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März 2008
Stefan Pannor
für satt.org

Kleiner Thor
von Patrick Wirbeleit & Kim

Patrick Wirbeleit, Kim Schmidt: Kleiner Thor

Es scheint, als würde sich Kim Schmidt in seinen Comics immer weiter nördlich begeben. Nach den küstenfernen „Leichenwäscher Karl“-Strips und seinen „Unser Schumi“-Comics erschien vor drei Jahren der Band „Störtebecker“, der ihn zeichnerisch an die Ostsee versetzte. Mit „Kleiner Thor“ geht es noch ein Stück weiter, nach Skandinavien und zu den Wikingern.

Wie schon „Störtebecker“ entstand auch dieser Band in Zusammenarbeit mit dem Texter Patrick Wirbeleit, und auch sonst gibt es neben dem Taschenbuch-Format noch eine entscheidende Gemeinsamkeit: der Held ist auch in „Kleiner Thor“ ein Junge. Genauer gesagt Odins Nachwuchs, der zum Lernen und Reifen auf die Erde geschickt wird - ganz ohne göttliche Kräfte, mitten in ein Dorf mehr oder minder ruppiger Wikinger. Das ist dumm, intrigiert doch der Westgermanische Gott Tyr gegen Walhallas Götter gleich an zwei Fronten. Einerseits will er Thor beseitigen und hetzt ihm darum einen Riesen auf den Hals. Andererseits will er auch alle Götter Walhallas vernichten, indem er den Göttern die lebensnotwendigen Äpfel der ewigen Jugend vorenthält.

Das klingt kompliziert - und ist es auch. Beinahe die Hälfte des ersten Bandes geht leider dafür drauf, die Ausgangslage zu klären und die verschiedenen Subplots einzuführen. Infolgedessen wirkt die Geschichte leider ziemlich behäbig. Selbst der große Kampf David gegen Goliath ... äh, Thor gegen den Riesen geschieht beinahe unvermittelt. Im angekündigten Folgeband wird sich zeigen müssen, ob die Geschichte nun, da alle Rahmenbedingungen stehen, an Fahrt auf nimmt.

Auf der anderen Seite steht eine wunderbare atmosphärische Lockerheit. Niedliches Charakter-Design, Impressionen vom Leben der Nordmänner, charmante kleine Slapstickeinlagen, überzeugende Landschaftsimpressionen. Hier ist ein über alle Maße versierter Handwerker zu sehen, der ganz genau weiß, wie man mit dem Medium Comic umgeht. Wo die Geschichte noch nicht wirklich überzeugt, retten Schmidts Zeichnungen den Band und machen ihn zu einer hübschen Ergänzung auf dem Markt der Kinder- und Jugendcomics.



Patrick Wirbeleit, Kim Schmidt:
Kleiner Thor. Band 1

Tokyopop, 168 S., € 6,50
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