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Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen




31. Dezember 2019
Thomas Vorwerk
für satt.org


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Mittwoch, den 25. Dezember, kurz nach 6 Uhr:

Die Weihnachtsgeschenke sind rechtzeitig fertig geworden (worüber ich als mitteilungsfreudiger Kreativling akribisch auf meinem Twitter-Account berichtet habe), nun ist es an der Zeit, die letzten guten Vorsätze fürs auslaufende Jahr zu retten. Unter anderem wollte ich nämlich noch zwei TVODs raushauen und bin dabei ziemlich hoffnungslos ins Hinterfangen geraden. Aktuell muss ich noch von der ersten, drei Wochen verspäteten Ausgabe vier Kritiken schreiben, wobei ich aber zwei der Comics noch lesen muss...

Danach sehen wir weiter...


Mittwoch, der 13. / 20. / 27. November
/ 4. Dezember (Woche 46-49)


Grundsätzliche Infos zu dieser Rubrik findet Ihr wie üblich auf unserer Erklärseite!



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4. Dezember 2019 (Woche 49)
(Magere Komplettlieferung)


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  Venom 2099 #1

Venom 2099 #1
(one-shot)

Writer: Jody Houser; Artists: Francesco Mobili, Geraldo Borges; Cover: Clayton Crain; Colorist: Rachelle Rosenberg; Letterer: VC's Clayton Cowles; Marvel Studios; $ 4,99

Aus Gründen, die mir selbst nicht ganz klar werden (die Suche nach einem Comic, der mit V beginnt, war nur ein Teilaspekt), sin die 2099er Comics bei Marvel das einzige »Event« außer den beiden X-Men-Dingern, das ich einigermaßen akribisch verfolgt habe. Im Kern unbedingt besser als ein anderes Crossover würde ich die Rückkehr zum 2099er-Universum nicht nennen, aber zumindest wird den Autoren bei den zahlreichen One-Shots die Chance gegeben, die neuen Versionen altbekannter Marvelfiguren ziemlich frei von irgendwelchen Vorgaben zu kreieren.

Besonders gelungen finde ich das bei Fantastic Four 2099, wo der Anknüpfungspunkt an die bekannte »Superhelden-Familie« besonders unerwartet daherkommt, gut in die neue origin story eingebaut wird, und man dann am Schluss des Heftes mit einer echten Überraschung aufwartet. So konsequent kann man dies nicht in jedem vermeintlichen Neuanfang machen.

Was mir bei der 2099er-Kiste auch gefällt: Soweit ich das beurteilen kann, kann man den stories der einzelnen One-Shots auch gut folgen, ohne die ganze backstory zu kennen. Weder die von 1992 (ich habe damals so ziemlich alles von Peter David gelesen, auch Spider-Man 2099 - aber nicht ewig!), noch von den gelegentlichen Ausgaben zwischendurch oder vom Crossover mit der aktuellen Spider-Man-Serie oder den mittlerweile obligatorischen Alpha und Omega-Heften. Ich habe beispielsweise mit Conan 2099 angefangen, war weit entfernt davon, begeistert zu sein, aber man konnte der Story auch folgen, ohne zu wissen, was Thorites sind oder Begriffe wie Skullfire und Public Eye im Jahr 2099 bedeuten. Es gibt einfach so eine Handvoll Vorgaben für diese Zukunft, in der Superhelden mal ausgemerzt wurden, und aus irgendwelchen Gründen tauchen dann in diesem scheinbar immerwährenden Jahr besonders viele neue Gestalten mit besonderen Kräften auf. Bei Conan 2099 schafft es Gerry Duggan immerhin auch, innerhalb seines Heftes zu einer ganz gelungenen closure zu finden.

Bei Punisher 2099 und Ghost Rider 2099 legt man besonderen Wert auf den Sci-Fi-Aspekt, aber die Origianlfiguren haben mich schon nie wirklich angesprochen, da ändern die neuen Versionen auch nicht viel.

Mit dieser Herangehensweise sollte Venom 2099 eigentlich besonders schlechte Karten bei mir haben, aber zum einen finde ich Alea Bell als vom Alien eingenommener Protagonistin um einiges interessanter als good ole Eddie Brock, und Jody Houser (Wolverine Annual #1) gibt sich Mühe, zwei komplett unterschiedliche Figuren mit unerwarteten Parallelen zu bestücken.

Venom 2099 #1

© 2019 Marvel

Im Kern ist die origin so nah dran am Original wie bei keiner anderen 2099-Figur, deutlicher als bei den anderen one-shots hat man auch das Gefühl, dass hier eine längere Story vorbereitet wird, was mich eigentlich nerven sollte - aber weil mich die Auflösung nicht besonders interessiert, funktioniert das Öffnen einer neuen Dose Würmer hier eigentlich erstaunlich gut. Und weil man die ganze Kiste mit Venom / Carnage / wie sie alle heißen... aktuell ziemlich hypet, hat Venom 2099 momentan vielleicht sogar bessere Chancen auf eine Fortsetzung als beispielsweise Conan, Ghost Rider oder der Punisher (bei Doom 2099 wage ich keine Prognose, weil das Heft zwar von Chip Zdarsky geschrieben wird, der schon deutlich besser ist als die Standard-Marvel-Autoren - aber gleichzeitig ist anzunehmen, dass die Doom-Geschichte stärker mit der übergreifenden Crossover-Geschichte zusammenhängt.)

