ein solches Monster noch nie zuvor auf der Kinoleinwand gesehen hat, kann sich auch an dem Film erfreuen. Wer jedoch bemäkelt, daß das Ungetüm derart offensichtlich aus einem Rechner stammt, wird sich für das folgende Spektakel trotz einiger gelungener Action-Sequenzen nie ganz erwärmen können. So wie das Monster an Patchwork-Arbeiten erinnert, ist auch der Film eine Mixtur an Genre-Elementen und zum Teil etwas unausgegorenen Ideen, die den Zuschauer aber, und das sollte man nicht vergessen, für fast zweieinhalb Stunden, gut unterhält, auch wenn die Kreatur spätestens beim Nachspann verreckt und in die Einzelteile zerfällt.