Venom 2099 #1 ist zusammenfassend guter Durchschnitt (was eigentlich implizit bedeutet »besser als der Durchschnitt«), gerade wer eine gewisse Affinität zu der Venom-Figur hat, kann hier nicht viel falsch machen. Einzig das Artwork hätte eine Spur interessanter ausfallen können. Ist nicht schlecht, aber ich suche ja immer das kleine Quentchen mehr.


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Weitere gesammelte gelesene Neuerscheinungen aus Woche 49:
20XX #1, Amazing Spider-Man #35, Archie #709, Batman #84, Excalibur #3, Ghost Rider 2099 #1 (one-shot), The Infected: Deathbringer #1 (one-shot), James Bond #1, The Little Mermaid #2 (of 4), Mickey and Donald's Christmas Parade (one-shot), New Year's Evil #1 (one-shot), Star Trek: Year Five #8, Star Wars Saga #1 (one-shot), Thor the Worthy #1 (one-shot), True Believers: Conan: Serpent War #0: The Valley of the Worm, True Believers: Star Wars: The Hunter #1, Usagi Yojimbo #7, Vampironica: New Blood #1, Vengeance of Vampirella #3, X-Men #3 & Young Justice #11.
*Zitat der Woche: »Uh, don't you have a Batcave?«

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26. November 2019 (Woche 48)
(Komplettlieferung)



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  Killadelphia #1

Killadelphia #1

Writer: Rodney Barnes; Artist & Cover: Jason Shawn Alexander; Colorist: Luis NCT; Letterer: Marshall Dillon; Image Comics; $ 3,99

Es gibt gewisse Storyansätze, die hat man schon gefühlt hundert Mal erlebt. Es ist eine besondere Kunst, aus solch einem Ansatz noch etwas herauszuholen. Killadelphia ist so ein Fall.

Schon der Titel dieser Comicserie klingt ausgelutscht. Ich habe die kreativen Köpfe nicht gekannt, mich nicht besonders mit dem Covermotiv beschäftigt und einfach losgelesen. Erst sah es nach einem Vater-Sohn-Konflikt mit Rachegeschichte aus, dann wie eine etwas andere Zombiegeschichte.

Als ich dann mit etwas Verspätung begriffen habe, dass es nicht um Zombies, sondern um Vampire geht ... und es um einen Ausbruch von yellow fever geht, bei dem eine Karibikreise eines fast 200 Jahre toten US-Präsidenten eine Rolle spielt, klang das Ganze zumindest schon mal interessanter als die nächste Feld-, Wald- und Wiesen-Blutsauger-Geschichte.

Was mich aber in diesen Comic hineinsaugte, war nicht die Story an der Oberfläche, sondern wie sie erzählt wurde: Mit viel Interesse an der ausgefeilten narrativen Struktur und einer fast perfekten Zusammenarbeit des Autors Rodney Barnes mit dem Zeichner Jason Shawn Alexander, der für mich visuell all das einbrachte, was ich mir vergeblich in den heutigen Comicarbeiten von Bill Sienkiewicz erhoffe - gepaart mit einer kinderleicht nachvollziehbaren Ausschöpfung mancher Comictugenden.

Jason Shawn Alexander hat nur wenig von der (manchmal im besten Sinn) deliriösen Verspieltheit von Sienkiewicz, er nutzt stattdessen ähnliche Techniken, um sie ganz in den Dienst der Geschichte zu stellen.

Killadelphia #1

© 2019 Rodney Barnes & Jason Shawn Alexander.

Er variiert Panelgrößen und -grenzen, drückt damit unterschiedliche Stimmungen aus, lässt auch mal Panel scheinbar »umfallen« oder nutzt sie wie oben im Bildbeispiel dazu, eine Verbindung aufzubauen. Diese Art der Comickunst, wie sie auch in Heart Attack vorgeführt wird, wird von »nur«-Comicfans oft übersehen, wenn man sich ein wenig mit den narrativen Möglichkeiten des Mediums beschäftigt, achtet man auf so etwas aber besonders.

Und weil ich mich selbst hin und wieder im bescheidenen Rahmen mit der Erstellung von Comics beschäftige und mein eingeschränktes Zeichentalent so gut kompensieren kann, habe ich eine besondere Affinität dafür.


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  Batman: Creature of the Night #4

Batman: Creature of
the Night #4 (of 4)

Writer: Kurt Busiek; Artist, Colorist & Cover: John Paul Leon; Letterer: Todd Klein; DC Comics; $ 5,99

Es hat mich durchaus erheitert, als man jüngst in den Comic Shop News als hervorstechendes positives Merkmal von Frank Millers neuestem Dark-Knight-Nachklapp The Golden Child darauf hinwies, dass es sich um einen one-shot handelt, wodurch man als Leser nicht darunter leiden muss, dass spätere Ausgaben auf sich warten lassen würden. Wer sich seinerzeit mit Millers All Star Batman & Robin, the Boy Wonder herumgeärgert hat, wird die Sache mit dem one-shot vermutlich tatsächlich zumindest als eine Abwendung größeren Schadens zu schätzen wissen.

Der Abschluss von Kurt Busieks vierteiliger Batman-Serie Creature of the Night kam wie eine Überraschung für mich, denn obwohl ich mich seit mittlerweile einem guten Jahr wieder umfassender mit US-Comics beschäftige, war mir gar nicht bewusst, dass es eine solche Serie gibt. Was schlicht daran liegt, dass sie vor ziemlich genau zwei Jahren begonnen worden war.

Und Heft 3 erschien offenbar schon 2018.

Der Kern der Geschichte, die offenbar eine Variation von Superman: Secret Identity ist, kann schnell zusammengefasst werden. In einer Welt, die der unseren deutlich gleicht, und die nicht zum DC Universum gehört, wird ein gewisser Knabe namens Bruce Wainwright durch den Mord an seinen Eltern zum Waisen, sein Onkel kümmert sich fortan um ihn, und weil der ein gutes Händchen für Geschäftsdinge hat, wächst das bereits beträchtliche Familienvermögen, das er für Bruce verwaltet, zu noch größeren Ausmaßen.

Schon, als seine Eltern noch lebten, war Bruce Fan der Batman-Comics, und der Junge neigt dazu, seinen Onkel Alton Frederick Jepson »Alfred« zu nennen. Er erkennt sich irgendwie in den Comicwelten wieder, und dann kommt auch noch ein schwarzer Polizist mit Vornamen Gordon mit ins Spiel, später ruft Bruce eine Stiftung für Waisen ins Leben, wobei die erste Nutznießerin ein Mädchen namens Robin ist, das ebenfalls seine Eltern bei einem Verbrechen verloren hat.

Immerhin ist der mittlerweile erwachsene und sexuell recht aktive Bruce geistesgegewärtig genug, sich trotz seines persönlichen Interesses für Robins Fall nie persönlich mit Robin zu »beschäftigen«.

Was er aber nicht alle vier Bände der Serie »durchhält« - und das klingt jetzt eine Spur creepier, als es ist...

Obwohl ich mich hier offiziell mit dem vierten Band beschäftige, will ich aus den letzten beiden Bänden nicht zu viel spoilern, die Geschichte muss eine Chance haben, sich selbst zu entfalten.

Ich muss sagen, dass ich das Konzept an sich durchaus interessant fand, auch, wie die Geschichte sich entwickelt hat... aber gegen Ende kommen dann manche Aspekte durch, die mich nicht ganz überzeugten. Da waren die Ideen zu Beginn irgendwie interessanter. Etwa, wie es verschiedene Erzählerfiguren gibt und »Onkel Alfred« ein Geheimnis hat, das dann zugunsten des seltsamen Batmans, der lange Zeit einfach nur eine Fantasie oder ein Zufall hätte sein können, schnöde liegengelassen wurde.

Batman: Creature of the Night #4

© 2019 DC Comics. All rights reserved.

Und die letzten paar Seiten waren für mich auch deutlich zu antiklimaktisch, um in Relation zu dem zuvor geschehenen einen wirklichen Eindruck zu hinterlassen.

Für diejenigen, die geduldig auf den Abschlussband gewartet haben und nicht erst fünf Minuten vor Schluss eingestiegen sind, gibt es übrigens noch etwas Bonusmaterial zur Wiedergutmachung. Ich habe übrigens bei der Lektüre gemerkt, dass mir Zeichner John Paul Leon doch nicht so vertraut war, wie ich anfänglich dachte (Irgendwann mal ne Marvel-Miniserie von ihm gelesen). Hier befindet er scih stilistisch irgendwo zwischen Sean Philips und John Watkiss, was natürlich voll in mein Beuteschema passt. Und wenn irgendwo mal Spitzenletterer Todd Klein auftaucht, freue ich mich sowieso immer.

Und die erste Seite des vierten Bandes dürfte jeden Batman-Fan beglücken, weil Bruce Wainwright trotz seiner späteren Irrwege einfach einer von uns ist. (Am liebsten hätte ich an der Stelle einen superdetaillierten Vergleich mit David Mazzucchelli und vielleicht Tim Sale angestellt - aber schon die bloße Idee versagt John Paul Leon den Respekt, den er verdient.


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  young Donald Duck

Young Donald Duck

Writers: Francesco Artibani, Stefano Ambrosio & Alessandro Ferrari; Artists: Stefano Intini, Marco Mazzarello, Francesco D'Ippolito & Antonello Dalena; Cover: Stefano Intini; Colorist: Edizioni BD; Letterer: Tom B. Long; IDW Publishing; $ 14,99

Auf das Konzept dieser hier zusammengefassten neuen Donald-Serie wurde ich im Zusammenhang mit der Panini-Sticker-Sammlung aufmerksam. Das Lustige Taschenbuch »Premium« Aus dem Leben des jungen Donald Duck habe ich nur nie am Kiosk rumliegen sehen, und so hole ich diese Wissenslücke halt bei der US-Fassung (mit 175 Seiten vermutlich dünner und teurer) nach.

Ich bin bekanntlich Donaldist und Purist, für den oft überzogenen italienischen Zeichenstil also nicht unbedingt zugänglich. Im besprochenen Band war mir insbesondere Zeichner Marco Mazzarello zu grobschlächtig (siehe Beispielpanel, das deutlich impliziert, dass die Ausscheidungen des jungen Donalds nicht gerade nach Rosenwasser duften), während der dünne Strich von Antonello Dalena und die fast klassischen (»italienisch-klassischen«) Zeichnungen von Stefano Intini fast erträglich waren.

Young Donald Duck

© 2019 Disney Enterprises, Inc. All rights reserved.

Das größere Problem waren die Geschichten. Dass Donald auch mal Kind war, ist unbestritten, aber warum er mit Micky und Goofy die selbe Schule besucht haben soll und zu jener Zeit selbst Oma Duck wie selbstverständlich mit einem Handy umgeht, ist nur schwer mit irgendeinem Kanon zu vereinbaren, sondern wie die Witze über unschöne Gerüche wohl ganz dem anvisierten Zielpublikum zuzuschreiben.

Entsprechend hält man sich (bis auf das Zaubern) an ein Art Harry-Potter-Setting, wo Donald sich gegenüber seinem immer im Hintergrund agierenden Erbonkel Dagobert beweisen muss, wobei der Schuldirektor, der über Donalds »Stipendium« wacht, immer wieder mit einem Rausschmiss droht und öfters mal noch kleinen Katastrophen davon überzeugt werden muss, dass Donald alles gut meint und unter anderem heldenhaft gegen Schul-bullies eintritt oder, wenn unter Druck gesetzt, tatsächlich sogar das Zeug zu einem Sport-Champion hat (solange er sich die entsprechende Sportart selbst aussuchen kann)

Einige der neu dazuerfundenen Nebenfiguren wie Trudy van Tubb sind nicht ohne Charme, aber neue Figuren werden hier größtenteils wie Episodengegner eingesetzt, die nach üblichen Mustern aus Schulgeschichten agieren, also bullies, reiche Schnösel oder eine missgünstige Konkurrentin, die mit unsauberen Mitteln arbeitet. Dabei trifft Donald auf seinen Mitbewohner Micky und die beiden helfen sich auf reichlich kindische Art, Kontakt zu ihren Traumpartnerinnen Daisy und Minni aufzubauen, wobei Daisy es ihrem Donald eine Spur schwieriger macht.

Man merkt nicht nur anhand der wechselnden Zeichner und Autoren, dass die Geschichten ursprünglich nicht so kompakt gesammelt erschienen sein müssen, und die betreuten Künstler gehen unterschiedlich behende mit der angetrauten Aufgabe um. Solange die Schulgeschichten abgesehen von einigen kleinen Desastern einigermaßen realistisch wirken, funktioniert das Ganze auch ganz okay, aber spätestens, wenn man vergleichbar größere Abenteuer bemüht, passen auch mal die zu überstehenden Gefahren nicht wirklcih zur großen, fast normalen Geschichte. Was jedenfalls eine Art Sharknado bei einem Schulausflug zum Strand zu suchen hat, überforderte mich sehr. Vielleicht braucht das Jungvolk solche überzogenen Spektakel.

Young Donald Duck

© 2019 Disney Enterprises, Inc. All rights reserved.

Für mich steht fest, ich habe erstmal genug vom »jungen Donald Duck«, der mindestens so überheblich, gedankenlos und größenwahnsinnig ist wie die mir vertraute Figur - aber leider nicht so liebenswert wie »mein Donald«


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Weitere gesammelte gelesene Neuerscheinungen aus Woche 48:
Basketful of Heads #2** (of 6), Conan 2099 #1 (one-shot), Fallen Angels #2, Fantastic Four: Negative Zone #1 (one-shot), Ghost-Spider #4, John Constantine: Hellblazer #1, New Mutants #2, Punisher 2099 #1 (one-shot), Second Coming #5 (of 6), Space Riders: Vortex of Darkness #1, Star Trek: Picard - Countdown #1 (of 3), Supergirl Annual #2, Swamp Thing Giant #2*, X-Force #2, Yondu #2 (of 5) & Young Donald Duck**
*Zitat der Woche: John Constantine: »Us English don't trust anyone who isn't at least a closet alcoholic.«
**Bonuszitat der Woche: Donald Duck: »...Hey...hey, lady... suh-something's really wrong! Wh-why's everything... uh-upside d-down--whu--why...«

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20. November 2019 (Woche 47)
(Komplettlieferung)



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  Olympia #1

Olympia #1 (of 5)

Writers: Curt & Tony Pires; Artist: Alex Diotto; Colorist: Dee Cunniffe; Letterer: Micah Myers; Design: Ryan Ferrier; Image Comics; $ 3,99

At several places in the intenet this new series was compared to Jack Kirby, and I'd like to point out that this has very little to do with the king's drawing style, but with the godlike status of the characters Kirby created for example for his later works like DC's New Gods.

The premise that (young) comic readers interact with the heroes they read about is not exactly new (see also Batman: Creature of the Night a bit further to the top if you're inclined to understand German), and the idea to distinguish between different worlds via different art styles is pretty much self-explanatory.

But in Olympia they go to extremes (without leaving the mainstream path). The world of young Elon, the comic reader in this case, I could almost describe as drawn in some kind of Image house style. With a slight indie touch, art almost as by Sean Philips of Criminal, but with a full color spectrum, slightly toned down, reminiscent of Matt Wilsons's work over at Paper Girls (or is that just because I see a young boy on a bicycle with quite a bit of purple and pink around him?).

For the comic-inside-the-comic, a device I like very much (Dylan Horrocks comes to mind) the coloring seems almost pop-art style, with those big dots the publishing world used in olden times - that now are often used as a stylistic pattern in comic book coloring ... kinda like sepia tones in movies. Even if you're a young teen with no real grasp of the history of the medium you pretty soon figure out that such pages have something to do with medieval times when nobody knew about the internet.

When Kirby did the DC stuff I mentioned before comics were still cheap, printed cheaply, and on cheap paper. Not that slick stuff you shouldn't even breathe upon alas it should forfeit its status of pristine mint condition. Sometimes I yearn for those times, but then I buy some obscure True Believers reprint and get reminded of the mostly inane stories.

The best part about Olympia are the interactions with his Thor-like comic book hero, when thick pathos meets childlike wonder or Elon gets praise as a modern-times Merlin because he brought a readily available medicine to help out his hero.

When the happenings in Elon's world get more fantastic, the borderlines get blurred, but we also lose a lot of the authenticity of the simple life of a school boy, because adventure breaks into his life. I'm not overly fond of Spielberg movies or something like J.J. Abrams' Super, because the scope tends to get pretty much titanic, where the subtle details are the most interesting. I'm afraid this will also happen in Olympia, but so far it's a lot of fun - if you know about some of that old comics or not.

Olympia #1

© 2019 Curt Pires, Alex Diotto and Dee Cunniffe. All rights reserved.

My obligatory visual excerpt is from a preview of Olympia #2 - I just thought this would better represent the work.


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  Heart Attack #1

Heart Attack #1

Writer: Shawn Kittelsen; Artist & Cover: Eric Zawadzki; Colorist: Michael Garland; Letterer: Pat Brosseau; Image Comics (Skybound); $ 3,99

Die Idee, Menschen mit einer bestimmten »Superkraft«, die sie irgendwie zu etwas besserem, einem Homo superior, macht, gleichzeitig zum Opfer von gesellschaftlichen Dransalierungen zu machen, kennt man vor allem durch Marvels Mutanten, die symbolisch schon für so ziemlich jede Minderheit standen - und dadurch auch zur Identifikation einladen, denn zu irgendeiner Minderheit gehört fast jeder Mensch. Und diskriminiert fühlt man sich auch ganz fix.

In Heart Attack greift man diese Kernprämisse auf, setzt sie in einen leicht futuristischen Polizeistaat und erzählt von einem (noch zu bildenden) Paar, dass durch eine seltsame Wechselwirkung vermutlich eine wichtige Rolle spielen wird.

Heart Attack #1

© 2019 Skybound, LLC. All rights reserved.

Dass es zwischen den beiden buchstäblich funkt, liegt nahe, dass auch eine love story eine Rolle spielen wird, und außerdem will man zunächst einmal herausbekommen, wie die Regeln dieser Gesellschaft beschaffen sind.

Für welche Kräfte muss man mit welchen Strafen rechnen, wie entwickelt sich die Verbindung zwischen den beiden? Das reicht eigentlich schon mal, mich als Leser für mindestens drei hefte bei der Stange zu halten.

Das Artwork ist auch interessant. Nicht nur die Umsetzung des von mir schnöde als »Funken« beschriebenen Moments, trotz einer Menge talking heads (um Teile der » Regeln« zu erklären) und einer etwas eingeschränkten Visualisierung von emotionalen und mimischen Nuancen liest sich das Heft sehr geschmeidig, und die überdurchschnittliche weiblicher Figuren für den Plot ist erfrischend.

Heart Attack wirkt sehr modern, auch durch den Einsatz futuristischer Auswüchse von sozialer Medien im Anschluss an das eigentliche Comic-Material. Für mich als alten Sack, der nicht immer auf eine Party-Gesellschaft in Rosa- und Blautönen anschlägt, hat die Story trotz der vielen Versatzstücke genau die richtigen Knöpfe gedrückt. Ich weiß, dass ich diesen Vergleich zu oft nutze, aber im Grunde hat mich der Einstieg an die ersten Hefte des Age of X-Man erinnert, nur mit zusätzlichem Potential für ein junges Publikum, das sich nicht auf Jahrzehnte von backstory einlassen will.

Durch die verstärkte Lektüre von Mainstream-Comics wird mir Woche zu Woche immer klarer, wie sehr meine jugendliche Begeisterung für Sci-Fi mich immer noch prägt, und das Superhelden, wenn sie erstmal die pubertären Machtfantasien nicht mehr beflügeln, schnell den Wow-Effekt verlieren. Also das »Alter, haste gesehen!? Metamorpho hat Man-Thing in einen Kaktus verwandelt!« (parodistisches Beispiel, ihr wisst schon was ich meine...).

Und hier zeigt man halt, dass man einen vergleichbaren Wow-Effekt auch mit Figuren erreichen kann, über die man vorerst fast gar nichts weiß. Die love story hat zwar ein paar austauschbare »Romeo & Julia«-Aspekte, aber weil das alles noch so frisch ist - und nicht die 23ste Wiederannäherung zwischen Lady X und Mister Y, wirkt Heart Attack so »frisch« wie nur wenige Neuerscheinungen dieses Jahres. Da verzeihe ich auch gern, dass ich beim Artwork einen gewissen zusätzlichen Oomph vermisse. Dafür spielt man ausgiebig mit erzählerischen Stilmitteln wie Situationen, die panelübergreifend die Topographie ausloten (siehe Bildbeispiel oben).

Sollte man durchaus mal antesten...


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  The Question: The Deaths of Vic Sage #1

The Question:
The Deaths of Vic
Sage #1 (of 4)

Writer: Jeff Lemire; Penciller: Denys Cowan; Inker: Bill Sienkiewicz; Cover: Denys Cowan & Bill Sienkiewicz; Colorist: Chris Sotomayor; Letterer: Willie Schubert; DC Comics; $ 6,99

Die ersten Seiten dieses »Black Label«-Heftes (man darf also böse Worte benutzen, vor denen man Kinder vermeintlich beschützen muss) hat mich etwas geschockt. Nicht wegen irgendwelcher Themen wie Korruption oder Kinderprostitution, sondern wegen der großen Diskrepanz der Figur des Batman-ähnlichen maskierten Helden und Detektivs The Question mit meiner Erinnerung an diese Figur.

Die alten Hefte liegen bei meinen Eltern auf dem Dachboden, ich kann also keinen konkreten Vergleich anstellen, aber in meiner Erinnerung war Vic Sage ein stylisher Mittelwert zwischen alten Pulp-Fiction-Helden wie The Shadow und der ebenfalls Groschenheften entwachsenen hard-boiled detective fiction. Als ich Anfang der 1990er die DC-Hefte um diese Figur las, im Wissen darum, dass die ehemalige Charlton-Figur von Alan Moore ähnlich wie Captain Atom oder Blue Beetle in die Watchmen verwandelt wurde (Rorschach hatte später sogar mal einen Gastaufftritt in einem Question-Heft, wie eine sehr frühe Ahnung von dem ganzen Schlamassel um Flashpoint, The Bullet und Doomsday Clock), habe ich noch keine so feine Nase dafür gehabt, was politisch fragwürdig bis unvertretbar ist. Aus Frank Miller wurde mit den Jahren ein gefestigtes Feindbild für mich, und was ich im Nachhinein mal an seinen frühen Werken erneut las (beispielsweise Batman: Year One, Elektra: Assassin oder einige Daredevil-Hefte), hatte noch nicht diesen überzogenen Mike-Hammer-Tonfall, der später Sin City zunehmend vergiftete...

Und nun, geschrieben von Jeff Lemire, den ich eigentlich mag, finde ich solche kernige Sprüche:

»Question-- What is black and blue and red all over?« - »Answer-- Your face.«

oder solch eine Panel-Folge:

The Question: The Deaths of Vic Sage #1

© 2019 DC Comics. All rights reserved.

Wie gesagt: Vielleicht ist das ja eine tolle Genugtuung, mal in einem DC Comic »asshole« schreiben zu dürfen (mittlerweile ist sogar das Wort mit c in »Black Label«-Heften zulässig) - Aber diese Sprüche sind a) nicht neu oder witzig, und zeugen b) davon, dass diese einst von mir gern gelesenen Hefte inzwischen auch so eine Fascho-Attitüde haben, wo es okay ist, Selbstjustiz in unnötige Gewalt ausarten zu lassen und in frauenfeindlicher Weise Figuren abschätzig auf eine sexuelle Tätigkeit zu reduzieren (wohlgemerkt, im Comic erfährt man über beide Figuren, die Vic von tiefem Herzen zu verachten scheint, nichts von besonderen Umständen, die Vics entgleiste Aktionen erklären würden - als Leser wird man dazu genötigt, die Opfer-Täter-Schwarzweiß-Perspektive des »Helden« zu übernehmen).

Glücklicherweise zieht sich mein anfänglicher Eindruck nicht durch's ganze Heft, und man erkennt auch, dass Lemire mit Bedacht die Charakterisierung der Titelfigur zu Extremen führt. Aber das hinterlässt schon einen unschönen Nachgeschmack, den auch die folgende Geschichte, in der es offenbar auch um Geheimlogen und Rassismus geht, nicht ganz wieder vertreiben kann.

Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich diese Serie zuende lesen will, weil auch die alte Art-Kombo Cowan/Sienkiewicz hier eher schnell hingerotzt daherkommt, aber »retten« kann man diesen doppelten faux pas zu Beginn in meinen Augen nur, wenn irgendwo in den nächsten drei Heften mal klar wird, dass Vic begreift, dass er hier über die Stränge geschlagen hat.

Dass Lemire nebenbei offensichtlich auch die Grundfesten der Figur erweitern will (es wird deutlich angedeutet, dass der mysteriöse Titel eine Aufklärung erfahren wird), ändert an meiner Wertschätzung dieser Serie auch nicht das Geringste. Ich muss dann mal demnächst checken, wie viel verunglückter Rorschach schon damals in der Figur steckte...


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Weitere gesammelte gelesene Neuerscheinungen aus Woche 47:
2099 Alpha #1 (one-shot), Amazing Spider-Man #34, Batman #83, Batman: White Knight Presents Von Freeze #1 (one-shot), Big Hero 6: The Series #1, Deadpool #1, Dollar Comics: Luthor #1, Eve Stranger #4 (of 5), Excalibur #2, Fantastic Four 2099 #1 (one-shot), Firefly #11*, Frozen: True Treasure #1 (of 3), Heartbeat #1, Marauders #2, The Mask - I Pledge Allegiance to the Mask #2, Roku #2 (of 4), Something is Killing the Children #3**, Star Wars #75 (of 75), Teen Titans #36 & You are obsolete #3.
*Zitat der Woche: Zoë: »What's ... going on?« - Malcolm: » Sorry. I thought it was pretty obvious ... we're all gonna die.«
**Bonuszitat der Woche: »I've got a bad feeling I can't shake that this is all going to get much worse before it gets better.«

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13. November 2019 (Woche 46)
(Nachschlag)


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  Firefly: The Sting

Firefly: The Sting
(GN)

Writer: Delilah S. Dawson; Artists: Pius Bak, Serg Acuña, Richard Ortiz, Hyeonjun Kim, Rodrigo Lorenzo; Firefly created by Joss Whedon; Cover: Marco D'Alfonso; Colorists: Doug Garbark, Joana Lafuente, Natalia Marquez; Letterer: Jim Campbell; Design: Marie Krupina; Boom Studios; $ 19,99

  Frauenversteher auf Twitter

Nicole Seifert veröffentlichte vor kurzem einen (inzwischen offenbar gelöschten) Kommentar zu einem SPON-Artikel, den sie mit einer Kollegin verfasst hatte. Dort erklärt einem mal wieder jemand (ich würde mich nie erdreisten, vom Text her auf das Geschlecht der Person zu schließen, auch wenn es sich hier aufzudrängen scheint), wie die Welt funktioniert, und man muss unmittelbar die eigene Scham unterdrücken, dass man es nicht längst selbst erkannt hat. (Hinweis: das war bösartige Ironie...)

Ich würde nicht bestreiten, dass Frauen oft anders über andere Themen schreiben, aber wenn man von vornherein auf unbestätigte Vorurteile beharrt (drei ZDF-Pilcher-Fernsehfilme reichen nicht für eine Aussage über »90% der Schriftstellerinnen«) und sich nicht für andere Perspektiven öffnet, verdeutlicht dies sehr schön, dass der Kern des Problems nicht die weiblichen Autorinnen sind, sondern eine Vielzahl der männlichen Leser (was man übrigens schon vor Jahrhunderten oder während der Blütezeit der Science-Fiction daran erkennen konnte, dass viele Frauen unter männlichem Pseudonym schrieben, um überhaupt eine Chance zu erhalten, an ein männliches Publikum zu geraten - dass dies auch viel mit männlichen Verlegern zusammenhing, ist ein anderer Sack Flöhe).

Nach Lesen dieses Kommentars checkte ich mal meine 2019 von mir gelesenen »Frauenbücher«: es waren acht an der Zahl und keines dieser Bücher drehte sich um die oben aufgeführten Themen. Was nicht zuletzt auch daran lag, dass es ja nicht nur Belletristik gibt und ich bei meinem (dieses Jahr nicht erreichten Ziel) mindestens ein Dutzend Bücher von Frauen zu lesen, natürlich selbst über die Auswahl entscheide. Somit waren da neben einem protofeministischen Klassiker von Susan Glaspell (sehr vorbildlich!) vor allem die Autorinnen eines Star-Trek-Sammelbands, Felicia Day und eine Menge Laura Ingalls Wilder (etwa die erste Hälfte ihrer Little House on the Prairie-Serie) vertreten, was vor allem zeigt, wie relativ vorurteilslos ich meine Lektüre auswähle. (Mein Lieblingsbuch des Jahres war übrigens The Miseducation of Cameron Post von Emily M. Danforth, angeregt durch die Verfilmung, die im Nachhinein gegen die Buchvorlage etwas abstank. Im Vorjahr stammte mein Favorit ebenfalls von einer Frau, Station Eleven von Emily St. John Mandel.

Warum die lange Vorrede? Firefly: The Sting ist von einer Frau geschrieben und dreht sich für einen Großteil des Buches nur um die weiblichen Mitglieder der Crew der Serenity. Und obwohl die Geschichte ziemlich actionreich ist (die zwielichtige Saffron erpresst unsere Heldinnen, bei einem Juwelenraub teilzunehmen), spielen nicht nur Frauenthemen eine Rolle (unter anderem geht es um ein Kloster, das eine seltsame Art von Mädchenhandel bzw. -Kidnapping betreibt), Delilah S. Dawson nimmt sich zwischendurch viel Zeit, um auf die Gedanken und Seelennöte ihrer weiblichen Figuren einzugehen.

Firefly: The Sting (Art: Pius Bak)

© 2019 Twentieth Century Fox Film Corporation. All rights reserved

Und spätestens an dieser Stelle geht es durchaus um sehr weibliche Themen, wie sie auch ansatzweise in der Aufzählung ganz oben auftauchen. Zoë hadert mit sich, ob sie den Kinderwunsch ihres Mannes mit ihrer eigenen Vorstellung ihres Lebens vereinbaren kann, Inara formuliert hier (in ihren Gedanken) viel deutlicher ihre dauerhafte Frustration mit dem eingeschränkt einfühlsamen Captain Reynolds - und Kaylee und River sind in ihrer Individualität unter anderem auch irgendwie dezidiert weiblich.

Und auch, wenn sich einige dieser Passagen etwas ziehen, gehören sie zu den Stärken des Werken, weil ich bisher noch nirgends die Innenleben dieser Figuren seziert bekommen habe. Joss Whedon ist ein großartiger Autor, der gerade seinen Frauenfiguren viel Raum gibt, aber in einer Sci-Fi-Fernsehserie hat man bestimmte Vorgaben zu erfüllen. Und auch Greg Pak in der regulären Firefly-Comicserie muss halt auf 22 Seiten am besten immer allen Einzelfiguren gerecht werden und nebenbei auch für etwas Remmidemmi sorgen...

Und wie Dawson sich die Freiheit nimmt, auch mal abzuschweifen, das ist schon ein Erlebnis, dass ich trotz der ansatzweisen Marginalisierung des Action-Plots durchaus genossen habe.

Mein einziges Problem mit dem Buch sind die unterschiedlichen ZeichnerInnen. Pius Bak (The Magicians) kenne ich, der macht einen guten Job, auch wenn ich mir immer noch nicht recht erklären kann, warum die Panelgrenzen bei ihm immer so aussehen, als würden sie bröckeln. Muss wohl eine Art persönlicher Stil sein.

Es folgt der mir unbekannte Serg Acuña, der wohl vor allem WWE-Sachen zeichnet (also Wrestler), hier aber eine durchaus interessante Mischung aus den kantigen Gesichtern von Sean Murphy und dem warmen Manga-Stil von Jill Thompson (fast in Richtung chibi) liefert. Das past dann sowohl zu den bösen Nonnen als auch zur fast kindlichen Fröhlichkeit von Kaylee.

Bei Richard Ortiz (DC Bombshells, kenne ich auch nicht) wird alles wieder etwas rundlicher und freundlicher, aber ich habe gar nicht automatisch was gegen Kanten. Dieser Zeichner hat auch ein wenig den Nachteil, dass seine Portion des Ganzen sich in einem einzigen Raum, mit nur zwei Personen darin, abspielt. Da hätte die Autorin auch ein oder zwei Seiten verlieren können, weil nicht nur die Geschichte an Fahrt verliert, sondern es natürlich auch sehr schwierig ist, aus solch einer Szene visuell etwas herauszuholen.

Firefly: The Sting (Art: Richard Ortiz)

© 2019 Twentieth Century Fox Film Corporation. All rights reserved

Hyeonjin Kim hat ebenfalls schon mehrere Wrestling-Comics gezeichnet und hat ebenfalls einen Manga-Einfluss, der aber die spitzen Nasen von Sean Murphy besser in das Artwork integriert. Spricht mich aber nur teilweise an, seine Saffron ist zum Beispiel sehr gelungen, während eine weibliche Nebenfigur, über die man im Verlauf des Buchs erstaunlich viel erfährt, bei ihm allzusehr darauf festgenagelt scheint, dass sie bereits Großmutter ist. Ihr Gatte, der im Ortiz-Teil des Buches eine größere Rolle spielt, dürfte ein vergleichbares oder sogar höheres Alter haben, aber die Frau wirkt fast ausgemergelt. Was auch nur eingeschränkt zu dem Detail passt, dass der Gatte sie nach wie vor sehr liebt, er ihr gegenüber aber seine Emotionen nicht ausdrücken kann (so hat Inara zumindest das Problem analysiert). Da die beschriebene Großmutter sich als Ersatzlover einen jungen Poolboy geschnappt hat, funktioniert für mich aufgrund der Diskrepanz zwischen den Zeichenstilen auch nicht so richtig.

Das letzte Kapitel stammt dann von Rodrigo Lorenzo (»with Richard Ortiz«) und hier kann man zwar die angestrebte Ähnlichkeit zu den Schauspielerinnen vielleicht sogar am besten erkennen, aber die Zeichnungen sprechen mich am wenigsten an und ziehen den Gesamteindruck auch etwas runter. Am schwersten verständlich war für mich, warum die Farben von Doug Garback hier besonders »ausgelutscht« wirken, wo sie im »Zwei Personen in einem Raum«-Kapitel nach tadellos wirkten. Vielleicht komme ich einfach mit fliederfarbenen Klamotten besser klar als mit einem rosa Sonnenuntergang.

Bei allem Gesülze über das Artwork will ich nicht unerwähnt lassen, dass das hübsch kolorierte Cover von Marco D'Alfonso, das stilistisch auch auf den Einstiegsseiten mit Copyright, Titel und Künstlernamen weitergeführt wird, wirklich toll geworden ist. Inwiefern das an D'Alfonso, der Designerin des Buches oder womöglich einer der Personen, die irgendwo fürs Production Design bei Boom zuständig sind, liegt, kann ich nicht zielsicher bestimmen. Dafür gibt's aber ein Sternchen...

Firefly: The Sting

© 2019 Twentieth Century Fox Film Corporation. All rights reserved.


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Für die nächste Ausgabe (noch in 2019?) sind anvisiert:

Rezensionen zu American Jesus: The New Messiah #1 (of 3), The Dark Knight Returns: The Golden Child #1 (one-shot), Doomsday Clock #12 (of 12), Dr. Strange #1, Dying is Easy #1, Harley Quinn: Villain of the Year #1 (one-shot) oder Incoming #1 (one-shot) (das ist wie üblich nur die Vorauswahl).